Sünde einer Nacht (Geschichtentrilogie Band 3 Romantische Geschichten)
blieb Fabius nichts übrig, als zuzustimmen und zu warten.
„Dann geht es auch, dass ich Sie zu mir einlade“, sagte Violetta mit einem reizenden Lächeln.
„Das ist also eine der Situationen", erwiderte Fabius aufgeräumt, "von der man sagt, Glück im Unglück zu haben. Und ich bin dem Zufall dankbar", fügte er nach einer Weile hinzu, "mit Ihnen noch etwas Zeit verbringen zu dürfen.“
Das Haus am Hügel erschien Fabius wie eine romantische Filmkulisse. Violetta zeigte ihm den Betrieb. Alles war auf das Modernste eingerichtet. Von der Ernte über das Sortieren bis zum Pressen.
„Ich denke, wir setzen uns in die Laube“, sagte sie. „Da ist ein Springbrunnen, der sorgt für eine frische Brise.“
„Es ist traumhaft schön hier“, schwärmte Fabius. „Ein herrliches Fleckchen Erde.“
„Schauen Sie sich ruhig um“, forderte Violetta ihn auf. „Ich geh mir nur schnell etwas anderes anziehen. Und Martina wird uns gleich etwas Erfrischendes zubereiten.“
Violetta verschwand im Haus und kam nach kurzer Zeit in einem legeren, mit Sonnenblumen bedruckten Hausanzug wieder.
„Ich kann mich nur wiederholen“, sagte Fabius. „Sie haben ein Stück Paradies hier auf Erden.“
„Kommen Sie mit.“ Violetta nahm Fabius Hand und führte ihn durch alle Räume des Hauses bis auf die Terrasse. „Hier haben Sie einen wunderschönen Ausblick“, sagte sie und zeichnete mit anmutiger Geste einen großen Bogen. Soweit man blicken konnte, reihte sich ein Olivenbaum an den anderen. Selbst am Horizont, dort, wo der Hügel aufhörte und wieder zum Tal abfiel, sah man noch die Reihen der Baumkronen im Sonnenlicht glänzen.
„Wieso wundert es Sie, wenn die Männer über Ihre Schulter auf die Plantage schielen?“, scherzte Fabius „Ist doch ein wunderschöner Anblick.“
In diesem Augenblick kam Martina und fragte, ob sie ihren Kaffee hier trinken wollten. Und natürlich wollten sie. Sie setzten sich so auf die Terrasse, dass sie den Vorderteil des Hauses überblicken konnten. Nach einer Weile sagte Violetta:
„Es ist seltsam.“ Sie sah in Fabius’ blaue Augen. „Sie erinnern mich an jemanden aus meinen Mädchenjahren. Die Stimme, die Sprache ...“
„Hoffentlich eine angenehme Erinnerung?“
„Meine erste Liebe. Also kann es nur etwas Angenehmes gewesen sein.“
„Erzählen Sie“,bat Fabius und sein Herz klopfte einige Schläge schneller. „Es ist immer schön, sich an solche Geschichten zu erinnern. Aber wenn sie zu persönlich sind?“
„Es ist schon zu lange her, als dass man etwas verbergen möchte“, erwiderte Violetta etwas zögerlich. „Aber, komisch, ich habe es noch nie jemandem erzählt. Es wäre also das erste Mal. Immerhin war es vor vierzig Jahren.“
„Erzählen Sie. Ich wäre sehr geehrt.“
*
„Ich war damals noch Schülerin, süße achtzehn Jahre“, begann Violetta leise, „und wollte Modeschöpferin werden. Ich konnte gut zeichnen und hatte ein Gefühl für Bekleidung. Wenn ich die Leute ansah, hatte ich zu jedem Typ schon die passende Garderobe im Kopf. Meine Ferien verbrachte ich bei meiner Tante in Termoli. Ihr Haus lag direkt am Meer. Mir bereitete es Freude, im Sommer die Menschenmenge und viele Fremde zu sehen. Und es machte besonderen Spaß, wieder deutsch zu sprechen, denn Deutsche gab es in rauen Mengen. Mein Stammplatz lag etwas abseits. Ich mied die dümmlichen Annäherungsversuche der jungen Papagallos, die sich in Eroberung der Frauenherzen übten. An einem Tag dieses Sommers, als ich mich meinem Stammplatz näherte, sah ich dort einen jungen Mann sitzen. Ich nahm, wie gewohnt, meinen Platz ein, ganz in seiner Nähe. Ich sagte etwas verärgert auf Deutsch, ich hätte meine Sonnenbrille vergessen. Spontan bot er mir seine an. Er trüge seinen Strohhut ohnehin meist tief über die Augen geschoben, sagte er lachend. Amüsiert lachte auch ich, bedankte mich und fand in diesem Augenblick meine Brille. So habe ich also ein Gespräch angefangen. Nachdem wir uns eine Weile über ein paar Meter Entfernung unterhalten hatten, bot ich ihm an, sich neben mich zu setzen. Er stellte sich als Eric Ahlbeck, Heidelberg, Student der Germanistik, vor und sei schon zum zweiten Male hier auf Urlaub.
‚Violetta’, sagte ich.
‚Ein wunderschöner Name’, sagte Eric, ‚bedeutet auf Deutsch soviel wie Veilchen.’
Ich hatte nicht den Eindruck, er sei ein Schmeichler, denn auch mir selbst gefiel dieser blumige Name. Wir unterhielten uns noch eine Stunde, dann musste
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