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Süden und die Frau mit dem harten Kleid

Süden und die Frau mit dem harten Kleid

Titel: Süden und die Frau mit dem harten Kleid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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Mädchen tat nichts. Wie ich kniete sie auf der Bank, auf der anderen Seite der Eiche, ihr Ledermantel hing wie eine Kutte an ihr herab, und ihr halb rasierter Schädel sah im Finstern unheimlich aus .
    Eine Minute verstrich in Schweigen. Doch in unserer beider Köpfe überschlugen sich die Gedanken. Was machst du hier? Wieso bist du da? Verdammter Bulle! Sag mir endlich die Wahrheit, Mädchen!
    Dann, nach einem letzten harten Blick auf mich, kippte sie zur Seite, schlug den linken Stiefel in die nasse Erde und spurtete los, den Mantel wie einen flatternden Umhang mit sich ziehend, in einer Geschwindigkeit, die mich so überraschte, dass ich die Verfolgung erst aufnahm, als ihre Schritte nicht mehr zu hören waren .
    Sie lief in den westlichen Teil des Parks, nicht zurück zum Haupteingang, sondern in die entgegengesetzte Richtung. Der Weg führte am See entlang, bog leicht nach rechts und teilte sich dann. Folgte man ihm in die eine Richtung, gelangte man zur Kaskade und zur Mauer am Ende des ein Kilometer langen Parks. Die zweite Möglichkeit war, den Badenburger See zu umrunden und dann dem schnurgeraden Kanal zu folgen oder, abseits davon, einem Bachlauf.
    Aus der Ferne hörte ich das Flattern des Mantels, doch als ich stehen blieb, um mich zu konzentrieren, woher das Geräusch kam, flog eine Krähe aus einem Baumwipfel über mir auf und schlug mit den Flügeln einen neuen Takt. Dann schrie sie, und ich sah, wie sie über der weiten Fläche kreiste und sich schließlich im Gras niederließ .
    Ich entschied mich, in der Nähe des Sees zu bleiben. Vielleicht hätte ich von dem Monopteros aus, der sich auf einer Landzunge am nördlichen Ufer befand, einen besseren Blick, zumal ein halber Mond hinter den Wolken hervorgekrochen kam und mattes Licht verteilte, in dem zumindest die Bäume zu unterscheiden waren. Der steinerne Rundtempel mit den zehn Säulen war ähnlich dem im Englischen Garten, der vor allem als Umschlagplatz für weiche Drogen berüchtigt war, im Sommer wie im Winter ein beliebter Treffpunkt für junge Leute .
    Was suchte das Mädchen, das Johann Farak oft in seiner Wohnung empfangen hatte, nachts im Nymphenburger Park?
    Die Antwort musste simpel sein: Sie suchte dasselbe wie ich. Aber was genau suchte ich denn? Um mir wieder einmal diese Frage zu stellen und keine klare Antwort zu bekommen.
    Da zerriss ein kurzes lautes Husten die Stille. Wild krächzend stoben zwei Krähen aus dem Gezweig, und heiseres Schreien hallte über den See.
    Jemand keuchte. Ich stieg die Stufen hinauf. Und da hockte sie. Kauerte an eine der Säulen gelehnt, die Beine angewinkelt, den Oberkörper tief gebeugt, rang nach Luft und konnte ihren Husten nicht länger unterdrücken.
    »Steh auf!«, sagte ich. »Das ist zu kalt da unten.«
    Sie antwortete nicht.
    Mit synchronen Bewegungen streckte sie die Beine aus, ein schnelles Scheuern, begleitet vom Kratzen der Stiefelabsätze auf dem Stein. Sie hustete noch einmal, mit weit geöffnetem Mund .
    »Hallo, Liane«, sagte ich.
    Immerhin veranlasste sie die Nennung ihres Namens, den Kopf zu drehen. Sogar in dem sparsamen Licht, das uns umgab, waren ihre eingefallenen Wangen und die tiefen Ringe unter ihren Augen deutlich zu erkennen. Möglicherweise hatte sie seit Tagen nicht geschlafen, nur geraucht und getrunken, immer unterwegs, rastlos und ratlos und desorientiert.
    »Erinnerst du dich? Mein Name ist Tabor Süden.«
    Ich lehnte mich neben sie an die Säule. Eine vage Helligkeit schälte sich aus den Wolken am östlichen Himmel und übertünchte das schmutzige Grau des Morgens, der Wind brachte das Raunen einer in der Ferne fahrenden S-Bahn, erstes Signal des beginnenden Tages am Rand der Stadt.
    »Sprich mit mir«, sagte ich, »dann wird dir wärmer.«
    Ein gequältes Lachen kam aus ihrem Mund .
    »Bist du Johanns Freundin?«, fragte ich, die Hände in den Taschen meiner Jeans vergraben .
    »Ich bin seine Geliebte«, sagte sie .
    »Ist er verheiratet?«
    »Blödmann!«, stieß sie hervor .
    Wenn ich sie anschaute, fror ich doppelt .
    »Das ist zu kalt auf den Steinen«, wiederholte ich .
    Sie wiederholte ihre Nichterwiderung.
    »Wie bist du hier reingekommen?«, fragte ich .
    Nach einiger Zeit sagte sie gelangweilt: »Und du?«
    »Über die Mauer geklettert.«
    »Ganz schön bescheuert.«
    »Und du?«
    »Ich weiß einen besseren Weg. Und jetzt hau ab!«
    »Ich bin Polizist«, sagte ich .
    »Das weiß ich«, sagte sie.
    »Warum bist du in der Kneipe weggelaufen?«
    Sie

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