Sünden der Leidenschaft
übrigens. Könnte ich dir ein Obdach anbieten? Um dich von der Straße wegzuholen?«
»Ich könnte vielleicht in Versuchung geführt werden«, antwortete Flora kokett und bewegte die Augenlider. »Wäre die Arbeit hart?«
»Manchmal schon«, sagte er. »Das hängt davon ab …«
»Von was?« fragte sie flirtend.
»Von meiner Laune«, sagte er sanft.
»Ich müßte auf Ihre Laune Rücksicht nehmen? Hmm … Vielleicht sollte ich es mir noch einmal überlegen.«
»Du kannst es dir nicht überlegen«, gab Adam brüsk zurück, hob sie ohne Rücksicht auf Gerüchte oder Skandale in seine Arme und setzte sie auf seinen Schoß. »Du darfst nur ja sagen«, flüsterte er und hielt sie umschlungen.
»Entführen Sie mich gegen meinen Willen, Mr. Serre?« murmelte sie. In ihrem zarten geblümten Kleid sah sie zerbrechlich und verletzlich aus.
»Das wäre eine Idee«, sagte er aufrichtig, denn er wollte nicht, daß sie ihn wieder verließ. »Küß mich.«
»Sie werden uns aus der Stadt jagen, Liebling«, warnte Flora und sah sich schnell um, ob sie beobachtet wurden.
»Du bist zu schüchtern«, murmelte er und küßte sie zart und zurückhaltend. Wenn er sie so geküßt hätte, wie er wollte, hätte es tatsächlich einen Skandal gegeben. »Außerdem werde ich nicht mehr lange genug hiersein, damit sie mich verjagen können. Ich gehe mit dir zurück.«
»Wann?« Plötzlich war der Himmel ganz nah.
»In ein oder zwei Tagen. Ich muß meine Pferde reisefertig machen.«
»Das ist die größte Freude, die du mir machen kannst«, murmelte sie.
»Es wird noch besser«, sagte er. »Warte erst, bis du Georges gebratene Forelle probierst.«
Georges Crum 14 hatte zunächst als Führer in den Adirondacks das Kochen gelernt. Die feinere Küche hatte er erlernt, als er bei einem Franzosen angestellt gewesen war. Dann hatte er im Moons Lake House bei seiner Schwägerin gearbeitet und später, nachdem er sich durch seine kulinarischen Kochkünste einen guten Ruf erworben hatte, ein eigenes Restaurant auf einem kleinen Hügel am südlichen Ende des Saratoga-Lake eröffnet.
Er war eine Mischung aus Mulatte und Stockbridge-Indianer und hielt seine Kosten niedrig, indem seine fünf Indianerfrauen als Kellnerinnen bei ihm arbeiteten. Sie mochten ihn alle gern und hingen an ihm ebenso wie seine Kunden. Seine Tische waren immer besetzt, so daß er keine Reservierungen vornehmen mußte, und sein Publikum bestand aus Firmenbossen, berühmten Persönlichkeiten und ganz gewöhnlichen Gästen. Trotz der rustikalen Einrichtung seines Restaurants waren alle mit seinen Preisen einverstanden, die so hoch wie die Preise in New Yorks modischen Speiserestaurants waren. Seine außerordentlichen Fähigkeiten als Koch rechtfertigten dies.
Flora und Adam wurden unter dem Vordach des Restaurants von George und seinen Frauen empfangen.
»Ich habe Flora versprochen, daß sie bei Ihnen Forelle bekommt«, sagte Adam, während sie die wenigen Stufen hinaufstiegen, um ihren Gastgeber zu begrüßen. »Vielen Dank, daß sie so früh für uns öffnen. Es ist nicht einfach, eine private Umgebung in Saratoga zu finden.«
»Wieviel private Umgebung brauchen Sie denn?« fragte George, und sein Gesicht mit den hohen Wangenknochen legte sich in viele Lachfalten. Sein langes, glattes schwarzes Haar deutete auf seine indianische Abstammung hin. »Ist das Ihre zweite Frau?«
»Das wollen wir hier besprechen. Deshalb geben Sie uns bitte Ihren Tisch auf der Veranda am See, und bringen Sie uns bitte gleich etwas Süßes, weil ich glaube, daß sie mich sonst schlägt.«
»Möchten Sie ein paar Tips, wie man mit den Frauen umgeht?«
»Ich kann immer nur mit einer Frau umgehen, George«, sagte Adam lächelnd und nahm Floras Hand. »Ich bin nicht so diplomatisch wie Sie. Bringen Sie bitte auch Champagner. Wir haben etwas zu feiern.«
Sie saßen an einem kleinen Tisch mit Blick über den See und hielten sich an den Händen, lächelten sich zu, als würden sie allein die Geheimnisse des Universums kennen, die magische Schönheit der Liebe.
»Du mußt George verzeihen«, sagte Adam in die friedliche Sommerluft hinein. »Wir sind schon zu lange befreundet.«
»Heute vergebe ich jedem. Ich bin unbeschreiblich glücklich.«
»Das Telegramm an James ist bereits unterwegs, damit er das Verfahren zur Ungültigkeitserklärung in die Wege leitet. Ich werde persönlich mit deinem Vater sprechen, wenn wir nach Montana zurückkehren. Ich brauche dich bei mir.«
Er sprach ruhig, kaum
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