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Südlich der Grenze, westlich der Sonne

Südlich der Grenze, westlich der Sonne

Titel: Südlich der Grenze, westlich der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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zweitausend Meter. Anschließend ging ich hinauf in den Fitnessraum und stemmte Gewichte. Nach einer Woche streikten meine Muskeln. Als ich im Auto an einer Ampel wartete, wurde mein linker Fuß taub, und ich konnte die Kupplung nicht mehr durchtreten. Doch nach einer Weile gewöhnten sich meine Muskeln an dieses Pensum. Ich trainierte so ausgiebig, dass mir keine Zeit zum Nachdenken blieb. Die Bewegung ermöglichte es mir, mich auf die alltäglichen Dinge zu konzentrieren. Ich verbot mir jede Muße. Stattdessen bemühte ich mich bei allem, was ich tat, um äußerste Konzentration. Wenn ich mir das Gesicht wusch, tat ich es mit ungeteilter Aufmerksamkeit, hörte ich Musik, war ich ebenfalls andächtig bei der Sache. Anders hätte ich mein Leben nicht meistern können.
    Als der Sommer kam, verbrachten Yukiko, die Mädchen und ich das Wochenende häufig in unserem Haus in Hakone. In der freien Natur, fernab von Tokio, lebten meine Frau und meine Töchter auf und fühlten sich wohl. Sie pflückten Blumen, beobachteten mit dem Fernglas die Vögel, spielten Fangen und planschten im Fluss. Oder lagen einfach faul im Garten herum. Aber sie kannten die Wahrheit nicht. Hatten keine Ahnung, dass ich sie, wäre an jenem verschneiten Tag mein Flug verschoben worden, im Stich gelassen hätte, um mit Shimamoto fortzugehen. An diesem Tag wäre ich bereit gewesen, alles hinter mir zu lassen. Meinen Beruf, meine Familie, mein Geld, alles, einfach so. Und auch jetzt dachte ich die ganze Zeit über an Shimamoto. Ich erinnerte mich noch genau, wie es sich angefühlt hatte, als ich meinen Arm um sie gelegt und ihre Wange geküsst hatte. Und auch wenn ich mit meiner Frau schlief, gelang es mir nicht, Shimamotos Bild aus meinem Kopf zu verbannen. Niemand wusste, was wirklich in mir vorging. Ebenso wenig, wie ich wusste, was Shimamoto dachte.
    Ich beschloss, die Umgestaltung der Bar in den Sommerferien vorzunehmen. Während Yukiko und die Mädchen in Hakone waren, blieb ich in Tokio, überwachte die Arbeiten und gab Anweisungen hinsichtlich der Details. Zwischendurch schwamm ich und stemmte Gewichte. An den Wochenenden fuhr ich nach Hakone, um mit meinen Töchtern im Pool des Hotels Fujiya schwimmen zu gehen und mit ihnen zu essen. Nachts schlief ich mit meiner Frau.
    Ich kam allmählich in das Alter, das man die mittleren Jahre nennt, aber ich setzte kein überschüssiges Fett an, und die Haare fielen mir auch nicht aus. Nicht einmal grau wurde ich. Da ich so viel Sport trieb, hatte ich nicht das Gefühl nachlassender Körperkraft. Ich führte ein geregeltes Leben, schlug nie über die Stränge und achtete auf meine Ernährung. Ich war noch nie krank gewesen und sah aus wie Anfang dreißig.
    Meine Frau mochte es, meinen nackten Körper zu berühren. Über meine Brustmuskeln und meinen straffen Bauch zu streichen, mit meinem Penis und meinen Hoden zu spielen. Auch sie trainierte in einem Fitnessstudio, aber sie wurde ihre überschüssigen Pfunde nicht so leicht los.
    »Das muss wohl am Alter liegen«, sagte sie und seufzte. »Selbst wenn ich abnehme, den Speck auf den Hüften kriege ich nicht weg.«
    »Aber ich liebe deine Figur, so wie sie ist. Du brauchst dich nicht so anzustrengen oder Diät zu halten. Du bist wirklich nicht dick«, sagte ich. Das war nicht gelogen. Ich mochte ihre weichen, runden Formen. Ich liebte es, ihren nackten Rücken zu streicheln.
    »Das verstehst du nicht«, sagte sie kopfschüttelnd. »Du hast leicht reden. Du sagst, ich soll ruhig bleiben, wie ich bin. Weißt du überhaupt, wie viel Energie es mich kostet, diesen Zustand zu erhalten?«
    In den Augen anderer gab es an unserem Leben sicher nichts auszusetzen. Auch in meinen eigenen Augen erschien es mir manchmal nahezu vollkommen. Ich war begeistert von meiner Arbeit und verdiente gutes Geld damit. Wir besaßen eine Vierzimmerwohnung in Aoyama, ein Wochenendhaus in den Bergen von Hakone, einen BMW und einen Jeep Cherokee. Und zu allem Überfluss waren wir eine glückliche Familie. Ich liebte meine Frau und meine beiden Töchter. Was konnte man sich sonst noch vom Leben wünschen? Hätten Yukiko und die Mädchen mich gefragt, wie sie mir mehr Freude machen und noch mehr von mir geliebt werden könnten, mir wäre partout nichts eingefallen. Es gab wirklich überhaupt nichts an ihnen auszusetzen. Und auch nicht an uns als Familie. Ich hätte mir kein schöneres Leben vorstellen können.
    Doch seit Shimamoto nicht mehr kam, fühlte ich mich wie auf der luftleeren

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