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Sühnetag - Patterson, J: Sühnetag - Worst Case

Sühnetag - Patterson, J: Sühnetag - Worst Case

Titel: Sühnetag - Patterson, J: Sühnetag - Worst Case Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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auf den Tisch.
    » Ich habe den Herd angelassen«, sagte sie und drehte sich rasch um. » Ist das dann alles für heute Abend, Mr. Bennett?«
    » Klar … alles bestens, Mary«, sagte ich leicht verwirrt.
    Als sich die Küchentür wieder schloss, nahm ich Olivias Bild vom Tisch.
    » Und? Wo ist Olivias Vater?«, fragte ich und legte das Bild wieder hin. Puh, hatte ich das wirklich gerade gefragt? Wie raffiniert von dir, Mike. » Tut mir leid. Sie müssen darauf nicht antworten.«
    » Nein, ist schon in Ordnung. Olivias Vater ist, äh, in Kalifornien. Wir sind seit zwei Jahren geschieden. Wir haben uns bei der Luftwaffe kennengelernt. John war ein bisschen rau, aber er war liebenswert und lustig und ein hervorragender und begnadeter Mechaniker. Ich hielt ihn immer für das impulsive Yin für mein ständig korrektes Yang.
    Am Anfang klappte alles bestens. John leitete die Serviceabteilung von Mercedes in Bethesda, während ich beim FBI immer weiter aufstieg. Es war natürlich hektisch, mit zwei Jobs zu jonglieren und dazu noch Olivia, aber wir waren eine Mannschaft, eine richtige Familie. Dann, zwei Tage nach Olivias zweitem Geburtstag, verkündete John, er müsse sich neu finden.
    Zuerst kamen die Tätowierungen und Piercings, dann, ohne dass ich vorher davon wusste, der Kauf einer Werkstatt in Kalifornien mit dem größten Teil unserer Ersparnisse.«
    » Autsch«, machte ich.
    » Ja, autsch ist das richtige Wort. ›JonJons Frisiersalon frisiert alle scharfen Autos von heute.‹ Kalifornien hat ihm richtig gutgetan.«
    » Und Ihnen und Ihrer Tochter richtig schlecht«, ergänzte ich.
    Emily leerte ihr Glas und stellte es vorsichtig auf die Tischdecke vor sich.
    » Ich sollte lieber gehen, bevor Sie mich aus der Wohnung rollen müssen, Mike. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie nett ich es fand. Ihre Kinder sind noch unglaublicher, als es das Abendessen gewesen war. Sie können sich glücklich schätzen.«
    » Ich rufe Ihnen ein Taxi«, bot ich an und erhob mich.
    Als ich wieder nach oben kam, war der Esstisch abgeräumt. Mary Catherine stand in der Küche und pfefferte das Geschirr in die Spülmaschine.
    » Mary Catherine, hast du zufällig mein Stück Kuchen gesehen?«
    » Ach, tut mir leid. Habe ich weggeworfen«, sagte sie, ohne sich umzudrehen. » Ich dachte, du wärst fertig.«
    Sie wischte sich die Hände an einem Geschirrtuch ab und öffnete die Hintertür, die in ihr Zimmer in der obersten Etage aus der Vorkriegszeit führte.
    » Gute Nacht«, sagte sie und knallte die Tür hinter sich zu.
    Chrissy kam im Schlafanzug in die Küche, während ich darüber grübelte, was gerade geschehen war.
    » Daddy, Shawna sagt, Emily Parker ist deine neue Freundin. Stimmt das?«, wollte sie wissen.
    Ach so. Ich starrte auf die zugeknallte Tür. Okay, jetzt hatte ich’s kapiert.
    Wie gesagt, Männer sind dämlich.

Zweiter Teil
    Abschlussprüfung

19
    Chelsea Skinner zitterte unaufhörlich. Zuerst hatte sie vor Angst gezittert, doch jetzt, da sie bereits drei Stunden gefesselt auf einem kalten Steinboden lag, hatte sie das Gefühl zu erfrieren.
    Sie erinnerte sich, dass ihr nur ein einziges Mal so kalt gewesen war, und zwar als sie in Colorado als Sechsjährige zum ersten Mal Ski gefahren war. Hinter dem Haus, das ihr Vater gerade gebaut hatte, hatte sie mit den Atemwölkchen vor ihrem Mund so getan, als rauchte sie, und ihre Mutter war in schallendes Lachen ausgebrochen.
    Chelsea begann mit klappernden Zähnen zu weinen. Das war ihr wirkliches Problem: dass sie immer älter hatte sein wollen, als sie war, und dass alles immer schnell gehen musste. Warum konnte sie nie zufrieden sein? In ihr schien sich ein Loch zu befinden, und egal, womit sie es füllen wollte – Kleider, Essen, Freunde, Drogen, Jungs –, es blieb immer ein winziger Spalt, der sie davon abhielt, sich als vollständiger Mensch zu fühlen. Dies hier geschah ihr recht. Es hatte so kommen müssen. Es …
    Hör auf, befahl sie sich. Du hörst sofort auf.
    Sie war entführt worden, und jetzt machte sie sich selbst fertig? Gab sich die Schuld? Damit hätte sie schon gestern aufhören sollen. Dies hier war keine Therapie und keine vertrauensbildende Maßnahme wie in dem Jugendlager, in das ihre Eltern sie vergangenen Sommer geschickt hatten, weil sie, wie sich ihr Vater drastisch ausgedrückt hatte, endlich » den Arsch hochkriegen« sollte.
    Das hier war echt.
    Tatsache war: Jemand hatte sie vor ihrem Haus k. o. geschlagen, als sie nach einer durchtanzten Nacht

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