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Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption

Titel: Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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mit einem Brecheisen einen Deckel auf. Automatikwaffen sind darin. Die Vögte teilen sie unter sich auf.
    Als sich Peter nach dem fetten Hilfssheriff umdrehen will, steht der schon vor ihm. Die Hand des Bullen packt ihn am Kinn und zwingt ihn, den Kopf zu heben. Er setzt ihm seine Mütze auf und schiebt ihm die verspiegelte Sonnenbrille auf die Nase. Sein Grinsen wird breiter.
    »Wie geht’s Tante Wendy, Herr Polacke aus Nashville?«
    »Sie scheißt auf dich.«
    Der Schlag ins Gesicht, den Brunswick ihm verpasst, lässt das Ohrmikrofon herausfliegen. Der Hilfssheriff klaubt es aus dem Staub und zeigt es dem Reverend. Profos Burton entsichert seine Waffe. Er grinst mit all seinen Metallzähnen. Brunswick lässt den Sender fallen und zertritt ihn mit dem Stiefelabsatz. Das Häftlingsquadrat löst sich auf, die Jugendlichen strömen in den Zellentrakt. Sie werfen keinen Blick mehr auf Peter. Bis auf Wendy, die lautlos ein paar Worte murmelt. Er antwortet ebenso lautlos: Ich dich auch. Der fette Bulle hat seine Handschellen gezückt.
    »Brunswick«, platzt Peter heraus, »ich weiß, es ist total sinnlos, aber …«
    »Sollte es dir leidtun, dann ist es dafür ein bisschen spät, fürchte ich.«
    »Nein, das ist es nicht.«
    »Sondern?«
    Schnell wie der Blitz rammt Peter dem dicken Hilfssheriff ein Knie in die Eier. Der kippt rückwärts zu Boden und wälzt sich jaulend wie ein Pudel im Staub.
    »In Rockford, Illinois, kannte ich mal einen wie dich. Der stand auf …«
    Weiter kommt er nicht. Der Griff von Burtons Waffe ist auf seinem Hinterkopf gelandet. Für einen winzigen Moment, ehe er das Bewusstsein verliert, sieht er die Gesichter der Gefangenen im unterirdischen Verlies.
114
    »Du bescheißt doch, Howard.«
    »Ja, natürlich, Mann. Ich bescheiße immer.«
    Peter und Howard sitzen im Saal des letzten Besuchs. Sie spielen Karten und versuchen, die Uhr an der Wand zu ignorieren.
    Ein Wächter kommt herein und bringt ein Tablett. Howard hat sich als Henkersmahlzeit Pancakes mit kanadischem Ahornsirup bestellt, was den Oberaufseher zu der Frage veranlasste: »Du kannst alles haben, was du willst, und bestellst Pancakes?«
    »Richtig. Mit kanadischem Ahornsirup.«
    Der Wächter stellt das Tablett ab. Howard greift nach dem Sirupkännchen und nimmt gleich einen ordentlichen Schluck direkt aus der Tülle. Dann schließt er einen Moment lang die Augen.
    »Das wird mir am meisten fehlen, Pete.«
    »Was denn?«
    »Der Geschmack von Zucker.«
    Sie verputzen die Pancakes, ohne sich beim Kartenspiel stören zu lassen. Wenn Howards Blick zur Uhr abschweift, bringt Peter ein neues Thema ins Gespräch.
    Howard mischt die Karten. Das ist immer der Augenblick, in dem er schummelt, das weiß Peter. Wie genau er es anstellt, hat Peter nie begriffen, aber es steht außer Zweifel. Howard gibt. Er hat nichts von seiner alten Geschicklichkeit eingebüßt. Peter sieht sich seine Karten an. Er denkt an den Geruch nach brennendem Holunderstängel und Jugendschweiß. Wie ein eisernes Band schnürt ihm die Trauer die Brust zusammen.
    Howard hebt die Ecke einer seiner Karten an. Wenn die Karten aufgedeckt werden, kann er ein Full House mit Assen über Buben ansagen. Er setzt alle seine Jetons.
    »Mann, du nervst, Howard.«
    Howard stopft sich wortlos vier Kaugummis in den Mund und kaut angestrengt.
    »Sollen wir jemanden verständigen?«, fragt Peter.
    »Meine Frau weiß Bescheid. Sie hat mich über meinen Anwalt wissen lassen, dass sie den weiten Weg scheut. Sie scheut den Weg! Als wär sie zu einer verdammten Grillparty eingeladen!«
    Howard bläst eine riesige Kaugummiblase, die sein Gesicht fast vollständig verdeckt. Dann lässt er sie platzen und sagt: »Irr, was sie für Fortschritte bei den Kaugummis gemacht haben.«
    Peter beißt ein Stück Pancake ab.
    »How?«
    »Ja?«
    »Hast du in der letzten Zeit ein Foto von Redemption bekommen?«
    »Ja. Gestern. Der Brief hat circa tausend Meilen zurückgelegt, bis er mich gefunden hat. Es waren so viele Nachsendeadressen drauf, dass die ursprüngliche kaum noch zu lesen war.«
    »Wir haben alle dasselbe Foto bekommen. Hast du eine Ahnung, wer es geschickt hat?«
    »Ich dachte, das warst du?«
    »Nein.«
    »Ja, wer denn dann? Der kleine Marcellus? Und warum?«
    »Vielleicht braucht er uns.«
    »Schöne Grüße, falls du ihn siehst.«
    Draußen ertönen Schritte, der Schlüssel dreht sich im Schloss. Howard wirft einen Blick auf die Uhr und wird leichenblass.
    »Fuck, es ist doch noch viel zu

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