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Suehne

Suehne

Titel: Suehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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sonst noch von Interesse sein könnte. Haben wir genug Leute?«
    »Die Stadtteilpolizei in Tensta hat versprochen, im Fornbyvägen mitzuhelfen«, sagte Annika Carlsson. »Es ist ja ihr Revier, und sie haben gute Kontakte zu den Leuten, die dort wohnen. Um den Hasselstigen müssen wir uns wohl oder übel selbst kümmern. Ich sehe zu, dass das gemacht wird.« »Gut«, sagte Bäckström. Dann bat er Stigson darum, noch zu bleiben. Als sie allein waren, legte er ihm eine Hand auf den Arm und spulte noch einmal den Bäckström mit Herz ab, den Carlsson in der vorangegangenen Nacht eingefordert hatte.
    »Also, du Ödipus, dieses Mal keine Umarmungen, in Ordnung?«
    »Du meinst, die mit den ... «, erwiderte Stigson und hielt sich die Hände vor die Brust. »Genau, die mit den Melonen«, bestätigte Bäckström.
    »Ich habe mit Ankan darüber geredet«, sagte Stigson und errötete zusehends.
    »Ausgezeichnet«, meinte Bäckström. »Erinnert sie übrigens sehr an deine Mutter?« »Wer? Ankan?« »Nein, die Zeugin Andersson«, antwortete Bäckström. »Du weißt schon, wen ich meine, die mit den Riesenmelonen.« »Nicht im Geringsten«, sagte Stigson. »Meine Mutter ist recht zart.«
    Typisch, dachte Bäckström. Das ist das sicherste Indiz überhaupt. Das gänzliche Abstreiten.
     

42
    Die Stadtteilpolizei von Tensta und Rinkeby hatte sich Zeit ihres Bestehens vornehmlich darauf konzentriert, ein gutes Verhältnis zu den Menschen aufzubauen, die in ihrem Bezirk lebten. Zu neunzig Prozent handelte es sich dabei um Einwanderer aus allen Krisengebieten dieser Erde, überwiegend Flüchtlinge aus Ländern, in denen das Denken nicht erlaubt war, vom Leben ganz zu schweigen. Es war nicht leicht gewesen, und die Tatsache, dass neunzig Prozent derer, die bei der Stadtteilpolizei arbeiteten, normale Schweden waren, hatte diese Aufgabe nicht unbedingt vereinfacht. Es waren Schweden, die schon seit Generationen im Land lebten, oder auch mal Immigranten der zweiten oder dritten Generation, die in die schwedische Gesellschaft integriert und in ihr verwurzelt waren.
    Der Kampf gegen das Verbrechen, die normale Polizeiarbeit, waren dabei zu kurz gekommen. Hier ging es darum, Brücken zwischen Menschen zu errichten und eine Vertrauensbasis, Beziehungen zu schaffen. Es ging um so einfache Dinge wie nur miteinander sprechen zu können.
    »Das kriegen wir schon hin«, hatte der Chef der Stadtteilpolizei gesagt, als er mit Annika Carlsson besprach, wie vorzugehen sei. »Wir haben einen guten Draht zur Bevölkerung.«
    Anschließend hatten er und seine Kollegen zwei Tage darauf verwandt, sich mit Akofelis Nachbarn zu unterhalten, etwa hundert Personen. Sie hatten von seiner Wohnung im Fornbyvägen bis zur nächsten U-Bahnstation Plakate mit seinem Foto aufgehängt. Diese Plakate hingen auch in Hauseingängen, an Hauswänden, Laternenpfählen und Plakat-wänden im ganzen Viertel. Sie hatten sich mit ihrer mobilen Einsatztruppe sowohl auf dem Marktplatz von Rinkeby als auch auf jenem von Tensta postiert und das Mordopfer Septimus Akofeli gewissermaßen als Sonderangebot feilgeboten.
    Niemand hatte etwas gesehen, und niemand hatte etwas gehört. Die wenigen Leute, mit denen sie gesprochen hatten, hatten nur den Kopf geschüttelt. Die meisten hatten ihre Fragen nicht einmal verstanden. Die Befragung der Nachbarn im Hasselstigen 1 war im Vergleich dazu etwas besser verlaufen. Pettersson und Stigson, unterstützt von der Polizei Solna und angeführt von Annika Carlsson, hatten mit allen Bewohnern des Hauses gesprochen. Mit zwei Ausnahmen hatte niemand Akofeli gekannt. Niemand hatte etwas gesehen oder gehört. Viele hatten Fragen gehabt und waren besorgt gewesen. Ob man es überhaupt wagen könne, in dem Haus wohnen zu bleiben?
    Eine der Ausnahmen war die Witwe Stina Holmberg, achtundsiebzig, gewesen.
    Stina Holmberg war Frühaufsteherin. Sie schob es auf ihr Alter, je älter man werde, desto weniger Schlaf benötige man. Je näher der Tod rücke, desto mehr müsse man die wache Zeit nutzen. Sie hatte Akofeli im letzten Jahr wiederholte Male kommen und gehen sehen, immer zwischen halb sechs und sechs Uhr morgens, wenn nicht gerade Schneechaos geherrscht hatte oder der U-Bahnverkehr eingestellt gewesen sei.
    Einmal hatte sie sogar mit ihm gesprochen, und zwar an dem Tag nach der Ermordung ihres Nachbarn.
    »Schließlich hatte ich mein Svenska Dagbladet noch nicht bekommen«, erklärte Stina Holmberg. In der Woche zuvor hatte Frau Holmberg vom Dagens

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