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Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption

Titel: Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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eine Pump Gun gekauft und dem Kerl im Supermarkt das Hirn rausgeblasen. Es lässt sich nicht bestreiten, dass ich zumindest daran schuld bin, und ich will dafür büßen.«
    »Hast du Alabama geliebt?«
    »Red doch keinen Scheiß, Wendy!«
    Howards Lippen zittern leicht. Er reibt sich grob die Augen, kann aber nicht verhindern, dass ihm die Tränen über die Wangen laufen.
    »Du hast sie geliebt, hab ich recht?«
    »Du kannst nicht wissen, wie sehr. Ich war fast so weit, dass ich Collie still und leise abgemurkst hätte. Und dann war sie tot, und ich hasse uns dafür.«
    »Lass uns dir helfen.«
    »Für mich ist es vorbei. Selbst wenn du alles dransetzt – sämtliche Fristen sind verstrichen, und heute um Mitternacht wird der alte Hund eingeschläfert.«
    Peter hat die Akte wieder zugeklappt. Im Schloss dreht sich der Schlüssel, die Tür geht auf. Wendy bricht in Tränen aus.
    »Scheiße, Wendyschatz, fängst jetzt du zu flennen an? Ganz schön aufgeblasen, muss ich sagen.«
    »Du kotzt mich an, Howard Cullen.«
    »Du mich auch, meine Schöne. Es hat mich sehr gefreut, dich gekannt zu haben. Du bist das am wenigsten Scheußliche, das mir in meinem Drecksleben passiert ist.«
    Der Wächter lässt die Handschellen um Howards Handgelenke zuschnappen.
    »Kann ich dich um einen letzten Gefallen bitten, Pete?«
    »Sollen wir dabei sein?«
    »Würdest du das machen?«
    »Mir ist es recht, wenn’s dir recht ist.«
    »Mir nicht! Scheiße, Howard! Das kannst du nicht von mir verlangen, dass ich zuschaue, wie die Arschlöcher von Ohio dich einschläfern wie einen Köter!«
    »Tu dir keinen Zwang an, Wendy Moore!«
    Howard lässt eine prächtige Kaugummiblase platzen und grinst.
    »Die einzig schlechte Nachricht ist, dass der gute Collie schon vor mir abgekratzt ist und wir uns noch mal wegen Alabama in die Wolle kriegen werden, aber diesmal lass ich mich nicht übers Ohr hauen.«
    Wendy lächelt unter Tränen, während Howard abgeführt wird. Bevor die Tür sich schließt, schreit er noch: »Ich liebe euch alle, Arschbande!«
    Und dann ist er verschwunden, wie vom Korridor verschluckt.
111
    Als Peter aus dem Karzer zurückkommt, dämmert es, und die gelben Overalls haben sich vor dem Kolonialhaus zum Appell aufgestellt. Niemand rührt sich, alle stehen stocksteif und still. Peter hält nach Wendy Ausschau und entdeckt sie in der Abteilung der Mädchen. Der Profos Helliwell versetzt ihm einen derben Stoß in den Rücken.
    »Los, einreihen, Schleimwichser.«
    Peter schiebt sich zwischen Howard und Ezzie. Er versucht Collies oder Marcellus’ Blick zu begegnen, doch der große Schwarze und der kleine Narbige starren leer vor sich hin. Peter sieht sich die anderen Häftlinge an. Vielen zittern die Knie. Andere scheinen vor Schmerz die Zähne zusammenzubeißen. Unter den Armen, auf dem Rücken sind ihre Overalls nass vom Schweiß, Haare hängen feucht herab, Wangen brennen, die Gesichter zeigen die Spuren tiefer Erschöpfung. Ohne die Lippen und Augen zu bewegen, flüstert Peter: »Was ist los?«
    »Höchster Alarmzustand. Die Vögte haben uns gleich nach Mittag gezwungen, uns hier aufzustellen, ohne Wasser und ohne Essen. Niemand weiß, warum, aber ich schätze, es ist deinetwegen.«
    »Wie geht’s den anderen?«
    »Alabama hat wieder mal mit Collie Schluss gemacht.«
    Peter versucht, Wendys Blick auf sich zu lenken, und fährt sich mit dem Overallärmel über die Stirn. »Nein, Peter, nicht …«, zischt Howard.
    Peter will antworten, doch ein brennender Schmerz explodiert in seinem Kreuz, und er fällt vornüber.
    »Keine Bewegung, hab ich gefagt, du Aaf!«
    Peter schaudert, als er aufblickt und den stahlumgürteten Kiefer von Profos Burton sieht. Ezzie beugt sich vor, um ihm aufzuhelfen, doch das verhindert der Profos mit seinem Schlagstockhieb auf den Rücken des Riesen.
    »Loflaffen, dreckigef Kirmefmonfter!«
    »Na, Burton, das geht doch schon wieder recht ordentlich mit dem Reden, wie?«
    »Halt die Klappe, Pete«, flüstert Ezzie. Er hat dabei kaum die Lippen bewegt.
    Burton hängt sich den Schlagstock wieder an den Gürtel und setzt seinen Weg fort. Peter reckt verstohlen seinen schmerzenden Rücken. Im nächsten Moment schrillt aus den Lautsprechern ein ohrenbetäubendes Pfeifen. Viele halten sich unwillkürlich die Ohren zu. Ein Vogt eilt herbei, um die Lautstärke zu regeln, und das Pfeifen lässt nach. Die Tür des Kolonialhauses öffnet sich.
112
    Der Reverend sieht zum Fürchten aus. Zum ersten Mal sind seine

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