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Sühnetag - Patterson, J: Sühnetag - Worst Case

Sühnetag - Patterson, J: Sühnetag - Worst Case

Titel: Sühnetag - Patterson, J: Sühnetag - Worst Case Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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Migräneanfall auf. Das ist doch mal ein effektiver Weckdienst, dachte sie und zuckte zusammen, als sie sich aufsetzte. Seit dem College litt sie immer mal wieder unter Migräneanfällen. Das pulsierende, stechende Gefühl plagte sie immer an derselben Stelle über dem linken Auge, als würde etwas versuchen, sich mit einem Eispickel seinen Weg nach draußen zu bohren.
    Manchmal waren die Schmerzen so stark, dass sie sich übergeben musste. Manchmal bekam sie aus unerfindlichen Gründen starken Durst. Bevor John, ihr New-Age-Ehemann, sie verlassen hatte, hatte er gesagt, es könnte der Preis für ihre ermittlerischen Fähigkeiten sein, der Preis für ihre intuitiven Sprünge, mit denen sie Menschenleben rettete.
    Oder vielleicht war es der Stress, den mein unguter Ehemann mir bereitete, hätte sie ihm jetzt gern gesagt.
    Sie suchte nach ihrer Tasche, aus der sie eine Tablette herausnahm. Während sie sie trocken hinunterschluckte, tauchte das Bild von Jacob Dunning vor ihr auf, der tot im Heizungsraum in der South Bronx lag.
    Was tue ich noch hier?, überlegte sie. Ihr Chef hatte gesagt, sie solle noch in New York bleiben, zumindest bis die Autopsieergebnisse eingetroffen wären, doch sie war sich nicht sicher. Mit fünfunddreißig war sie eindeutig zu alt für diesen Verhaltensanalyse-Quatsch beim FBI. Sie vermisste ihr gemütliches Großraumbüro mit den beigefarbenen Trennwänden und den Schlackensteinmauern. Oder vielleicht sollte sie ganz ausscheiden und versuchen, einen Lehrauftrag an Land zu ziehen. Irgendwas, das zu Olivias Stundenplan passte. Jungen, frischen Geistern, wie sie einmal einer gewesen war, die Chance geben, diese Ungeheuer zu jagen und sich mit den armen Familien abzugeben.
    Sie ließ noch eine Tablette in ihre Hand gleiten, als ihr Mobiltelefon klingelte.
    » Hallo, hier ist Mike«, meldete sich Bennett. » Tut mir leid, wenn ich Sie geweckt habe.«
    Sie musste lächeln. Seine ruhige Stimme war wie ein Rettungsboot in den übelkeiterregenden Wellen, die in ihrem engen Schädel tobten. Sie erinnerte sich an das Abendessen, an seine verrückten Kinder. Zumindest das hatte Spaß gemacht.
    » Erzählen Sie mir was Schönes, Mike«, bat sie. » Die Berichterstattung in den Medien hat bei jemandem eine Erinnerung wachgerufen?«
    » Schön wär’s«, sagte er. » Ich habe gerade mit meiner Chefin telefoniert. Sieht aus, als gäbe es wieder eine vermisste Jugendliche. Sie heißt Chelsea Skinner, siebzehn Jahre alt. Ihr Vater ist Präsident der New Yorker Börse. Freunde setzten sie an der Ecke der Straße, in der sie wohnt, mit dem Taxi ab, aber sie kam nicht zu Hause an.«
    » Schon wieder? Mein Gott! Selbst für einen Serienmörder ist das unglaublich schnell«, stöhnte Emily. » Sollen wir zu der Familie nach Hause fahren?«
    » Nein. Schultz und Ramirez sind bereits auf dem Weg«, erklärte er. » Wir sollen zur Besprechung der Sondereinheit kommen, die in der Zentrale zusammengestellt wird. Ich hole Sie um halb neun ab, damit wir genügend Zeit haben, unsere Spielergesichter aufzusetzen. Möchten Sie einen Bagel mit Räucherlachs? Ich glaube nicht, dass es in dem jüdischen Laden, in den ich gehe, Grits gibt, aber ich kann fragen. Was ist überhaupt Grits?«
    » Sagen Sie mal, Mike, sind alle New Yorker Polizisten rund um die Uhr Witzbolde?«
    » Nur die gut aussehenden mit einer zweistelligen Anzahl von Kindern«, antwortete Bennett. » Also, bis halb neun, Agent Parker.«

21
    Die Besprechung der Sondereinheit fand in einer nagelneuen Abteilung im elften Stock des One Police Plaza statt. Das NYPD musste beim Heimatschutz für die Bezuschussung alle Hebel in Bewegung gesetzt haben, weil die Abteilung aussah wie eine Kommandozentrale in einem Hollywoodfilm.
    Überall standen nagelneue Flachbildschirme und die modernsten Telefone und Funkanlagen herum, an einer Wand prangte eine riesige Beamer-Leinwand. Der Teppichboden roch noch ganz neu. Oder war es nur die Politur der teuren Schuhe all der mächtigen Teilnehmer?
    Der Bürgermeister war schon früher nach New York zurückgekehrt, wie ich feststellte. Seine alte Freundin Georgina Hottinger schwirrte um ihn herum wie ein Aasfresser um einen Hai. Sie berieten sich eifrig mit Commissioner Daly und seiner Abordnung von Chiefs in weißen Uniformhemden. Auch eine Gruppe fit aussehender Jungs war anwesend, die ich wegen ihrer geleckten Erscheinung als Emily Parkers Kollegen einstufte.
    Der Beweis folgte auf dem Fuße, weil Emily, kurz nachdem wir

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