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Sühnetag - Patterson, J: Sühnetag - Worst Case

Sühnetag - Patterson, J: Sühnetag - Worst Case

Titel: Sühnetag - Patterson, J: Sühnetag - Worst Case Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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wahllos zusammengestellt. Es gab Berge mit Anti-Bush-Literatur. Abgenutzte Bände von Spinoza. Auf einer Autobiografie von Martin Luther King Jr. lag ein Buch über die Quantengeometrie bosonischer Strings. Sogar die handgeschriebenen Randnotizen in französischen Ausgaben von Rousseaus und Alexis de Tocquevilles Werken waren auf Französisch. Besonders viele Bücher stammten von Jean-Paul Sartre und dem modernen französischen Philosophen Michel Foucault.
    » Vielleicht ist dieser Kerl ja ein Mörder und ein Verrückter, aber zumindest ist er belesen«, stellte Emily fest.
    In der Schublade eines metallenen Aktenschranks fanden wir einen Laptop. Emily streifte sich OP-Handschuhe über, bevor sie ihn einschaltete. Zahllose durchnummerierte Word-Dokumente erschienen auf dem Bildschirm.
    Emily wählte zufällig eins aus. Und es war wirklich ein Zufall.
    » ›Man muss es ihnen zeigen‹«, las sie. » ›Kommunikation ist flüchtig. Wie Malcolm X bin auch ich mit der Philosophie des Der-Zweck-heiligt-die-Mittel gebrandmarkt. Auch ich bin ein informiertes menschliches Wesen mit freiem Willen, das das Gewöhnliche übertrifft. Auch ich trage Verantwortung, die das Gewöhnliche übertrifft. Auch ich habe …‹«
    » ›… eine Geisteskrankheit, die das Gewöhnliche übertrifft«, beendete ich für sie.
    » Das geht immer so weiter«, sagte Emily, die mit der Maus nach unten blätterte. » O mein Gott, das sind fünfhundert Seiten. Es müssen hundert solcher Dokumente sein. Es wird Monate dauern, um sich durch diesen Quatsch zu quälen.«
    In dem Moment hörten wir ein Bellen.
    Es war der Sprengstoffhund. Er stand oben an der Kellertreppe und bellte wie verrückt zu uns herunter.
    » Ich glaube nicht, dass er Gassi gehen will«, rief Chow. » Raus! Sofort! Alle raus!«
    Das musste er uns nicht zweimal sagen. Wir warteten auf der gegenüberliegenden Seite der abgesperrten Straße hinter dem Einsatzwagen, als zehn Minuten später die Sprengstoffspezialisten herauskamen. Jeder von ihnen trug einen Pappkarton.
    Der ältere mit Schnurrbart winkte mich zur Rückseite des Wagens. Ich schluckte. Mit Sicherheit lud er mich nicht zu einer spontanen Parkplatzparty ein.
    » Lieber Sie als ich, Mike«, sagte Emily und steckte sich die Finger in die Ohren.
    » Habe ich in der Zwischendecke neben dem Kellerbüro gefunden«, erklärte der Sprengstoffspezialist, als ich auf ihn zuging. Vorsichtig spähte ich in die Schachtel. Darin befanden sich lange, weiße Klötze, die aussahen wie Bratfett.
    » Entspannen Sie sich. Das ist C 4 .« Er wedelte verharmlosend mit der Hand. » Beziehungsweise bin ich mir ziemlich sicher, dass es eigentlich PE 4 ist, die britische Version des Plastiksprengstoffs. Es ist völlig stabil. Damit können Sie Baseball spielen. Ach, Sie können es sogar anzünden, und nichts passiert. Es sei denn, man verkabelt es hiermit …«
    Er zeigte mir die andere Schachtel, die eine Spule enthielt, auf die etwas aufgewickelt war, das wie eine dicke, grüne Wäscheleine aussah.
    » Ein Detonator. Dieser hier heißt Cordtex. Sieht wie ein Seil aus, funktioniert wie ein Seil, enthält aber einen explosiven Kern, der ihn zu einer ewig langen Sprengkapsel macht. Mit zwei Metern davon können Sie einen Baum fällen. Oder ein Gebäude, wenn Sie ihn mit genügend PE 4 aus der ersten Schachtel verbinden.«
    Er strich sich über seinen Schnurrbart und seufzte auf eine Weise, bei der sich mir die Nackenhaare sträubten.
    » Was ist?«, fragte ich.
    » Das Problem ist die Schachtel«, erklärte er.
    » Die Schachtel?«
    » Die Schachtel enthält normalerweise zwölf Kilo PE 4 . Hier haben wir aber nur noch etwa drei Kilo. Und ich würde sagen, auch etwa die Hälfte von diesem Seil fehlt.«
    Ich hatte keinen Schnurrbart, also rieb ich mir die Schläfen, als ich mich im Kreis drehte, um einen vollen Blick auf die uns umgebenden Gebäude, Busse und Fußgänger zu haben. Mooney konnte überall sein.
    » Scheiße«, sagte ich.
    » Sie sagen es«, pflichtete mir der Sprengstoffexperte bei.

79
    Francis rückte sich die St.-Edward’s-Baseballkappe zurecht, die er dem toten Trainer abgenommen hatte, und eilte durch die leeren Flure der Schule. Als er an seinem alten Chemielabor vorbeikam, musste er lächeln. Wie hatten ihn die anderen gehasst, weil er mit seinen fast perfekten Noten immer den Schnitt kaputt gemacht hatte.
    Er öffnete die Tür zur leeren Turnhalle der Unterstufe, die wie früher nach Schweiß und Schmerzsalbe roch. Die

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