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Sühnetag - Patterson, J: Sühnetag - Worst Case

Sühnetag - Patterson, J: Sühnetag - Worst Case

Titel: Sühnetag - Patterson, J: Sühnetag - Worst Case Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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Schultern sah er aus wie ein Footballer.
    » Was glaubst du, wer du bist, dass du an mein Fenster klopfen kannst, du Arsch?«, bellte er. Krümel sprühten aus seinem Mund.
    » Was glaubst du, wer du bist, dass du den Wagen mit laufendem Motor hier stehen lassen darfst, du Arsch?«, schoss Francis zurück. » Du verstößt gegen Paragraph vierundzwanzig Strich eins dreiundsechzig des New Yorker Verwaltungsgesetzes. ›Ein Fahrzeug darf ohne Erlaubnis nicht länger als drei Minuten bei laufendem Motor parken, sofern es sich nicht um gesetzlich zugelassene Not- und Einsatzfahrzeuge handelt.‹ Siehst du das Gift, das da aus dem Auspuff kommt? Darin sind Chemikalien wie Benzol, Formaldehyd und Acetylaldehyd enthalten, ganz zu schweigen vom Feinstaub, der sich in deinen Lungen festsetzen kann. Die Abgase töten Menschen und erwärmen die Atmosphäre. Jetzt schalte den …«
    Der Kerl von der Telefongesellschaft stand mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen da und schnaubte irgendwie verächtlich, als er plötzlich seine riesige Hand nach vorne schnellen ließ. Er packte Francis’ Krawatte und wirbelte ihn einmal um dessen eigene Achse, bevor er ihn wieder losließ. Francis flog in einen Zeitungskasten an der Ecke und scheuerte sich Kinn und Handflächen auf, als er kopfüber auf der Fifth Avenue landete. Hupen dröhnten, und Flugblätter vom Gotham Writers’ Workshop flatterten an seinem Gesicht vorbei.
    Francis drehte sich um und bekam eine volle Ladung Auspuffgase samt Feinstaub ins Gesicht, als der Kerl mit seinem Kastenwagen das Weite suchte. Hustend setzte er sich am Straßenrand auf.
    Kies klebte an seinen blutenden Handflächen, der Ärmel seiner maßgeschneiderten Anzugjacke war mit etwas Schwarzem, Nassem verschmiert, die Hose an einem Knie aufgerissen. Einen Moment lang war er wieder auf dem Schulhof, auserwählt und niedergeschlagen von Arschlöchern, die stärker und älter waren als er. Genau wie damals fühlte er sich elend angesichts der Machtlosigkeit, die von ihm Besitz ergriff.
    Dieses Gefühl verging, als er sich an das überraschte, wütende Gesicht des Mannes von der Telefongesellschaft erinnerte und plötzlich laut lachte. Er musste mit diesem Unsinn aufhören. Schließlich war er noch mal mit einem blauen Auge davongekommen, wenn er daran dachte, wie kräftig der Mann gewesen war. Welch ein Glück, dass ihn der Kerl nicht umgebracht hatte.
    Abgesehen davon war er doch gar nicht mehr machtlos, dachte er, als er zu seinem Koffer ging, den er liebevoll tätschelte, bevor er ihn hochhob und seine Wallfahrt Richtung Norden fortsetzte.
    Der Fetzen eines Gedichts von Robert Frost aus der Grundschule fiel ihm beim Gehen ein.
    » Doch ich muss tun, was ich versprach, und Meilen gehn, bevor ich schlaf«, rezitierte er leise.

68
    » Daddy, Daddy, sieht mein Aschekreuz gut aus?«, fragte meine fünfjährige Tochter Chrissy im überfüllten Starbucks Ecke 93 rd Street und Broadway, wo wir am Fenster saßen. » Ich habe Opa gesagt, er soll seine Sache gut machen.«
    Wir hatten nach der Kirche ihre Geschwister in der Schule abgeliefert. Chrissy brauchte zum Glück erst ab Mittag in den Kindergarten zu gehen. In unserer großen Familie waren Einzelkontakte ziemlich selten an der Tagesordnung. Deswegen würde mich nicht einmal ein durchgeknallter Serienmörder von meiner immer mittwochs stattfindenden Verabredung im Starbucks abhalten können.
    » Ich weiß nicht, lass mal sehen.« Ich griff über den Tisch und hielt ihr winziges Kinn in meiner Hand. Ich konnte nicht anders als ihre elfenhafte Nase zu küssen. » Sieht prima aus, Chrissy. Opa hat dir ein gutes Kreuz gemacht. Und es passt hervorragend zu deinem Kakaoschnurrbart.«
    Als sie sich wieder über ihren Kakao hermachte, betrachtete ich die lange Schlange vor der Kuchentheke. Kindermädchen mit Säuglingen, müde aussehende Bauarbeiter und müde aussehende Männer und Frauen in Anzügen und Kostümen warteten auf ihre morgendliche Dosis des Hauptexportprodukts von Seattle. Vielleicht zehn Prozent der Gäste sowie einer der Mitarbeiter hinter der Theke hatten ein Kreuz auf der Stirn.
    Mich fröstelte bei der Überlegung, ob der Mörder vorhatte, heute Menschen mit einem Aschekreuz auf der Stirn zu erschießen. Dass er etwas tun würde, galt als ausgemachte Sache. Alles deutete darauf hin, dass heute der Tag war. Die einzigen Fragen waren: wo und wie?
    Ich rieb meine Augen, bevor ich einen großen Schluck nahm. Mein Koffeinspiegel im Blut hatte in

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