Suche Traumprinz, biete Sandburg
wieder, der immer gleiche blöde Spruch, diesmal gepaart mit einer ziemlichen Prise Zickenbosheit. Zoe und ich würden nicht beste Freundinnen werden. Das war jetzt schon klar und so sagte ich betont gelangweilt »Tausendundeins« und gähnte herzhaft.
»Tausendundeins?« Zoe sah mich fragend an.
Konstantin legte ihr amüsiert eine Hand auf die Schulter. »Ich glaube, sie meint, dass du die Tausendunderste bist, die diesen Spruch bringt«, klärte er sie auf, »und falls du auch noch Bemerkungen über ihren komischen Namen machen möchtest: Sie wurde auf Kuba gezeugt.«
»Die ist ja voll eifersüchtig!«, grinste Lielott, als wir später auf dem Weg zurück ins Klassenzimmer waren. »Aber er hat dich auch ziemlich oft angestrahlt!«
Ich winkte ab. »Strahlen ist doch für die die leichteste Übung!«
Ich wollte nicht, dass Lielott mir Flausen in den Kopf setzte, obwohl, wenn ich ehrlich war, hatten die es sich darin schon mächtig bequem gemacht und ich war mir ziemlich sicher, dass ich den ganzen weiteren Tag nur an Konstantin denken würde.
Aschenputtel
Es war wirklich der heißeste Sommer aller Zeiten und wir verbrachten die letzten zwei Wochen bis Ferienbeginn hauptsächlich mit Hitzefrei. Konstantin und ich sahen uns auf dem Schulhof und tauschten gelegentlich ein Lächeln aus, was mir jedes Mal stundenlang Wackelknie bescherte, sonst nichts. Aber am letzten Schultag sollte es eine kleine Abschiedssession bei ihm zu Hause geben und auch wenn ich es immer noch nicht glauben konnte, als ich auf meinem Fahrrad saß und durch die gepflegten Straßen der Villengegend fuhr: Konstantin hatte mich eingeladen.
»Und zieh deinen Badeanzug noch mal aus dem Reiserucksack, den brauchst du!«, hatte er mir zugerufen und war abgedüst. So schnell, dass ich ihm nicht sagen konnte, dass alles anders gekommen war und ich gar keinen Reiserucksack gepackt hatte. Obwohl eigentlich schon, aber dann war Papa gestern Abend mit grimmigem Gesicht und vollkommen verstaubt, weil das Treppenhaus gerade abgeschliffen wurde, zu Hause aufgetaucht. Er knallte jede Menge Unterlagen und Prospekte über Thailand auf den Tisch.
»Gestorben!«, knurrte er.
Ich ließ den Löffel sinken, mit dem ich gerade einen Joghurt essen wollte. »Wer?«
»Thailand. Ist dem Bode zu teuer. Angesichts der Finanzkrise und der Situation seines Hauses hat er die Reise jetzt einfach abgesagt! Er meint, ich solle einen Fahrradreiseführer über das Umland hier schreiben! Pah!«
Mama schüttelte den Kopf. »So kurzfristig, das gibt es doch gar nicht!«
»Er hat wohl heute die neuesten katastrophalen Umsatzzahlen reinbekommen und wurde vom Mutterkonzern zu drastischen Sparmaßnahmen aufgefordert!«
So ein Mist! Das konnte doch nicht wahr sein! Wie sollte ich das den anderen verklickern, wo ich jetzt schon zwei Wochen lang damit angegeben hatte? Ich knallte den Löffel in die Spüle.
»Jetzt habe ich mich gerade so gefreut. Das ist doch echt mal was anderes, als nur am Pool rumzuliegen und Fruchtcocktails zu schlürfen, das interessiert die Leute doch!«
Papa seufzte und zuckte mit den Schultern. »Ich kann’s nicht ändern! Ich sag mal Benno Bescheid.«
Der hatte seine ganze Klasse eingeladen und machte Halligalli in unserem Zimmer. Ihm würde es egal sein, der konnte in vier Sekunden alle seine Pläne ändern.
Den ganzen Tag hatte ich nicht wirklich eine Gelegenheit gefunden, den anderen von der Absage zu erzählen. Wenn ich ehrlich bin, wusste ich auch nicht, wie ich es sagen sollte. Es war mir total peinlich und so schob ich es immer weiter vor mir her.
Lielott war nicht bei Konstantin eingeladen, obwohl sie quasi zu mir gehörte und immer an mir dranhing, aber sie hatte nur abgewinkt: »Die wollten mich noch nie dabeihaben, das bin ich schon gewöhnt!«
»Puh, und was hab ich da verloren?«
»Schau’s dir an und hab Spaß! Außerdem hat Konstantin einen Narren an dir gefressen, das merkt ja wohl jeder!«
»Quatsch!«
Zum Trost und Abschied – Lielott fuhr mit dem Zug nach England – machte ich ein Schüttelbild von ihr für meine Sammlung und sie musste so lachen, dass es eine halbe Stunde dauerte, bis sie ihren Mund entspannt hin- und herfliegen lassen konnte.
So stand ich jetzt also ganz alleine vor dem ultimativen Prachtgebäude im Beethovenweg. Es war von einem riesigen Zaun umgeben, ein mehrteiliger Traumbungalow in Weiß, lauter Klötze in verschiedenen Größen, eingebettet in einem Garten, ach, Park, durch
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