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Süden und die Stimme der Angst: Roman (German Edition)

Süden und die Stimme der Angst: Roman (German Edition)

Titel: Süden und die Stimme der Angst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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die Wirtin. Sie war die einzige Barfrau, von der Sonja wusste, dass sie HIV-positiv war und dies offen zugab. Ihrem Geschäft schien die Ehrlichkeit nicht zu schaden. »Erinner ihn mal dran, dass ich noch zweihundert Mark von ihm krieg.«
    Sonja holte ihren Geldbeutel aus der Tasche.
    »Das sind Spielschulden, die muss er selber löhnen«, sagte Betty.
    »Was hat er denn gespielt?«
    »Siebzehnundvier, was anderes kann er ja nicht. Was trinken?«
    Sonja trank eine Virgin Mary. Und einen Espresso. Und ging. Vom Parkplatz aus rief sie in vier weiteren Bars an. In einer hatte Martin ein paar Wodka getrunken. In den anderen konnte sich niemand an ihn erinnern.
    »Wir müssen ihn finden«, sagte sie zu Tabor Süden. Sie erreichte ihn über das Autotelefon.
    »Ich hab eine Idee«, sagte er. Sie verabredeten sich in einer Kneipe in der Schillerstraße.
    Gleich beim Eintreten sah Süden seinen Freund in der hintersten Ecke sitzen.
    »Ich wollt ihn grade rausschmeißen«, sagte Enzo.
    »Wieso denn?«
    »Er ist zu.«
    Süden sah sich um. Im »Blaubart« saßen zwei Männer an der Theke, jeder mit einer jungen Frau im Arm. An der Bar arbeitete Lissi.
    »Die sind doch auch betrunken«, sagte Süden.
    »Die machen Umsatz, verstehst?«
    »Bring mir ein Bier und ihm einen doppelten Espresso.«
    »Und einen Orgasmus dazu«, krächzte Heuer. Die Tränensäcke unter seinen Augen schienen zu platzen wie die Adern auf seiner blauroten Knollennase. Er schwitzte. Und seinem alten Rollkragenpullover entströmte ein herber Geruch.
    »Den Orgasmus kannst du wieder mitnehmen«, sagte Süden zu Lissi.
    »Bestellt ist bestellt«, sagte sie.
    »Ich bezahl ihn, trink ihn selber.«
    »So was trink ich nicht.«
    Eine halbe Stunde später kam Sonja Feyerabend. Kaum hatte sie sich neben Süden gesetzt, tauchte Enzo auf.
    »Hört mal, wenn ihr einen Stammtisch gründen wollt, dann bitt schön nicht bei mir, so viel Polizei auf einem Fleck mögen meine Kunden nicht.«
    »Red noch lauter, damit deine zwei Kunden alles auch gut verstehen können«, sagte Sonja. »Ich nehm ein Pils.«
    Sie wandte sich an Heuer. Der atmete schwer. Und hatte Mühe, die Augen offen zu halten.
    »Was ist passiert?«, fragte sie und legte die Hand auf seine glühende Wange.
    Er schaute sie an. Und erkannte sie.

20
    I ch wollte sehen, wie es hier ist«, sagte er. Und zog den Kragen seines Pullovers einige Zentimeter vom Hals. Umständlich blies er in die Öffnung. Kühler wurde es ihm dadurch nicht. »Ich war hier wegen der Befragung, wir redeten, ich hab was getrunken, ich wollt nicht trinken, das wisst ihr, ich hab nichts getrunken die letzte Zeit, ich hab mich zusammengerissen, das habt ihr gesehen …«
    »Ja«, sagte Tabor Süden.
    »Aber heute hatte ich Lust drauf, ich hab es nicht geschafft, bloß hier am Tresen zu stehen, ich hab das nicht geschafft …«
    »Du musst dich nicht entschuldigen«, sagte Sonja Feyerabend.
    »Doch«, sagte Martin Heuer in den Kragen seines Pullovers hinein. »Ich wollt nicht trinken und ich wollt nicht weitertrinken.« Er holte Luft. Ließ den Rollkragen los. Und rührte in der leeren Espressotasse.
    Einer der beiden Männer am Tresen war gegangen. Die Frau, die bei ihm war, unterhielt sich mit Lissi. Ihre Kollegin saß mit ihrem Kunden nun in einer der Nischen, und er durfte sie berühren.
    »Ich hab nichts rausgefunden«, sagte Heuer. »Die reden alle über die Frau, als wär sie eine Nutte, die können sich alle nicht vorstellen, dass man sich ändert, dass man sein Leben rumreißen kann. Entschuldigt.«
    Mit beiden Augen blinzelte er Sonja zu. Es war mehr ein Reflex als ein Zeichen von Zuneigung.
    »Lass uns gehen«, sagte sie.
    »Nein«, sagte Heuer, und sein Arm schoss in die Höhe. »Lissi, ein Bier noch, kein Schnaps, nur ein Bier.«
    »Schrei hier nicht so rum«, sagte Lissi.
    »Lass uns gehen, Martin«, sagte Sonja noch einmal.
    »Nein.«
    »Warum nicht? Du bist betrunken, du kannst nicht mehr aufrecht sitzen, wir brauchen dich am Montag wieder, du musst dich morgen den ganzen Tag ausruhen …«
    »Ja, Mama …«, sagte er und wandte den Kopf ab.
    Lissi brachte das Bier. »Für euch auch noch was?«
    »Nein«, sagte Sonja.
    »Ein Bier«, sagte Süden.
    Sonja sah ihn wütend an. Das kümmerte ihn nicht.
    »Ich fahr dann.« Sie stand auf.
    »Bleib bitte hier«, sagte Süden.
    Sonja schwieg.
    »Eine halbe Stunde«, sagte Süden.
    »Was ist eigentlich mit deiner Observation?«, sagte sie abfällig. Und setzte sich wieder.
    Was sie

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