Sünden der Leidenschaft
benutzt lieber sein Kleinkalibergewehr mit zweiundzwanzig Schuß. Douglas schießt genauso gut. Henry ist bereits als Junge mit Schußwaffen umgegangen, als er gegen die Zöllner in Cornwall kämpfte. Aber Flora hat die meiste Erfahrung. Ich glaube, Adam hat bereits gesehen, wie sie schießt.«
Auch James hatte sie auf der Ranch schießen gesehen. Ihre Treffsicherheit war beeindruckend. Sie legte schnell an, lud mit großer Geschwindigkeit nach und gab in wenigen Sekunden eine erstaunliche Menge an Schüssen ab. »Sie hat zweifellos eine Seelenverwandtschaft mit Adam«, bemerkte er. »Aber sie muß auf Ihre Schwangerschaft Rücksicht nehmen.«
»Ich habe versucht, sie zurückzuhalten, und ich bin sicher, Adam hat das auch versucht. Aber sie war nicht einverstanden. Sie möchte dabei helfen, Adam zu beschützen, damit ihr Kind und Lucie nicht ohne Vater aufwachsen müssen.« Der Graf zuckte die Schultern, als er James’ finsteren Blick bemerkte. »Ich bin hier, um sie zu unterstützen. Egal, wofür sie sich entscheidet.« Er lächelte seinen Gesprächspartner an. »Das ist seit langer Zeit meine Rolle.«
In diesem Moment lag Adam entspannt im Bett und sah Flora neben sich an. Ihr Gesicht hatte einen trüben, besorgten Ausdruck.
»Liebling, du weißt, wie sehr ich dich liebe«, sagte er sanft. »Aber du kannst wirklich nicht mitkommen. Das wird kein fairer Krieg mit Regeln und Verhaltensmaßnahmen und Austausch von Gefangenen gegen Lösegeld. Das ist kein Spiel für Damen. Sieh mich nicht so finster an. Ich weiß ja, daß du alles so gut kannst wie ich. Ich weiß, daß du so gut schießen kannst wie ein Mann, vielleicht sogar besser. Aber wenn ich dich mitnehme, werde ich die ganze Zeit damit verbringen, mir Sorgen um dich und das Baby zu machen, und diese Ablenkung kann ich mir nicht leisten, Liebling. Du wärst einfach im Weg.«
»Du glaubst, daß du recht hast, nicht wahr?« sagte Flora widerstrebend.
Adam war frustriert, weil sie schon seit einiger Zeit herumstritten. »Ich weiß, daß ich recht habe«, erklärte er. »Ich habe seit meinem fünfzehnten Lebensjahr bei Kriegszügen mitgemacht, und ein Teil meines Erfolges liegt sicherlich an meiner ›Medizin‹ – oder wie auch immer du den Geist nennen willst, der mir den Sieg bringt.
Der andere Teil meines Erfolges ist darauf zurückzuführen, daß ich völlig konzentriert bin, nicht abgelenkt werde. Lucie versteht das. Vielleicht braucht man dazu einen so einfachen Verstand, wie sie ihn hat. Aber ich muß wissen, daß meine Entscheidung – egal, welche ich treffe – nicht durch Zweifel, Furcht oder Vorsicht in Frage gestellt wird. Beim Kampf besteht man aus reiner Energie, die den Verstand, die Glieder und die Kraft leitet. Laß mich gehen und mich um Ned Storham kümmern, ohne mich darum sorgen zu müssen, daß einer seiner angeheuerten Ganoven eine Kugel in deinen schönen Kopf schießt. Bitte, Liebling«, flüsterte er sanft.
»Ich möchte nicht ›ja‹ sagen. Aber wenn ich es tue – was bekomme ich als Gegenleistung?« fragte Flora zögernd. Sie hatte verstanden, daß ihre Anwesenheit eine Gefahr für ihn bedeuten würde.
»Mein Versprechen, daß ich bald zurücksein werde«, sagte Adam, erleichtert, daß sie endlich nachgegeben hatte. »Warte hier auf mich, wenn du möchtest. Es ist näher bei Virginia City.«
»Ist Ned in Virginia City?«
»Es wird behauptet«, antwortete Adam ausweichend. »Wir wollten heute nachmittag aufbrechen, aber da du gekommen bist, können wir unsere Abreise auch auf morgen verschieben.« Dann bliebe den Kriegern weniger Zeit, aber es machte kaum einen Unterschied. »Laß uns nach unten zum Abendessen gehen«, überredete er sie. Er strich ihr sanft über die Unterlippe. »Wir haben nie zusammen in diesem Restaurant gegessen. Laß dich ansehen. Hast du ein Kleid mitgebracht, oder müssen wir deine Hose abbürsten?«
»Muß ich graziös und sanft aussehen?« murmelte sie.
»Es wäre schön, wenn du ein wenig kooperieren würdest, bia.« Sein Grinsen erinnerte sie an das Kind im Manne. »Bin ich jetzt demütig genug?«
»Ich habe ein Kleid dabei«, antwortete sie kurz und bündig. »Bekomme ich eine Belohnung für dieses wohlwollende Verständnis?«
»Vielleicht bei Tiffany?«
»Ich bin nicht Isolde.«
»Dann etwas Persönlicheres.« Er lächelte sie verführerisch an.
»Wie geschickt von dir.«
»Einen Kuß?« schlug er spielerisch vor.
»Das wäre ein Anfang«, murmelte Flora, fuhr ihm mit ihren Fingern
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