Sünden der Leidenschaft
impulsiv gehandelt, aber er fürchtete sich diesmal nicht vor den Folgen, und das überraschte ihn. Er wartete darauf, daß etwas Unvorhergesehenes passierte, ein Absarokee, der die mystischen Hintergründe der Welt kannte. Doch es geschah nichts.
Er küßte sie, als sie sich an seine Schulter lehnte, und zeigte ihr ohne Worte, wie es um ihn stand.
Viel später, als er schließlich gehen mußte, bevor er es riskierte, gesehen zu werden, kam er, bereits vollständig angezogen, noch einmal ans Bett zu Flora, die müde zu ihm aufsah.
»Wir müssen miteinander sprechen über unser … das hier … über uns«, sagte er. »Ich möchte mich nicht mehr auf zufällige Begegnungen und unsere Lust verlassen.«
»Du mußt jetzt nicht extra galant sein, Adam«, murmelte Hora und lächelte zu ihm auf. Sie dachte nicht daran, ihn zu beschuldigen oder Ansprüche an ihn zu stellen, befriedigt wie sie war, gesättigt, durch und durch verzaubert wie vom Duft der Rosen, die man in der Hand zerdrückt. Sie wußte, daß er sich etwas aus ihr machte. »Komm zu mir, wann immer du kannst«, sagte sie.
»Ich mag diese zufälligen Besuche nicht.«
»Es tut mir leid, Liebling. Versteh mich nicht falsch. Ich meine, ich bin bereit, mit dir zusammen zu sein, wo du willst, wann du willst – ohne Regeln, bedingungslos.«
Nach den langen Wochen der Trennung und den gerade miteinander verbrachten Stunden wollte er es nicht riskieren, sie nach Tikal oder Timbuktu segeln zu lassen. Oder auch nur in die ungefährlichen Midlands, wo bald die Jagdsaison begann. Für einen Mann, der sich niemals längere Zeit für dieselbe Frau interessiert hatte, war das erstaunlich. Adam konnte die Vorstellung nicht ertragen, daß irgendein anderer Mann sie berührte. Er atmete gepreßt aus.
Während ihrer heißen, leidenschaftlichen Stunden hatte er nachgedacht. Bestimmt sagte er: »Ich will es so nicht. Ich will mehr.« Er lächelte über seine Ernsthaftigkeit und murmelte: »Ich fange an zu glauben, daß diese Krankheit Liebe ist, bia.« Er beugte sich über sie, küßte ihre weiche Wange und flüsterte: »Ich komme dann gegen acht.«
Es war halb sechs, als Adam sein Hotelzimmer erreichte. Ihm blieb geradezu genügend Zeit für ein Bad, die Garderobe und einen kurzen Besuch bei Lucie, bevor er Flora zum Frühstück abholen mußte.
»Gehen wir zur Rennbahn, Papa?« rief Lucie, als sie kurz vor sechs Uhr in sein Zimmer kam und auf sein unbenutztes Bett stieg. »Soll die Köchin mir meine Kleider bringen?«
»Wir werden später gehen, Schatz. Vorher habe ich eine Verabredung zum Frühstück.« Adam hatte gebadet und war fast fertig angezogen. Er steckte sich einige Geldscheine in die Hosentasche.
»Vergiß nicht, daß du Flora um neun eine Fahrt zu Tiffany versprochen hast. Und wenn du mich nicht mitnimmst, bring mir was mit«, bat sie ihn.
»Was möchtest du?« Er nahm seine Uhr vom Schreibtisch und ließ sie in seine Westentasche rutschen.
»Ein Spielzeug.« Ihre Antwort war immer dieselbe.
»Spielt die Köchin mit dir?«
Er betrachtete sich im Zimmerspiegel. Ein wenig Schlaf würde ihm in einer der kommenden Nächte gut tun, dachte er. Er sah müde aus.
»Sie kennt Hunderte von Geschichten über die Jagd. Sie ist in einer Hütte bei ihrem Papa, einem Fallensteller, aufgewachsen. Und sie hat wie ich ihre Mama nicht oft gesehen. Darum hat ihr Papa ihr so viele Geschichten erzählt.«
Er war immer wieder erstaunt über Lucies Kenntnisse der persönlichen Umstände des Personals. Er hatte geglaubt, die Köchin wäre zusammen mit Mrs. O’Brien aus St. Paul gekommen, denn sie schienen gleichaltrig zu sein und hatten beide Einzelkinder. »Du mußt mir unbedingt einige von den Geschichten erzählen. Ich liebe Tiergeschichten«, sagte Adam mit einem Lächeln und zog den goldenen Siegelring, den er von seinem Vater geerbt hatte, auf den Ringfinger seiner rechten Hand.
»Sie hatte eine Eule für sich allein. Kann ich auch eine Eule haben? Ich werde wirklich gut auf sie aufpassen. Sie kann in meinem Zimmer schlafen.«
»Wir können später darüber nachdenken, Liebes. Ich bin nicht sicher, daß eine Eule gerne in deinem Zimmer schlafen möchte.«
»Könnte ich dann vielleicht ein Eichhörnchen haben? Die Köchin hatte zwei Eichhörnchen und einen kleinen Wolf und eine Zikade, die jeden Abend zur gleichen Zeit während des Abendesens sang. Hast du so was schon mal gehört?« Ihre Stimme klang ganz aufgeregt.
»Wir werden ein Tier für dich besorgen, wenn
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