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Süden und das Lächeln des Windes

Süden und das Lächeln des Windes

Titel: Süden und das Lächeln des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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nachweisen, wir haben Unterlagen und zwei Zeugen, zwei Jungs, die in der Werkstatt arbeiten, du kennst sie wahrscheinlich, die beiden Machnik-Brüder…«
    »Nein«, sagte ich. »Ich kenne sie nicht.«
    »Bringst du deinen Wagen nicht dorthin zur Inspektion?«
    In der Justizvollzugsanstalt Stadelheim, in der Frank Tiller als Obersekretär arbeitete, waren Häftlinge nicht nur in einer Schreinerei, Wäscherei, Bäckerei und anderen Betrieben beschäftigt, einige halfen auch in der Kfz-Werkstatt aus, die neuerdings öffentlich zugängig war, was sich schnell herumgesprochen hatte, da die JVA niedrigere Preise anbot als die meisten üblichen Werkstätten.
    »Ich habe kein Auto«, sagte ich.
    »Wie also, du hast kein Auto?«, sagte Inzinger.
    »Ich stehe hier in der Kälte«, sagte ich. »Ich muss gleich zur Vernehmung der Ehefrau. Gib mir noch ein paar Informationen!«
    »Haben sie dich betrunken erwischt?«, sagte Inzinger.
    »Das kenn ich. Also, der Tiller, Kantinenkasse geleert, außerdem Zahlungen an Lieferanten unterschlagen, die genaue Summe wissen wir noch nicht und dann ist da noch eine andere Geschichte, die wir jetzt klären müssen.«
    Ich sagte: »In kurzen Worten, Oskar.«
    »Also, Geld auch, also, der Tiller hat einen Kumpel, Didi Enke heißt er, Diethard Enke, also, der hat eingesessen wegen schwerer Körperverletzung, Drogenhandel, diese Palette, und der Tiller und er haben sich angefreundet, also die haben irgendwas ausgeheckt, was zunächst keiner mitgekriegt hat im Vollzug. Der Enke hat sich unauffällig verhalten und nach zwei Jahren ist er entlassen worden, also, das war zu einem Zeitpunkt, als es schon Verdacht gegen Tiller gab, also, nichts Genaues, Vermutungen, wir haben ermittelt. Der Enke hat sich nach Mallorca verabschiedet, da lebt er heute, also er hat da einen Laden, eine Bar, und arbeitet nebenbei als Türsteher in einer großen Discothek. Er macht undurchsichtige Geschäfte, die uns im Grunde nichts angehen, also, das ist im Dienstbereich der Spanier. Uns interessiert vor allem der Tiller, wir gehen davon aus, dass er mit dem geklauten Geld nicht nur sein Haus renoviert hat, sondern dass diese Renovierung eine Art Tarnung war, also, er behauptet, er hat das Geld aus der Kasse genommen, weil der Umbau teurer geworden ist als geplant, und er hat Schulden bei der Bank und er war in einer verzweifelten Situation.«
    »Er hat den Diebstahl zugegeben«, sagte ich.
    »Den Diebstahl ja«, sagte Inzinger.
    Martin und ich waren unterwegs zum Falkenweg dreiundzwanzig. Frauen mit dick vermummten Kindern kamen uns entgegen, ein paar kannten und grüßten sich und blieben in einigen Metern Entfernung stehen und sahen zu uns her, vermutlich hatte sich Tillers Verhaftung schon herumgesprochen.
    »Bitte beeil dich, Oskar!«, sagte ich.
    »Das ist halt eine komplexe Materie, also, er hat die Unterschlagung zugegeben, ja, aber wir vermuten, er hat Geld von Enke gewaschen, mit dem Umbau in seinem Haus, dem gehört das Haus, er wohnt da nicht zur Miete, also, und er ist Kassierer in der JVA, da schüttelst du so ein Haus nicht aus dem Ärmel. Also, es ist der ungewöhnliche Fall denkbar, dass Tiller zugibt, er hat, also, vierzigtausend genommen, aber es waren nur, also, zwanzigtausend. Das Gleiche gilt für die verschwundenen Zahlungen an die Lieferanten. Das ist natürlich nachprüfbar, das dauert halt. Verstehst?«
    »Hältst du es für möglich, dass das Verschwinden seiner Tochter mit seinen Geschäften zusammenhängt?«
    »Auf keinen Fall würd ich das ausschließen, also«, sagte Inzinger. »Wer weiß, was wir bei dem noch finden. Er ist jedenfalls jetzt suspendiert, Beamter wird der nicht mehr.
    Also noch ein Arbeitsloser mehr in diesen schlechten Zeiten.«
    »Ihr habt schon einen Haftbefehl gegen ihn?«, sagte ich.
    »Wir kriegen ihn heut Mittag, also«, sagte Inzinger.
    »Bevor ihr ihn wegbringt, muss ich mit ihm reden«, sagte ich. »Unbedingt.«
    »Also, das musst du mit den vernehmenden Kollegen regeln, ich sag ihnen Bescheid.«
    »Danke.«
    Wir hatten das Haus erreicht, das so aussah wie alle anderen in der Reihe, ein Bungalow mit dunkler Holzverkleidung an den Außenwänden und Büschen im Vorgarten. Neben der Eingangstür stand ein Gartenzwerg als Weihnachtsmann, auf seiner Mütze hockte ein aufgeplusterter Zaunkönig, starr wie eine Skulptur aus Federn.
    Sie weigerte sich ihren hellblauen Anorak und die Handschuhe auszuziehen.
    »Ich will jetzt zu meinem Mann!«, sagte sie zum vierten

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