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Autoren: Monica Kristensen
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Wohnzimmer stand. Er spürte, wie Angst in ihm aufstieg. Was sollte aus ihm werden, wenn er bei der Store Norske aufhören und von Spitzbergen abreisen musste? Er musste sich zusammenreißen. Dieses Saufen musste ein Ende haben, wie auch die späten Abende und der ganze Mist, den er da zusammen mit Kristian und Lars Ove veranstaltete. Ja, Letzteres war wohl sowieso vorbei, nach allem, was er gehört hatte. Nach der Fahrt zum Sorgfjord, die er nicht mitgemacht hatte, wollten sie wohl nichts mehr mit ihm zu tun haben.
    Aber obwohl er beschlossen hatte, sich zu bessern, wachte er an diesem Morgen wieder mit einem dicken Kater und einem schlechten Gewissen auf. Er konnte sich kaum noch an den gestrigen Abend erinnern, nur dass er sich aufs Sofa schlafen gelegt hatte, weil er wütend auf Tone war und nicht neben ihr im Bett hatte liegen wollen.
    »Die bräuchte mal richtig eins hinten drauf«, hatte Kristian gemeint, als er von Steinars Eheproblemen gehört hatte. Lars Ove und er hatten den Kumpel nach bestem Wissen unterstützt. Aber sie waren auch beide nicht verheiratet. Und ihnen war die eigene Hilflosigkeit gar nicht bewusst, wenn sie da Abend für Abend mit Steinar zusammenhockten und ihn aufforderten, doch ein Mann zu sein und zu handeln.
    In letzter Zeit war die Freundschaft der drei abgekühlt, das Vertrauen nicht mehr vorhanden. Es nützte nichts, wenn Steinar den Kopf einzog und demütig nachfragte. Natürlich sagten Kristian und Lars Ove nicht offen heraus, dass sie Steinar nicht mehr vertrauten. Aber sie gingen ihm aus dem Weg. Und bald war die Saison sowieso zu Ende. Die Krabbenkutter waren mit ihrer offiziellen wie mit der inoffiziellen Ladung Richtung Festland gefahren.
    Kristian hatte eine Woche Urlaub genommen und wollte ein oder zwei Tage in Tromsø bleiben, um dort einiges zu regeln. Unter anderem Geld auf sein und Lars Oves Konto einzuzahlen. Er hatte noch keinen Entschluss gefasst, was er mit Steinars Anteil machen wollte. Wahrscheinlich würde er ihn ausbezahlen, aber von so vielen Drohungen begleitet, dass Steinar auf jeden Fall das Maul halten würde. Das arme Schwein war sowieso platt wie ein Eichhörnchen unter den Rädern eines Lasters und hatte genug Probleme zu Hause.
    Auf jeden Fall war Steinar nicht mehr einer von ihnen. Kristian und Lars Ove verschwanden gern mal von ihrem Stammtisch in der Kneipe und gingen woanders hin, ohne ihm etwas zu sagen. Plötzlich standen sie am Bartresen, ein paar Minuten später hatten sie sich davongemacht – ohne Erklärung – ins Kroa oder ins Karlsberger. Steinar ging davon aus, dass es mit seiner Absage für die Fahrt zum Sorgfjorden zu tun hatte.
    Steinar grämte sich, wie es nur ein einsamer Mann tun kann. Mürrisch und bei jeder Kleinigkeit aufbrausend, immer häufiger vor dem Fernseher hockend mit einer Wodkaflasche unter dem Sofa. Und schließlich hatte Tone genug davon. Sie hatte ihn zur Rede gestellt, gefordert, dass er sich zusammenreiße. Es gab Grenzen für das, was sie ertragen konnte. Vielleicht hatte er ja Tone etwas zu heftig geschüttelt? Plötzlich hatte die Tochter in der Tür gestanden, sie war von all dem Lärm im Wohnzimmer geweckt worden. Sie hatte hysterisch geschrien und nichts, was er anstellte, hatte etwas genützt. Es endete damit, dass Steinar eine verblüffte Ella ohrfeigte, die mitten in einem Schluchzer innehielt und aussah, als ob sie auch aufgehört hatte zu atmen. Und Mutter und Tochter waren die Treppe hinuntergelaufen und hatten sich im Zimmer der Tochter eingeschlossen. Nachdem Ella schließlich eingeschlafen war, kam Tone wieder hinauf ins Wohnzimmer und erklärte mit ruhiger, eiskalter Stimme, dass sie die Scheidung wolle und zurück aufs Festland fahre. Und wenn es nach ihr ginge, solle er so wenig Kontakt zu Ella wie möglich haben.
    Er war im Wohnzimmer herumgelaufen, hatte Sachen heruntergerissen, alles, was er in die Finger bekam, zu Boden oder auf Tone geworfen. Aber dieses Mal war sie unerbittlich, mit einem Mut, der ihn trotz der hohen Promille erschreckte. Am Ende war sie ins Schlafzimmer hinuntergegangen, und er hatte sich in den Schlaf gesoffen. War aufs Sofa gefallen, mit einer Wolldecke über dem Bauch, hatte auf die Zierkissen gesabbert. Umgeben von kaputten Gegenständen, zerbrochenen Flaschen und Gläsern.
    Verdammt, wie spät war es? Hatte er verschlafen? Draußen vor den Wohnzimmerfenstern war es dunkel und ruhig. Eisnadeln funkelten unter dem Licht der Straßenlampen. Er setzte sich auf dem Sofa

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