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Sühnetag - Patterson, J: Sühnetag - Worst Case

Sühnetag - Patterson, J: Sühnetag - Worst Case

Titel: Sühnetag - Patterson, J: Sühnetag - Worst Case Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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Webb.
    Francis ließ die Frau los. Sein Mund blieb offen stehen, als er seinem alten Mannschaftskollegen in die Augen blickte. Erwischt. Verdammt, ich sitze in der Falle.
    Körper und Geist schienen gleichzeitig zu erstarren. Er hatte das Gefühl, als hätte jemand die Luft aus ihm herausgepresst, und die Waffe in seiner Hand wurde unglaublich schwer.
    Es war vorbei. Er war zu schwach. Er wusste es. Er sollte gar nicht mehr auf den Beinen sein. In welchem Stadium befand er sich? Vier? Im weit fortgeschrittenen Stadium vier. Er war ein sehr kranker, schwacher alter Mann. Er sollte im Krankenhaus liegen.
    » Nimm die Waffe runter, Francis«, verlangte Webb. » Sofort, Mann.«
    Kannst du immer noch links durchziehen wie eine Todesfee, Mann?, hörte Francis ihn sagen. Eine Erinnerung blitzte durch seinen Kopf. Webb in der Tür zur Dusche der Sporthalle, wo er johlend den Gummizug von Francis’ zerrissener weißer Unterhose über dem Kopf schwenkte.
    Er klammerte sich an den Schmerz und die Wut, die ihn durchströmten und ihn belebten. Francis verstärkte wieder den Griff um seine Pistole, seine Rettung, und hob sie an.
    » Wie wär’s stattdessen, wenn du hier reinkommst und die Tür hinter dir schließt, Mann? «, sagte er.
    Webb sah aus, als wollte er fliehen, bis er zu Ms. Tippen-im-Oldie-Takt blickte und gehorchte.
    Webb drehte sich gerade von der Tür zurück, die er geschlossen hatte, als Francis den Abzug betätigte. Die Kugel traf diesen aufstrebenden Stern in der Stadt mitten in sein blasiertes Basketballer-Gesicht. Lustig, wie schnell er nach hinten kippte, als wäre er auf einer Bananenschale ausgerutscht. Wusch! Volltreffer, dachte Francis kichernd.
    Als er sich wieder der Frau zuwandte, war er überraschend konzentriert, als hätte jemand den Dimmerschalter bis zum Anschlag aufgedreht.
    » Sind diese Kinder heute zur Schule gekommen?«, fragte er diesmal so deutlich und selbstsicher wie sonst im Gericht. Er hatte ihre Brille fortgeschleudert und drückte die Mündung seiner Waffe auf eins ihrer zugekniffenen Augen.
    » Ja«, antwortete sie.
    Die Frau weinte leise. Und plötzlich wurde Francis bewusst, dass auch er weinte.
    So viel Blut war geflossen, und es würde noch mehr fließen. Er nickte. Die Sache war es mehr als wert.
    » Es war tapfer von Ihnen, diese Kinder beschützen zu wollen«, flüsterte Francis der alten Dame ins Ohr. » Aber auf sie wartet ein höheres Ziel. Deswegen bin ich hier. Um sie dem höchsten Ziel zuzuführen, das es gibt.«

78
    Ich musste kräftig husten, als ich im dichten Nebel der Rauchgranate das Küchenfenster in Mooneys Haus aufriss.
    » Kruzifix noch mal!«, rief Emily, als sie ihre Waffe auf die Granitplatte der Kücheninsel legte. » Er ist uns entwischt.«
    » Verdammt«, stimmte ich angewidert ein.
    Ich löste einen der Gurte meiner schusssicheren Weste und setzte mich neben sie. Das Geiselbefreiungsteam hatte jeden Raum in den beiden Stockwerken gesichert und nichts gefunden. Niemand zu Hause. Kein Mooney. Schlimmer noch: auch kein Dan Hastings.
    Nachdem ich rasch meine Chefin per Telefon verständigt hatte, erfuhr ich, dass Mooney noch immer nicht zur Arbeit gekommen war. Das mochte einerseits gut sein, weil er dort vielleicht alle seine Kollegen umgebracht hätte, aber wo steckte er dann?
    » Was sollen wir als Erstes auf den Kopf stellen?«, fragte ich.
    » Büro«, antwortete sie.
    Wir gingen ins Obergeschoss und wühlten uns durch sein Büro. Und mit wühlen meine ich, wir nahmen es auseinander. In den Aktenschränken befanden sich Ordner mit Unterlagen für Immobilien- und Treuhandgeschäfte. Wahrscheinlich hatte er sich Arbeit mit nach Hause genommen. Eine Wand zierten Fotos von Francis bei hochkarätigen Wohltätigkeitsveranstaltungen. Auch ein paar gerahmte Seiten aus der Vanity Fair und Avenue waren dabei. Auf einer Visitenkarte in einer Schublade stand, Mooney sei so etwas wie Philanthropieberater. Als vermögende Privatperson wurde er bei diesen Galaveranstaltungen mit Sicherheit oft fotografiert.
    Einer aus der Einsatztruppe rief uns aufgeregt nach unten in den Keller.
    » Ich glaube, ich habe was gefunden, Em«, sagte Chow. Er deutete mit dem Schein der auf die Mündung seiner Waffe montierten Taschenlampe auf eine offene Tür. Ich schob meine Hand hindurch und betätigte den Lichtschalter.
    Aber nicht weil ich geblendet war, blinzelte ich. Vor der nackten Wand stapelten sich Bücher und Zeitungen, an manchen Stellen mannshoch. Die Sammlung wirkte

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