Sünden der Leidenschaft
er sie liebte. Zum ersten Mal stellte er fest, wie sehr Flora ihn in all den vergangenen Monaten seit Virginia City beschäftigt hatte. Für einen Mann, der bei all seinen amourösen Abenteuern sorgfältig jede Liebeserklärung vermieden hatte, gefiel es ihm jetzt ausgezeichnet, es auszusprechen.
»Vielleicht wirst du später deine Meinung ändern«, sagte Flora niedergeschlagen. »Wenn du doch gerne mehr Kinder hättest.«
»Wir haben Lucie«, sagte Adam. »Sie ist mehr als genug, um uns zu beschäftigen, glaub mir.«
»Sie liebt mich«, murmelte Flora. Ein kleiner Hoffnungsschimmer erschien am Horizont.
»Lucie betet dich an, ich bete dich an. Komm jetzt, Liebling, trockne deine Tränen ab. Heute ist ein Feiertag, und ich möchte eine Wette mit dir abschließen. Sag mir – wieviel, glaubst du, wird meine Ungültigkeitserklärung in etwa kosten? Wer dem tatsächlichen Betrag am nächsten kommt, gewinnt. Also, wieviel? Zehntausend Dollar?«
Flora hob ihr verweintes Gesicht. »Du versuchst mich nur von meiner Trübsal abzulenken, aber das klappt nicht. Ich bin sehr traurig.« Sie schob ihre Unterlippe vor wie ein Kind.
»Ich würde sagen … zwanzigtausend Dollar für die geistlichen Würdenträger«, murmelte er gedankenvoll und achtete nicht auf ihren Vorwurf. »Zwanzigtausend Dollar für Isolde und weitere zwanzigtausend für die Familienehre.«
Flora hob den Kopf. »Redest du von der Wirklichkeit?« fragte sie ungläubig. »Für zwanzigtausend Dollar würde kein Monsignore deinen Antrag auch nur lesen. Und was Isolde betrifft … Auch wenn ich sie nicht kenne, nehme ich doch an, daß sie sich in teuren Kreisen bewegt. Für zwanzigtausend kauft sie gerade einmal fünf oder sechs Kleider bei Worth. Du warst wahrscheinlich zu lange in Montana.«
»Tatsächlich?« fragte Adam ruhig. »Wie hoch würdest du denn wetten?«
»Verflixt.« Sie merkte, daß sie angebissen hatte.
»Du bist neugierig geworden«, sagte er lächelnd. »Gib es zu. Lächle mich an, Liebling, und sage mir, was es mich kosten wird.«
Da Flora immer die Kosten für all ihre Expeditionen berechnet hatte, kannte sie die Preise auf der ganzen Welt. »Ich werde ungern manipuliert«, bemerkte sie, noch immer leicht verärgert.
»Dann antworte nicht.« Adam hatte oft genug mit der schmollenden Lucie zu tun gehabt.
»Du glaubst, daß du klug bist, nicht wahr?« Aber Flora war nicht mehr traurig.
»Fein, also nenn mir eine Summe. Wir müssen nicht wetten.«
»Ich brauche dein Geld nicht.«
»Ich deines auch nicht. Nur so, zum Spaß.«
»Vielleicht sollten wir um etwas anderes wetten«, schlug sie vor.
»Woran denkst du?« Er lächelte sie spitzbübisch an.
»Nicht an das, was du denkst, du Wüstling. Zum Beispiel einen Monat lang das Frühstück zubereiten und ans Bett bringen.«
»Du kannst nicht kochen.«
»Ich könnte es servieren.«
»Ich frühstücke nicht gern im Bett. Man verschüttet alles.«
»Oh, wir sind pingelig. Dann überleg du dir etwas.«
»Darf ich anzüglich sein?«
»Nein.«
»Wir sind noch nicht einmal verheiratet, und schon wirst du tugendhaft. Vielleicht sollten wir noch einmal über eine Heirat nachdenken«, witzelte er. »Zumindest war ich bei Isolde frei, mein Vergnügen mit anderen Frauen zu haben.«
»Das ist in meinem Ehevertrag nicht erlaubt.« Floras Augen bekamen einen beleidigten Ausdruck.
»Glaubst du, du kannst mich davon abhalten, Kleine?« neckte Adam.
»Ein Schuß zwischen deine Augen würde ausreichen.«
Seine Augen weiteten sich in gespielter Besorgnis. »Dann muß ich also ab jetzt ehrbar sein.«
»Unbedingt.«
»Und du auch«, sagte er ernst.
»Es ist mir ein Vergnügen, Monsieur le Comte. Sind unsere Bedingungen und Forderungen jetzt geklärt? Vor allen Dingen liebe ich dich nämlich von ganzem Herzen. Also entscheidest du über die Wette.« Sie grinste wieder sorglos. »Ich möchte nur die Summen mitbestimmen, weil ich sowieso gewinnen werde.«
»Wir haben bereits beide gewonnen«, sagte Adam weich, erwärmt durch die Freude in ihren Augen. Sein Herz füllte sich mit Liebe.
»Ich wußte es vor dir. Ich wußte es, als …«
»… als wir das erste Mal über Sibirien gesprochen haben. Ich wollte an jenem Abend keine Frau mehr anrühren. Nicht nach meiner letzten, gräßlichen Auseinandersetzung mit Isolde.«
»Dann hast du mich gesehen und deine Meinung geändert.«
»Ja, bia«, lächelte er. »Ich habe oft daran gedacht, die Landauerkutsche des Richters zu kaufen und
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