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Süchtig

Titel: Süchtig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Richtel
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Hinterteile und das Sofa seit Anbeginn unserer Existenz einander entsprechend geformt haben.
    Was ist Wahnsinn? Was ist Wahrheit?

    Drei Monate nach Annies zweitem Verschwinden ver öffentlichte das American Health Journal meinen Artikel über die wissenschaftlichen Grundlagen des physiologischen Suchtpotenzials von Computern. Ob es Zufall war, dass ich die gedruckte Ausgabe in einem Café las? Oder trieb mich ein romantischer Zug in meinem
Unterbewusstsein dazu? Zumindest war es nicht das Lokal, das damals dem Anschlag zum Opfer gefallen war.
      
      
    UNSER GEHIRN PER E-MAIL
    von Nat Idle
    In letzter Zeit mehren sich die Hinweise darauf, dass die menschliche Interaktion mit Computern die Gehirnfunktionen verändert und Stimmung und Produktivität beeinflusst – nicht unbedingt zum Besseren hin.
    Das kontinuierliche Zusammenspiel von Reiz und Reaktion, das sich beim Versand und Empfang von Informationen über Computer, Mobiltelefone und andere Digitalgeräte ergibt, scheint messbare Auswirkungen auf die Neurotransmitter zu haben. Die wissenschaftlichen Untersuchungen stehen allerdings noch ganz am Anfang.
    Die Problematik kam erstmals vor drei Monaten zur Sprache, als sich herausstellte, dass ein prominenter Risikokapitalanleger aus Silicon Valley und seine Partner eine Technologie entwickelt hatten, die mutmaßlich die stimulierende Wirkung von Computern maximieren sollte. Der Financier, ein gewisser Glenn Kindle, wurde des Mordes an Versuchspersonen angeklagt und wartet auf seinen Prozess. Er beteuert seine Unschuld und beharrt darauf, dass sein Unternehmen nur an der Untersuchung und Entwicklung neuer Wege zur Optimierung des Computererlebnisses arbeitete.
    Wichtiger ist, ob sich die Interaktion mit dem Computer auf das Gehirn auswirken kann. Diese Frage
scheint nun beantwortet, wobei die Forschungsergebnisse überwiegend auf Ableitung beruhen. Bei einer frühen Studie an der Michigan State University wurden Bilder von der Gehirnaktivität von Videospielern erstellt. Dabei stellte sich heraus, dass diese bei Stimulierung denen von Personen mit kompulsiver, krankhafter Aggressivität glichen.
    Mitarbeiter von Glenn Kindle sollen Tierversuche durchgeführt haben, um herauszufinden, ob Ratten auf Nahrung verzichten, wenn ihnen alternativ eine elektrische Stimulation des Lustzentrums im Gehirn angeboten wird, die mit der bei intensiver Computernutzung vergleichbar sein soll.
    Weniger wissenschaftlich fundiert sind erste Hinweise auf eine möglicherweise weit verbreitete Computersucht.
    Überall im Land berichten Psychologen und Therapeuten von einer zunehmenden Anzahl von Menschen, die sich selbst für computer- und internetabhängig halten. Bisher war man davon ausgegangen, dass Personen, die ständig im Internet surfen, ihren Anrufbeantworter abhören und telefonieren – und zwar häufig alles zur selben Zeit -, dies aus freien Stücken tun.
    Angesichts der Verhaftung von Mr Kindle und seinem Firmenanwalt, David Elliott, steht zu befürchten, dass dieses Suchtverhalten durch eine Abhängigkeit im herkömmlichen Sinne bedingt ist. Manche Therapeuten behandeln diese Störung mittlerweile wie einen körperlichen Zwang und drängen zwar nicht unbedingt auf eine vollständige Abschaltung, aber doch zumindest auf eine Einschränkung der Interaktion,
um die Auswirkungen des Teufelskreises aus Reiz und Reaktion zu mildern.
    Mediziner vermuten hinter der Computersucht Parallelen zur Aufmerksamkeitsdefizitstörung. Durch die permanente digitale Stimulation erhöht sich der Spiegel bestimmter Neurochemikalien. Hört die Stimulation auf, treten körperliche Entzugserscheinungen auf. Allerdings lassen sich die exakte Funktionsweise der Technologie und ihr Einfluss auf das Gehirn nur schwer bestimmen. Erschwert werden die Ermittlungen durch das mysteriöse Schicksal von Kindles Tochter Annie. Glenn Kindles Anwälte versichern, dass die junge Frau das Gehirn hinter der Computer-Stimulations-Technologie war. Diese Anschuldigung lässt sich jedoch nur schwer erhärten, da Miss Kindle zum Zeitpunkt der Verhaftung ihres Vaters verschwand. Sie sprang in den Lake Mead, um sich ihrer Verhaftung zu entziehen. Man geht davon aus, dass sie tot ist.
    Verschiedentlich berichten Therapeuten auch über eine neue Epidemie extremer Computersucht: Hunderte von Menschen sind offenbar so fasziniert von dieser virtuellen Welt, dass dies einschneidende Folgen für alle Aspekte ihres Lebens hat. Bezeichnend für dieses »Erkrankung« sind

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