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hatte seinen Scooteranzug ausgezogen und ließ sich schwer auf eine Bank fallen. »Fleisch, Tabak, Schnaps. Alles in Kisten verpackt. Alles fix und fertig draußen auf den Schlitten. Der Marktwert auf den Straßen von Tromsø liegt bei acht-, neunhunderttausend, denke ich mal. Dreißig Prozent für euch und siebzig Prozent für uns.«
»Haben wir nicht fifty-fifty gesagt?«, ließ sich der Steuermann vernehmen.
»Ne, das haben wir nicht.« Kristian grinste. Das gehörte mit zum Spiel. »Wir sind diejenigen, die die Kosten haben. Und das größte Risiko.«
Lars Ove saß schwitzend auf der Bank, fast eingeschlafen. Der Rauch drehte sich dicht unter der Decke. Das Fleisch zischte in der Bratpfanne, vor der das Frauenzimmer stand. Er kniff die Augen zusammen und fing an zu träumen. Als sie um den Tisch ging und ihm etwas auf den Teller legte, roch es süßlich und fremd.
»Hau ihr eins hinten drauf, du«, flüsterte Kristian ihm zu. »Das mag sie.« Der Skipper ließ ein kurzes, trockenes Lachen vernehmen. Der Rest der Mannschaft saß mit unbeweglicher Miene da und folgte dem Geschehen, ohne ein Wort zu sagen.
»Soll ich? Gehört sie denn nicht zu dem da?« Lars Ove zögerte noch.
Der Skipper lachte erneut, und das Frauenzimmer schaute Lars Ove mit einem nicht zu deutenden Blick an, bevor sie sich umdrehte. Schnell schoss seine Hand hervor und klopfte auf die grüne Trainingshose.
»Was zum Teufel nimmst du dir da heraus, du Pferdepimmel?« Die schwarzhaarige Frau drehte sich blitzschnell zu Lars Ove um, ihre Augen funkelten ihn böse an. »Hast du keine Angst um dein Leben, du Pissnelke? Bettelst du um Prügel, oder was soll das?«
Der Dialekt war nicht einzuordnen, aber der Wortschatz war eindeutig. Nie zuvor hatte Lars Ove so eine Kaskade von Flüchen gehört. Sie machte minutenlang weiter, nur unterbrochen von lauten Lachsalven der Mannschaft der »Ishavstrål«. Kristian lachte auch. »Das ist die Frau vom Kapitän«, gluckste er. »Sie ist berühmt hier oben im Eismeer. Hast du noch nie von ihr gehört? Stammt ursprünglich von den Philippinen. Hat zehn Jahre lang in der Fischfabrik in der Finnmark gearbeitet, bis sie Harald kennen gelernt hat. Und sie ist immer dabei, wenn er vor Spitzbergen fischt.«
»Auch wenn es Unglück bringt, Weiber an Bord zu haben«, lachte der Koch und bekam einen gutmütigen Klaps auf den Hinterkopf vom Kapitän.
Kjell Lode rief die Regierungsbevollmächtigte an und berichtete vom Telefongespräch, ließ es jedoch als anonymen Tipp erscheinen.
»Meinst du, wir sollten den Hubschrauber in den Norden schicken und das überprüfen?«, fragte Anne Lise Isaksen unsicher. Es war erst ein paar Wochen her, dass ihr das Amt übertragen worden war, und sie wollte auf keinen Fall einen Fehler machen.
Sie rief Tom Andreassen an. Anschließend den Wachhabenden bei Airlift. Und schließlich rief sie zu Hause bei Erik Hanseid an. Er bekam die Gelegenheit, gut bezahlte Überstunden zu machen, da es schließlich Wochenende war. Und außerdem konnte es ihm nicht schaden, besser mit der Geographie im Norden vertraut zu werden. Es sah ja so aus, als würde er auf absehbare Zeit dem Büro der Regierungsbevollmächtigten erhalten bleiben.
Nördlich von Grönland lag ein Tiefdruckgebiet und sammelte Kraft über dem Inlandeis. In ein paar Stunden würde es sich auf seinen unsteten Kurs Richtung Westen und Norden machen. Bei der Wetterstation für Nordnorwegen schüttelte der diensthabende Meteorologe den Kopf, als er sich die Wetterkarte anschaute.
»Ach du grüne Neune. Jetzt werden sie aber ordentlich durchgeschüttelt, die Krabbenkutter da oben«, sagte er und schaute besorgt seinen Kollegen an. »Was meinst du, sollen wir eine Unwetterwarnung rausschicken?«
KAPITEL 15
PAPAS MÄDCHEN
Wie entschlossen sie ihre Kluft überstreifen,
dabei bietet sie keine strahlende Pracht,
keine Bügelfalten und keine Schleifen,
dennoch sind sie stolz auf ihre Tracht.
Donnerstag, 22. Februar, 05.20 Uhr
Steinar Olsen saß auf der Bettkante und wusste nicht, was er tun sollte. Jetzt hatte er wirklich Probleme. Der Steiger hatte ihm am Abend vorher gesagt, dass sein Arbeitsvertrag nicht über die Probezeit hinaus verlängert werden würde, wenn er seinen Job im kommenden Monat nicht besser machen würde.
Probezeit? Er war sich gar nicht klar darüber gewesen, dass so etwas im Vertrag stand. Hatte ihn ja nicht einmal gelesen. Ihn nur in eine Schublade des Schreibtisches gestopft, der in einer Ecke im
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