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auf, warf die Decke zur Seite und schüttelte sich. War der Strom ausgefallen? Es war so verdammt kalt im Wohnzimmer.
Er rieb sich mit beiden Händen das Gesicht und leerte ein halbvolles Glas, das auf dem Tisch vor ihm stand, mitten zwischen Aschenbechern, leeren Bierdosen und einem Teller mit halb aufgegessenen Brotscheiben. Doch die klare Flüssigkeit war gar kein Wasser. Er japste, als er spürte, wie der Schnaps ihm die Kehle hinunterlief. Und Angst stieg abrupt in ihm auf, als er an den Steiger dachte. Wie spät war es? Wo hatte er seine Armbanduhr gelassen?
Er tastete nach der Fernbedienung für den Fernseher. Nach ein paar Sekunden kam das Bild. Es war zwanzig Minuten nach fünf, Donnerstag, der zweiundzwanzigste Februar.
Die Geduld des Steigers mit dem neuen Bergwerksingenieur – den man nach mehreren Monaten auf Spitzbergen eigentlich nicht mehr als neu bezeichnen konnte – hing an einem seidenen Faden. An einem der nächsten Tage würde dieser mit einem Knall reißen, das wussten sie alle in Schacht 7. Aber das Schlimmste war, dass die Leute inzwischen an den fachlichen Fähigkeiten des Ingenieurs zweifelten. Er hatte so lange im Nebel herumgestochert, dass allen klar geworden war, dass er überhaupt keine Ahnung vom Kohlebergbau hatte. Und jetzt war nicht der Zeitpunkt, den Job zu erlernen. Der Direktor selbst war am Tag zuvor zur Inspektion erschienen, mit einem ganzen Schwanz von Chefs und Experten im Schlepptau. Er war gefürchtet, der Rote Robert, der dabei so freundlich und nachgiebig wirken konnte. Aber wenn man es am wenigsten erwartete, dann konnte er zuschlagen. Die Kumpel würden lieber den langen vereisten Weg vom Berg in die Stadt barfuß zurücklegen, als sich mit dem Direktor anlegen.
Steinar Olsen legte sich wieder aufs Sofa und schlief noch ein paar Stunden, gegen neun Uhr rief er im Personalbüro an und erklärte, dass er krank sei. Magenprobleme, Kopfschmerzen, verstopfte Nasennebenhöhlen, Halsschmerzen. »Die Hälfte der Symptome hätte auch gereicht«, sagte die Schnepfe, die das Telefon abgenommen hatte, eiskalt. »Sollen wir gleich einen Kranz bestellen?« Sie hatte keine Geduld mit Simulanten und konnte genau hören, ob die Leute wirklich krank waren oder logen. Donnerstag, Freitag und Montag waren die beliebtesten Tage, um blauzumachen. Und auch wenn Steinar der Erste war, der anrief, war es nicht unwahrscheinlich, dass im Laufe des Morgens noch mehrere von sich hören lassen würden. Bei dem klaren kalten Wetter gab es wohl einige, die Lust auf ein langes Wochenende und eine Tour mit dem Schneescooter zu einer der Hütten im Norden hatten.
Es war still in der Wohnung. Tone und Ella waren wohl leise aufgestanden, hatten sich angezogen und waren in den Kindergarten gegangen, ohne dass er etwas davon mitbekommen hatte. Steinar litt unter dem fast unerträglichen Gefühl, dass er etwas gemacht hatte, was nicht wieder gutzumachen war. Deshalb fing er an, das Schlimmste von dem Chaos zu beseitigen, das er in der Nacht angerichtet hatte. In gewisser Weise verschwand ein Teil seines Schuldgefühls mit den Müllsäcken, die er zum Container unten an der Straße trug. Verflucht, war das kalt! Bereits nach dem kurzen Ausflug an die frische Luft fror er, dass die Zähne klapperten.
Was sollte er mit dem Tag anfangen? Natürlich war es richtig gewesen, sich krankzumelden. Das Glas mit Wodka hatte sicher dazu geführt, dass sein Promillespiegel wieder aufgefüllt war. Und wahrscheinlich stank er auch nach Alkohol. Der Steiger hätte ihm lebendig die Haut vom Leibe gezogen, wenn er so in den Schacht gekommen wäre.
Aber die Nerven krochen wie winzige Würmer unter der Haut herum. Eine unerträgliche Rastlosigkeit überfiel ihn. Sollte er ins Café Schwarzer Mann gehen, um dort etwas zu essen? Rührei und Schinken, dazu Brot, in ausgelassenem Speck gebraten, starker Kaffee kannenweise. Beim Gedanken daran lief ihm das Wasser im Mund zusammen. Doch das Café öffnete nicht vor zwölf. Vielleicht konnte ein kleines Reparaturpils nicht schaden, um die Wartezeit zu überbrücken?
Ganz hinten in Strosse 12 war eine ganze Versammlung dunkler, verstaubter Overalls und weißer und gelber Helme in dem Licht vieler Kopflampen zu erkennen. Die Schicht hatte an diesem Tag noch nicht begonnen, und der Vormann schaute verkniffen auf den Gasmesser. Der Zeiger stand weit im roten Bereich. Die Männer waren geisterhaft weiß im Gesicht. Überall war eine dicke Schicht Kalkstaub ausgestreut worden. Die
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