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Süden und der Mann im langen schwarzen Mantel

Süden und der Mann im langen schwarzen Mantel

Titel: Süden und der Mann im langen schwarzen Mantel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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gekümmelt hat, der war Tag und Nacht für seine Leute unterwegs, zu dem hat jeder kommen können, immer, egal wann, verstehst? So einer hängt sich nicht auf, das kann der gar nicht, der hat eine Verantwortung.«
    »Stimmt«, sagte Sissi. »Aber er ist krank gewesen, das weißt du, das hat ja sogar die Bergrain zugegeben, und die sagt sonst nie was.«
    »Wem hat die was gesagt?«
    »Meiner Mama zum Beispiel«, sagte Sissi. »Wollt ihr auch noch was?«
    »Unbedingt«, sagte ich.
    »Hast du filterlose Zigaretten?«, fragte Martin .
    »Gibts nicht im Automaten«, sagte Sissi.
    »Was soll ich dann rauchen?«
    »Machst halt den Filter ab.«
    »Ich brauch Filterlose«, sagte Martin .
    »Ich hab Tabak«, sagte Sissi.
    »Den nehm ich.« Martin stand auf und folgte Sissi zum Tresen.
    »Der hat was gewusst«, sagte Niko über den Tisch gebeugt. »Und das hat ihm das Genick gebrochen. Im wahrsten Sinne des Wortes, verstehst?«
    »Ja«, sagte ich. »Glaubst du, wenn er was gewusst hat, dann wusste auch seine Freundin, die Feiningerin, davon?«
    »Möglich wärs.«
    »Möglich wärs«, sagte ich.
    »Du«, sagte Niko. Er legte mir die Hand auf die Schulter, und seine Stimme klang heiser, verschwörerisch. »Wenn das jetzt wieder losgeht, am Montag, wenn die Bullen und die Presse wieder meinen, ich hätt was damit zu tun und ich wär schuld an der Sache mit Anna, dann versprech ich dir, dann baller ich aus dem Fenster, bis Ruhe ist. Ich hab mir eine Doppelbüchse und tausend Schuss Munition besorgt, die können von mir aus mit Elefanten kommen, ich niet die alle um, deine Kollegen genauso wie die Reporter. Und die letzte Patrone gehört mir. Gibt eine brutale Sauerei, wenn ich mir die Flinte in den Mund steck. Leider unvermeidlich. So wirds kommen, wenn das jetzt wieder losgeht. Verstehst mich, Südi?«
    Ich sagte: »Hast du einen Waffenschein, Niko?«

7
    I n erster Linie achteten wir auf unsere Füße, auf die Schwelle an der Tür, auf das Licht, das uns blendete und überraschte, als hätten wir vergessen, dass es Tag werden könnte, und auf das Gefuchtel unserer Hände .
    Es war kurz vor halb fünf, der Himmel noch dunkel und die Sträucher ringsum voller Gesänge .
    »Alles klar«, sagte Nikolaus Krapp vor Sissis Kneipe zu mir. »Feiner Zug von dir, dir meinen Standpunkt reinzuziehen. Der Rest liegt jetzt bei euch, wie gesagt.«
    Mit einem fahrigen Händedruck verabschiedete er sich von Martin und mir, taumelte zu seinem grünen VW und schlug, bevor er aufsperrte, mit voller Wucht aufs Dach .
    Gebückt und halb stolpernd ließ er sich auf den Fahrersitz plumpsen. Der Motor heulte auf und starb ab. Durch das offene Fenster hörten wir Niko fluchen .
    »Betrunken am Steuer, vor den Augen der Polizei«, sagte Sissi.
    »Soll ich ihm den Schlüssel abnehmen?«, sagte ich .
    »Zum Beispiel.«
    »Ich muss auch noch fahren«, sagte Martin beinah unverständlich.
    »Was?« Sissi bekam ihren strafenden Schwesternblick .
    »Auch ich bewege das Kfz«, sagte Martin.
    »Gib mir sofort deinen Schlüssel!« Schon hielt die Wirtin Martin am Arm fest, ihre Hand schoss in die Taschen seiner Filzjacke und tänzelte mit dem Schlüsselbund wieder heraus.
    »Her damit!«, rief Martin. Aber sein Arm ruderte an Sissi vorbei ins Nichts.
    In der Zwischenzeit war ich zum grünen VW gegangen .
    Ich öffnete die Beifahrertür, beugte mich hinein, zog den Zündschlüssel ab und steckte ihn in die Hose .
    »Spinnst du!« Niko schlug mit der Faust nach mir, ohne mich zu erwischen .
    Ich warf die Tür zu.
    »Her mit dem Schlüssel!«
    »Geh zu Fuß«, sagte ich. »Hol ihn dir bei Sissi ab, wenn du wieder nüchtern bist.«
    Fluchend war er aus dem Auto geklettert und baute sich jetzt vor mir auf, allerdings unentschlossen, zu bebiert .
    Ich schwieg.
    Niko schnappte nach Luft .
    »Servus«, sagte ich.
    »Rück den Schlüssel raus, Südi!«
    Im Weggehen sagte ich: »Wenn du die Evelin triffst, grüß sie von mir und sag ihr, sie soll auch ihre Schwester von mir grüßen.«
    Natürlich hatten wir auch über die Zeiten in Evelins Partykeller gesprochen. Und über Bibiana und mich. Und wie alles endete. Und warum es so enden musste .
    Während ich zu Martin und Sissi zurückging, um die Wirtin zu bitten, mir eine Flasche Wasser für den Weg zu geben, und die Gedanken der vergangenen Stunden durch meinen Kopf polterten, bemerkte ich den Wagen in der Einfahrt. Zwei Männer saßen darin. Der Wagen war ein BMW.
    Trotz seiner Trunkenheit entging Martin meine Reaktion

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