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Süden und das verkehrte Kind

Süden und das verkehrte Kind

Titel: Süden und das verkehrte Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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Zeiten…«
    Anmerkung: Der Zeuge fuchtelt mit den Händen, er macht den Eindruck, als wolle er seine Nervosität überspielen. Diese Vermutung mit Hauptkommissar Süden vor dem Ausdrucken abklären!
    »Wann ungefähr?«
    »Vor einem Monat? Einem Monat! Hab sie ins Dantebad mitgenommen. Sie planscht gern, ich schwimm gern.«
    »Warum waren Sie ausgerechnet im Dantebad?«
    »Schönes Ambiente, ich kenn den Bademeister, Linksaußen früher. Knie kaputt, aus die Maus. Zum Bademeistern reichts. Haben Sie schon eine Spur von der Kleinen?«
    »Wir müssen noch einmal über gestern sprechen.«
    »Wieso?«
    »Alle Familienangehörigen werden befragt, auch Ihre Frau. Sie haben gestern…«
    »Vorher will ich mit ihr reden, capice ?«
    »Unterbrechen Sie mich nicht, Herr Kolb.«
    »Ich unterbrech Sie, wann ich will! Das ist mein Recht! Bloß weil ich keinen Anwalt dabeihab, lass ich mich hier nicht unter Druck setzen! Das kommt sowieso alles in die Zeitung! Ich merk mir das. Ich bin freiwillig hier, schreiben Sie das mit, Frau! Ich lass mich doch nicht austricksen! Ist das überhaupt legal, dass Sie da rumstehen? Sie sollen sich hinsetzen! Ich steh doch auch nicht!
    Schreiben Sie mit: Ich beschwere mich, dass der Bulle da rumsteht. Was ist? Probleme? Was ist?«
    Anmerkung: Der Zeuge starrt HK Süden an, fährt dann mit einer hektischen Bewegung vom Stuhl hoch, wobei dieser umkippt, und verschränkt die Arme und grinst.
    »Und jetzt? Was ist jetzt? Verhaftung? Nichts sagen kann ich auch. Pass auf! Jetzt pass auf!«
    Anmerkung: Der Zeuge schweigt, er lässt HK Süden nicht aus den Augen. HK Süden erwidert den Blick.
    »Coole Tour, Herr Kommissar.«
    Anmerkung: Der Zeuge will sich setzen und bemerkt, dass der Stuhl umgekippt ist.
    »Ist das eine strafbare Handlung, wenn ich den Stuhl anfass? Oder verstoß ich da gegen was? Ist ja Eigentum des Staates.«
    »Sie können den Stuhl hinstellen und sich setzen.«
    »Grazie.«
    Anmerkung: Der Zeuge setzt sich, gießt Mineralwasser ins Glas, trinkt.
    »Sie haben gestern Mittag um dreizehn Uhr mit Ihrem Freund Belut telefoniert.«
    »Si.«
    »In diesem Gespräch haben Sie angedeutet, Sie würden Ihre Tochter treffen.«
    »Ist ja gut. Ja. Und? Hab ich mir gedacht. War die Idee. Hab ich aber nicht getan. Verboten?«
    »Was haben Sie stattdessen getan?«
    »Ich war allein da.«
    »Wo waren Sie, Herr Kolb?«
    »Im Dante. Ich war schwimmen. Bewegung. Ich hab den ganzen Tag Stress, ich brauch Abwechslung. Sitzen ist schlecht. Sie sitzen auch zu viel. Sieht man.«
    »Wann waren Sie im Dantebad?«
    »Abends.«
    »Wann genau?«
    »Ab sieben oder so.«
    »Und vorher?«
    »Wie vorher?«
    »Wo waren Sie vorher, Herr Kolb?«
    »Vorher, Herr Kommissar, war ich in der Arbeit. Haben Sie das mitgeschrieben? In – der – Arbeit. Autohaus Westend. Ich bin da Betriebsleiter. Westendstraße. Brauchen Sie die Telefonnummer auch?«
    »Im Moment nicht.«
    »Im Moment nicht.«
    »Von wann bis wann waren Sie gestern im Autohaus Westend?«
    »Gehts hier eigentlich um mich oder um meine Tochter, die weg ist? Langsam hab ich den Verdacht, Sie verschleudern hier Unmengen an Steuergeldern. Das ist irre. Wenn ich so arbeiten würd wie Sie, könnt ich meinen Laden dichtmachen. Das gibts doch gar nicht! Sie stehen hier rum, stellen mir Fragen, die null mit meiner Tochter zu tun haben, und ich antworte Ihnen auch noch. Jetzt mal ehrlich: Sie machen sich bloß wichtig, oder? Sie veranstalten das hier mit mir wegen der Presse. Oder? Ist doch so. Damit Sie sagen können, wir verhören Leute, wir tun was. Oder? Was sagen Sie jetzt?«
    »Zum Lügen ist niemand zu dumm, Herr Kolb.«
    Anmerkung: Der Zeuge verstummt schlagartig. Mit offenem Mund starrt er HK Süden an. Einige Zeit fällt kein Wort.
    »Was haben Sie gesagt? Was war das? Was? Jetzt pass mal auf! Jetzt sag ich dir mal was…«
    »Duzen Sie mich nicht, Herr Kolb.«
    »Ich duz dich, da kannst du dich auf den Kopf stellen!« Anmerkung: Der Zeuge schreit.
    »Ich lass mich doch von dir nicht anmachen! Ich hab doch hier Rechte! Ich lass mich doch hier nicht dumm nennen! Spinnst du? Ich will sofort deinen Vorgesetzten sprechen! Los, hol den her! Sonst sag ich überhaupt nichts mehr. Er! Was war das? ›Zum Lügen ist niemand zu dumm‹? Pass bloß auf! Spinnst du? Hol deinen Chef jetzt, sonst passiert was! Los! Abzug! Avanti! Schleich dich! Hol deinen Chef, ich will mich beschweren! Was ist?«
    »Die Vernehmung wird auf Wunsch des Zeugen unterbrochen.«
    Anmerkung: HK

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