Sünden der Leidenschaft
durch die seidigen Haare und zog seinen Kopf zu sich heran.
Einige heiße Minuten später sagte Flora: »Du siehst jetzt schon zum dritten Mal auf die Uhr. Halte ich dich von einer wichtigen Verabredung ab?«
Es war halb sieben, stellte Adam fest, bevor er sich Flora wieder zuwandte. Er küßte ihre rosige Wange. »Ich hatte vor, James zu treffen, um mir mit ihm ein Vollblutpferd anzusehen, das Daniel McGillvray zum Verkauf anbietet«, log er. »Aber James kann auch allein gehen.« Es sah nicht so aus, als würde er so einfach wegkommen, um zu sehen, ob Isolde wirklich abreiste. Aber seine Männer und James würden es auch ohne ihn schaffen.
»Warum gehst du nicht hin? Ich muß meine Haare waschen, wenn wir uns zum Essen feinmachen wollen. Es wird einige Zeit dauern, bis sie trocken sind. Ist es weit zu McGillvray?«
»Nein, nur den Hügel hinauf.« Adam war ein wenig erleichtert. Er wollte mit eigenen Augen sehen, daß Isolde abreiste. »Ich bin in einer halben Stunde zurück«, sagte er. »Bist du sicher, daß es dir nichts ausmacht?«
Flora lächelte zu ihm auf. »Ganz sicher.« Sie räkelte sich träge und sah dann auf die Uhr. »Wahrscheinlich habe ich noch nicht einmal mein Badewasser, wenn du zurück bist.«
An diesem Abend betrachteten die Fisks den Sonnenuntergang von einem günstigen Platz auf den Hügeln westlich der Stadt. Ihre Diener hatten Ausgang.
Zwei Männer betraten das Haus der Fisks und überraschten die Comtesse de Chastellux, als sie gerade in der Bibliothek war, um eine Nachricht zu schreiben. Sie packten sie, fesselten sie an Händen und Füßen und trugen sie aus dem stillen Haus in eine vor der hinteren Küchentür wartende Kutsche.
»Du bist ja schon reisefertig angezogen, wie ich sehe«, sagte Adam und trat an die offene Tür der Kutsche. Er hielt Isoldes Nachricht in der Hand. Er blickte seine gefesselte Frau an, die ihre Reitkleidung trug, und sagte: »Wie günstig, daß du bereits dabei warst auszugehen. Dennoch werde ich Ned Bescheid sagen, wenn ich ihn treffe, daß du deine Meinung, ihn zu heiraten, geändert hast. Wirklich schade, denn ich bin sicher, daß du ihn brutaler umgebracht hättest, als ich das je könnte.« Er zuckte die Schultern und steckte die Nachricht in seine Tasche. »Leider kann ich nicht so lange warten, um das herauszufinden. Ich bin unter Zeitdruck. Auf Nimmerwiedersehen, Isolde. Es waren höllische fünf Jahre.« Er machte die Tür zu, weil er den Haß in ihren Augen nicht sehen wollte. Dann verriegelte er sie und gab einem seiner Männer, der den Kutscher bis zum Endbahnhof begleitete, den Schlüssel.
»Wird sie wegbleiben?« erkundigte sich James vorsichtig, als die Kutsche den Hügel hinunterfuhr.
»Wahrscheinlich nicht«, sagte Adam aufrichtig. »Aber wenn ich erst die Ungültigkeitserklärung in Händen halte, kümmert mich das nicht mehr.«
»Sind wir jetzt für Ned Storham bereit? Ihn aufzuhalten wird etwas blutiger verlaufen, als Isolde loszuwerden.«
»Das hängt davon ab, wieviel Loyalität er sich mit seinem Geld erkaufen konnte. Nach meiner Einschätzung ist das nicht viel. Aber das werden wir bald wissen.«
Es war spät, als Adam und Flora zum Essen herunterkamen. Adam war zurückgekommen, als Flora gerade ihr Bad genommen hatte. Bevor sie sich angekleidet hatte, hatten sie ein weiteres Liebesspiel genossen, so daß es fast zehn Uhr abends war, als sie das Zimmer verließen.
James und der Graf, die nach dem Abendessen an der Bar gewartet hatten, setzten sich zu ihnen, und die vier verbrachten einen angenehmen Abend. Niemand sprach über das umstrittene Thema, Floras Teilnahme. Das Gespräch drehte sich um weniger heikle Fragen.
Viel später, tief in der Nacht, als sich Flora und Adam wieder in den Armen lagen, murmelte Adam: »Ich habe nicht gewußt, daß man so absolut lieben kann. Ich liebe dich im Bett, so wie jetzt, wenn du nah bei mir liegst, oder beim Essen in der Öffentlichkeit, in der Menge wie heute abend, und immer mit der gleichen tiefen Leidenschaft.«
»Wir haben Glück«, sagte Flora weich. »Ich habe nicht einmal an die Liebe geglaubt – an Leidenschaft vielleicht, aber nicht an die Liebe. Weißt du, daß ich mir schon überlegt hatte, nicht auf Richter Parkmans Party zu gehen?«
Adam lächelte. »Ich wußte nicht, daß ich verpflichtet war, dort wenigstens kurz aufzutauchen, aber ich hatte nur die Absicht, meine Gratulation auszusprechen, und wollte dann sofort wieder gehen.«
Flora grinste. »Und dann habe ich
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