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Sühnetag - Patterson, J: Sühnetag - Worst Case

Sühnetag - Patterson, J: Sühnetag - Worst Case

Titel: Sühnetag - Patterson, J: Sühnetag - Worst Case Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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den letzten schlaflosen Tagen seinen Höhepunkt erreicht, doch was sollte ich tun? Nach dem gestrigen Tagesabschlusstreffen der Einsatzgruppe hatte ich den größten Teil der Nacht damit zugebracht, im Internet so viel über den Aschermittwoch herauszufinden wie möglich.
    Der Aschermittwoch war einer der höchsten Feiertage im katholischen Kirchenjahr. Es war der Tag, an dem über begangene Fehltritte nachgedacht wurde.
    Aber auf wessen Fehltritte versuchte der Mörder mit seinen Metzeleien hinzuweisen? Die der toten Jugendlichen? Der Gesellschaft? Seine eigenen?
    Ich erhaschte einen Blick auf mein Spiegelbild in der Fensterscheibe, auf dem sich auch das Aschekreuz abzeichnete. Nun, an diesem Morgen musste ich mit Sicherheit Sühne leisten für mein Vergehen, dachte ich und wandte den Blick ab. Weil ich diesem furchtbaren Fall noch kein Ende gesetzt hatte.
    Während Chrissy mit einem Kind im Sportwagen am Nachbartisch guck-guck spielte, prüfte ich zum tausendsten Mal, ob ich auf meinem Mobiltelefon eine Nachricht übersehen hatte. Ich verzog das Gesicht, als wieder nur das Logo der Yankees erschien. Emily hatte zwar wegen des Fingerabdrucks gedrängt, doch bisher noch nichts gehört.
    Ich drehte mein Telefon auf dem Schachbrettmuster des Tisches und blickte zum Fenster hinaus auf den Broadway. Die Zeit lief mir davon, doch es gab nichts, was ich dagegen unternehmen konnte.
    Wo und wie? Das waren die noch offenen Fragen.

69
    Mein durch den Fall abgelenkter Geist war immer noch nicht ganz auf Sendung, als ich zehn Minuten später mit Chrissy die Wohnung betrat. Andernfalls hätte ich die Nummer des Anrufers überprüft, bevor ich mein Telefon aufklappte.
    » Und, wie sieht’s aus?«, rief ich ins Telefon.
    » Wie sieht was aus?«, fragte mein Großvater Seamus zurück. » Wen kümmert das? Hast du es ihr schon gesagt?«
    » Wem was gesagt?«
    » Mary Catherine, du Idiot! Ich wusste, du würdest es vergessen. Und das, wo MC in letzter Zeit sowieso schon fuchsig ist. Weckt das Lied ›Happy Birthday‹ irgendwelche Erinnerungen bei dir?«
    » Oh, Sch…okolade«, stöhnte ich. » Habe ich vergessen.«
    Mit dem Idioten hatte er recht. Diesmal hatte ich mich in ein riesiges Fettnäpfchen gesetzt. Ich hätte Mary Catherine wenigstens ein Muffin oder so was mitbringen können. Mit welchem Zaunpfahl würde sie mir als Nächstes zuwinken? Ich musste mich der Situation stellen, und zwar flott. Ich hörte, wie das Teewasser in der Küche anfing zu kochen. Vielleicht hatte ich noch eine Chance.
    » Ich habe alles im Griff, Vater«, versicherte ich und legte auf.
    Mary nahm einen Becher aus dem Schrank gleich neben der Küchentür.
    » Mary, da bist du ja«, rief ich und überraschte sie mit einer Umarmung. » Alles Gute zum Geburtstag!«, brachte ich so fröhlich wie möglich heraus und wollte ihr einen Kuss auf die Wange drücken. Doch wie sich zeigte, war ich derjenige, der überrascht wurde.
    Mary Catherine drehte ihren Kopf, so dass unsere Lippen aufeinandertrafen. Zuerst zuckte ich wie vor einem Elektroschocker zurück, doch bevor ich etwas dagegen tun konnte, legte sich meine Hand in ihren Nacken, und wir, nun ja, knutschten, wäre wohl der exakte Ausdruck.
    Marys unbeachteter Becher glitt von der Arbeitsplatte und zerschellte auf dem Boden.
    Hm, » heftig knutschen« wäre wohl noch exakter.
    » Mary Catherine!«, rief Chrissy eine Sekunde später direkt vor der Küchentür.
    Mary brach mir beinahe die Nase, als sie sich von mir fortdrückte. Ihr Gesicht war um einiges röter als ihr rotblondes Haar, und auch mein Gesicht fühlte sich an, als stünde es in Flammen. Mit sperrangelweit aufgerissenem Mund rang ich nach Luft.
    » Verdammt, Mike!«, schimpfte sie, bevor sie aus der Küche floh. Weinte sie? Wenn ja, warum? Im nächsten Moment knallte die Badezimmertür.
    Ich stand noch immer gehirnblockiert und blinzelnd da, als Chrissy hereinkam. » Wo ist MC?«, wollte sie wissen.
    » Ich weiß nicht genau. Ich habe einen Becher zerdeppert, Chrissy. Könntest du bitte Handfeger und Schaufel holen?«

70
    Ich krabbelte gerade wie benommen auf allen vieren über den Boden, um die Scherben aufzufegen, als mein Mobiltelefon klingelte.
    » Hallo, Mike«, meldete sich Agent Parker. » Kommen Sie runter. Ich habe Neuigkeiten. Ich stehe direkt vor Ihrem Haus.«
    » Gott sei Dank«, sagte ich und warf die letzten Scherben in den Müll. » Ich meine, bin schon auf dem Weg!«
    Ich rief nur rasch » Ich muss weg zur Arbeit, tschüss,

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