Sünden der Leidenschaft
Mann. Ich weiß, daß es ein bißchen kurzfristig ist, aber dein Onkel wird ihn für uns einladen. Nun, wen könnten wir noch einladen? Glaubst du, daß Maud Henley mit ihrem neuen Ehemann kommen würde? Oder vielleicht der nette Mr. Beiton?«
»O Tantchen«, seufzte Henrietta, schon wieder ein wenig getröstet in ihrer Trübsal. »Glaubst du, daß Ellis Green jemals ein so unbedeutendes Mädchen wie mich beachten würde? Er sieht so gut aus.«
»Ich habe das Gefühl, daß er dich nicht nur beachtet, sondern auch sehr mögen würde«, versicherte Molly ihr. Henriettas Vater war Millionär, und das war für Ellis Green nicht uninteressant, wie sie wußte, denn Ellis hatte politische Ambitionen wie seine ganze Familie. In seiner männlichen, praktischen Art, die für die Politik gut geeignet war, würde er erkennen, wie nützlich es wäre, sich mit einer Familie zu verbinden, die soviel Einfluß wie Henriettas Familie hatte. Molly würde Harold bitten, wenn er Ellis einlud, zu erwähnen, daß Henriettas umfangreiche Mitgift eine Wohnung in Washington einschloß.
»Er ist so groß«, flötete Henrietta. »Und seine Manieren sind göttlich.« Sie lächelte mit ihrem breiten Mund. »Was soll ich anziehen, Tantchen?«
Offensichtlich hatte ihr Herz durch den Verlust Adam Serres keinen größeren Schaden genommen, stellte Molly trocken fest. Aber mit achtzehn war das ja auch kein Wunder.
»Du hättest nicht kommen sollen«, sagte Adam und schob die Tür zum Hotelzimmer zu. »Aber nun, da du hier bist, kann ich mir niemanden vorstellen, mit dem ich den Nachmittag lieber verbringen möchte.«
»Um was zu tun?« murmelte Flora mit gespieltem Ernst. »Ich muß dich warnen – nachdem ich gesehen habe, wie Henrietta hinter dir her ist, bin ich in einer besonders besitzergreifenden Stimmung.«
Adam, der an der Tür lehnte, Flora noch immer auf dem Arm, sah sie amüsiert an. »Es könnte sein, daß wir nicht gestört werden wollen. Solltest du deinem Vater nicht besser sagen, wo du bist?«
»O Gott!« rief Flora reumütig aus. »Das habe ich ganz vergessen! Laß mich runter. Wo ist die Klingel für den Zimmerservice? Adam, setz mich ab.«
»Entspann dich, Liebling«, sagte Adam grinsend. »Er hat uns gesehen.«
»Bist du sicher?«
»Er winkte und lächelte mir zu.«
»Du mußt nett zu der Mutter deines Kindes sein«, sagte Flora verführerisch.
»Das habe ich vor – in einer Minute«, murmelte er mit glühendem Blick.
»In diesem Fall sei dir vergeben«, flüsterte sie verzaubert und sah ihn mit ihren veilchenblauen Augen an.
Sie verbrachten einen heißen, sinnlichen Nachmittag im Bett.
Währenddessen unterhielten sich James und Lord Haldane über die bevorstehende Auseinandersetzung mit Ned Storham.
»Ich weiß nicht, ob ich Flora davon überzeugen kann, daß es besser ist hierzubleiben«, antwortete der Graf auf James’ besorgte Äußerung hin. Vor ihnen standen Getränke.
»Tatsächlich bezweifle ich, daß ich das kann.«
»Adam wird nicht damit einverstanden sein. Ich kenne ihn.«
Der Graf lächelte. »Wir müssen abwarten, was passiert. Flora ist stur, wenn sie sich erst einmal etwas in den Kopf gesetzt hat. Ich habe es vor langer Zeit aufgegeben, mich in ihre Angelegenheiten einzumischen. Ich gestehe, daß ich ein wenig hin- und hergerissen bin. Sie ist ein guter Schütze, wenn man sie braucht.«
Obwohl James wußte, daß in der Kultur der Absarokees unter bestimmten Umständen auch Frauen an Kriegen teilnahmen, war er überzeugt davon, daß Adam Flora verbieten würde, ihn bei einer solch gefährlichen Mission zu begleiten. Ned Storham, der seinen Bruder rächen wollte, schrie nach Adams Tod. Außerdem war er hinter Adams Land her, und das stachelte ihn zusätzlich an.
»Welche Waffen haben sie mitgebracht?« fragte James, der überlegte, wie er sie einsetzen konnte.
»Neue Winchesters und Colts und mehrere von meinen Jagdgewehren. Das sind Scharfschützengewehre, die auf eine Distanz von 1500 Metern treffen. Ich dachte, sie wären auf dieser Expedition nützlich.« Er wußte, daß die Absarokees nur eine kleine Anzahl von Kriegern hatten und mit der Guerillataktik kämpften. Selten griffen sie frontal an, weil sie sich keine hohen Verluste leisten konnten.
»Wie gut sind Alan und Douglas mit den Waffen?« fragte James, der als Stratege immer alle Möglichkeiten erwog.
»Sie sind beide ausgezeichnete Schützen. Alan rühmt sich, bei der Jagd das Fell eines Tieres nie stark zu beschädigen. Er
Weitere Kostenlose Bücher