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Sünden der Faulheit, Die

Sünden der Faulheit, Die

Titel: Sünden der Faulheit, Die Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Peltzer
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Zimmer.
    »Du willst uns also verlassen?«
    »Onkel Pieter, bitte! Irgendwann mußte doch …«
    »Ich weiß, Florence, ich weiß.«
    »Nichts weißt du!« Niemand wagte, so mit Steenbergen zu reden. Der Holländer schien unbeeindruckt. Er schloß die Augen und roch an dem schweren roten Wein.
    »Entschuldige bitte, aber ich, ich …«
    »Es gibt nichts zu entschuldigen, es ist dein Leben.«
    Florence stutzte. Sie begann noch einmal.
    »Das ist eine einmalige Chance für mich. Versteh’ doch, Onkel Pieter …«, und wieder wußte sie den Satz nicht zu Ende zu führen. Sie hatte den Kopf zur Seite gelegt, ihr Haar glänzte schwarz. Steenbergen rutschte von der Lehne in den Sessel und schlug die Beine übereinander.
    »Hast du dir alles genau überlegt?«
    Florence nickte.
    »Ich kann doch nicht mein ganzes Leben … mein ganzes Leben nach dir richten.«
    »Habe ich das von dir verlangt?«
    »Nein, aber ich muß jetzt eine Entscheidung treffen.«
    »Ausgerechnet heute?« fragte Steenbergen, schneidend.
    »Das ist doch gleich, ob heute oder morgen!«
    »Das ist gleich, ja.«
    Belasc hatte hinter der Türe den Mund geöffnet, als könne er in dieser Haltung besser hören. Florence steigt aus, dachte er, die schöne Florence, die für ihn seit ihrer ersten Begegnung so unnahbar gewesen war.
    »Weißt du, wer das Bild gestohlen hat?« fragte Steenbergen leise. Florence sah ihn empört an.
    »Was soll das?«
    »Ich habe dir eine Frage gestellt.«
    »Wie soll ich das wissen?« Mühsam beherrschte sie ihre Stimme. Steenbergen schwieg.
    »Was glaubst du denn? Was willst du damit sagen?«
    Er machte mit der flachen Hand eine Geste der Beschwichtigung. »Entschuldige bitte!«
    Florence biß die Zähne aufeinander, und die Muskeln ihres Kiefers sprangen unter der Haut vor und zurück. Noch immer stand sie zwei Schritte vor dem Holländer. Die Absätze ihrer Schuhe spannten die Sehnen bis ins Becken. Diesmal setzte sie sich auf die Sessellehne, und Steenbergen legte einen Arm um ihre Hüften.
    »Unsere Wege trennen sich?«
    »Sie trennen sich«, sagte Florence.
    Steenbergen blickte mißtrauisch zu ihr auf.
    »Ich bin etwas besorgt.«
    »Warum? Denkst du, ich erzähle dem Erstbesten, wovon ich in den letzten Jahren gelebt habe?« Sie lachte heiser.
    »Und unser Geschäft am Wochenende?«
    »Es wird alles so ablaufen wie geplant.«
    Steenbergen drückte Florence an sich, und es erinnerte sie an Augenblicke nach dem Tod ihres Vaters.
    Das Telefon – es war Mertens. Obwohl Steenbergen seinen Namen nicht nannte, wußte Florence, mit wem er sprach. Sie spürte, daß man auch über sie redete.
    »Nichts Neues«, sagte Steenbergen schließlich.
    Er legte auf und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Hast du mit der Versicherung gesprochen?«
    »Gestern in der Akademie, mit diesem Doppelnamen.«
    »Und?«
    »Er rechnet wohl damit, daß ihnen das Bild angeboten wird.«
    »So, rechnet er damit?«
    »Oder es verschwindet überhaupt.«
    »Wie bitte?«
    »Der Oelze ist nicht verkäuflich.«
    »Natürlich nicht.«
    »Also bietet man das Bild dir oder der Versicherung zum Rückkauf an.«
    »Du glaubst doch nicht im Ernst, daß ich mein eigenes Bild kaufe?«
    »Darum bist du ja versichert.«
    »Wann wird die Police fällig?«
    »In einem halben Jahr«, sagte Florence und stand auf. »Ich gehe dann.«
    »Wann triffst du dich mit Wilhelm?«
    So wie Steenbergen ihn betonte, war ihr der Name ausgesprochen zuwider.
    »Morgen früh.«
    »Sei vorsichtig.«
    In der Diele wartete Belasc. Während er ihr in den Mantel half, sahen sie sich in einer choreographierten Drehung an, ihre Gesichter waren nah beieinander.
     
    Als Bernhard Lacan erwachte, erinnerte ihn ein leichter Kopfschmerz an den Spuk im Morgengrauen. Er richtete sich vorsichtig auf. Mit der Zunge schob er die Oberlippe nach vorne und schielte auf das getrocknete Blut, und ihm fiel Eddies Rat ein, bis übermorgen doch 5000 Mark aufzutreiben, ein Gedanke, der schwer auf seine Stimmung drückte.
    Die Bücher, die Eddie aus dem Regal gerissen hatte, und die Manuskriptseiten lagen im Zimmer verstreut. Lacan hatte das Gefühl, daß er diese Unordnung nicht mehr aufräumen würde, als verließe er eher endgültig die Wohnung, bevor er Hand an das Chaos legte. Wütend trat er ein Buch beiseite und ging in die Küche.
    Auf der Firnis des Bildes schwebte eine hauchdünne weiße Kälteschicht. Lacan dachte daran, das Bild zu zerschneiden und in die Mülltonne zu stecken. »Oelze, Oelze«,

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