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Süden und das Geheimnis der Königin

Süden und das Geheimnis der Königin

Titel: Süden und das Geheimnis der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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nicht sagen. Krieg ich eine Belohnung, weil ich den identifiziert hab?«
    »Ich spendiere dir ein Bier«, sagte ich.
    »Ich schwör’s dir«, sagte Josef.
    »Die saufen das Löwenbräu sogar aus der Dose, Freunde von mir. Da wend ich mich ab, da schau ich gar nicht hin, Löwenbräubier aus der Dose, das ist was für Sechzigerfans, aber nicht für uns Bayern.«
    »Unbedingt«, sagte ich.
    Nach einer halben Stunde tauchte Martin auf. Im Computer hatte er keinen Eintrag über einen Franz Grosso gefunden, keine Straftaten, keine Adresse.
    »In der Gravelottestraße«, sagte Martin, »da waren wir doch früher in so einem Weinlokal.« Ich hatte ihm Josef vorgestellt.
    »Beim Friedl«, sagte ich.
    »Beim Friedl!«, sagte Martin.
    »Beim Friedl«, sagte Josef auch.
    »Möge es nützen«, sagte Martin und hob seine Flasche, genau wie Josef.

7
    E r fiel uns praktisch entgegen. Gerade als ich die Tür aufmachen wollte, kippte er mit dem Oberkörper nach draußen, stützte sich an der Wand ab und taumelte auf ein Auto zu, das vor der Gaststätte parkte. Bevor er mit voller Wucht dagegen lief, hielt ich ihn fest, umklammerte ihn, wartete und ließ ihn los.
    »Obacht, Genosse, ja?« Er sprach nicht direkt zu mir, eher an mir vorbei. Vermutlich schwankte auch seine Stimme.
    »Guten Morgen«, sagte Martin Heuer.
    »Gewiss«, sagte Ewald Sturm, der sich Wolfi nannte. Dann holte er Luft, als gäbe es bald keine mehr, zumindest nicht umsonst.
    »Spaten, ja? Spaten, das ist eigentlich auch kein Bier. Oder, Genosse?«
    »Jemand muss es trinken«, sagte ich.
    »Das ist wahr. Polizist, stimmt’s?«
    »Tabor Süden.«
    »Tabor Süden. Süden. Süden ist…« Er drehte sich im Kreis und hielt Ausschau.
    »Süden ist… da runter…« Er zeigte in Richtung Feuerwehrhaus.
    »Ungefähr«, sagte ich.
    »Nein, da runter«, korrigierte er sich und zeigte auf die andere Seite der Fraunhofer Straße.
    »Genau«, sagte Martin.
    Von der Wittelsbacher Brücke waren wir über den Baldeplatz durch die Geyer und Holzstraße gegangen, quer durchs Glockenbachviertel, das offiziell Isar-Vorstadt hieß. So oder so war es schick geworden.
    »Wir müssen dir nochmal ein paar Fragen stellen, Wolfi«, sagte ich.
    »Ich muss heim.«
    »Wir begleiten dich.«
    »Hör mal«, sagte er.
    »Ich wohn im Gärtnerplatzviertel, wenn wir da zu dritt rumspazieren, dann denken meine Nachbarn, ich bin schwul.«
    »Bei dir doch nicht«, sagte ich.
    »Du bist doch ein Vorzeigehetero, Wolfi.«
    »Meinst?«
    »Unbedingt!«
    Wir bogen links in die Klenzestraße ein.
    »Der Franz war Italiener«, sagte ich.
    »Welcher Franz?«
    »Der.« Ich hielt ihm das Foto hin, das Licht der Straßenlampe fiel gerade günstig.
    »Wieso?«, fragte Wolfi.
    Das war immer wieder das Wunderbare am Bier: Es ließ Lügner Lässigkeit mit Leichtsinnigkeit verwechseln.
    »Er war Italiener«, sagte ich.
    »Und er hatte eine Freundin, die hieß Soraya. Geht’s noch?«
    »Was?«
    »Das Erinnerungsvermögen.«
    »Mach’s dir doch selber!«
    Er taumelte gegen ein Schaufenster. Martin griff nach Wolfis Arm.
    »Hör auf!«, brüllte er Martin an, als könne dieser durch Handauflegen Heteroin Homosexuelle verwandeln. Ich packte Wolfi an der Schulter und schob ihn mit dem Rücken gegen die Hauswand. Er war so überrascht, dass er kerzengerade stehenblieb.
    »Was soll ich mir selber machen?«, fragte ich.
    »Was ist?«
    »Ich sag: ›Geht’s noch?‹ Du sagst: ›Was?‹ Ich sag: ›Das Erinnerungsvermögen.‹ Du sagst: ›Mach’s dir doch selber!‹ Ich soll mir mein Erinnerungsvermögen selber machen?«
    »Wie redst’n du mit mir?«, sagte Wolfi und schnappte erst einmal ausgiebig nach Luft.
    »Du redst wie Al Pacino in einem Gangsterfilm.«
    »Du hast die Soraya gekannt«, sagte ich.
    »Du warst mit Franz befreundet, also kennst du auch die Soraya.«
    »Ja und?«
    Ich ließ ihn los und konnte fast hören, wie die Scharniere einer sich öffnenden Tür quietschten. Und Martin konnte es ebenso hören.
    »Komm!«, sagte ich.
    »Wo wohnst du?«
    »Kohlstraße.«
    Ein Männerpaar kam uns entgegen, und Wolfi sprang fast zur Seite.
    »Hast du Angst vor Schwulen?«, fragte Martin.
    »Ich bin doch nicht bei der CSU«, sagte Wolfi.
    »War die Soraya eine nette Frau?«, fragte ich.
    »Geht schon.« Er schaute mich an und gleich wieder weg. Wir gingen am Gärtnerplatz um die Grünanlage mit dem Brunnen herum. Das Foyer des Theaters war hell erleuchtet, anscheinend dauerte die Vorstellung noch an.
    »Wir müssen hier

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