Sünden der Leidenschaft
verdanke ich weitgehend Mollys Hilfe, die beim Packen von Isoldes Schrankkoffern geholfen hat. Dieses Essen war ein kleiner Dank für ihre Hilfe.« Er lächelte.
»Wie befremdlich muß das alles auf Sie wirken«, sagte Flora zu Molly, als sie Adams Freude verstand. »Aber vielen Dank.«
»Auch wir erleben hier im Westen merkwürdige Geschichten, Lady Flora«, antwortete Molly. »Manche davon sind ziemlich gewalttätig. Die Comtesse hat sich hier auf dem Land niemals wohl gefühlt. Sie beklagte sich immer über den Staub.« Molly lächelte und sah auf Floras praktische, staubbedeckte Kleidung.
»Dann würde sie meine Kleidung sicher nicht gutheißen«, stellte Flora fest und blickte auf ihre Stiefel und Hose. »Aber ich bin gerade erst angekommen und hatte noch keine Zeit, mich umzuziehen.«
Adam blickte sich schnell in der Eingangshalle um. »Du bist doch nicht allein gekommen, oder?«
»Natürlich nicht«, antwortete Flora ruhig. »Papa bestellt ein Zimmer, und Alan, Douglas und Henry sind noch beim Mietstall.«
»Du hättest nicht so weit reiten sollen. Bist du müde? Du mußt müde sein und obendrein hungrig, vermute ich«, sagte er grinsend, denn ihr Appetit war außerordentlich groß, seitdem sie schwanger war.
Plötzlich kümmerte er sich nicht mehr um die beiden anderen Damen. Seine Sorge galt jetzt ihr, und seine Stimme klang liebevoll.
Die Fisks fühlten sich überflüssig. »Ich denke, wir gehen jetzt«, sagte Molly freundlich. »Danke für das Essen, Adam. Herzlichen Glückwunsch und alles Gute für Sie beide.«
»Hat Adam Ihnen von dem Baby erzählt?« fragte Flora. »Wir sind begeistert, nicht wahr, Liebling?« Überglücklich blickte sie zu Adam auf.
Adam schluckte und unterdrückte seinen Schrecken mit einem kleinen Hüsteln. »Wir sind absolut überwältigt«, stimmte er zu.
»Es soll im Frühling kommen«, erklärte Flora begeistert. »Das hat wenigstens Spring Lily gesagt. Ich bin darin eine absolute Anfängerin. Adam mußte mich schließlich davon überzeugen, daß es wirklich wahr ist.«
Bei dieser Szene wäre Molly gern Zeugin gewesen. Ausgerechnet der Mann, der die Vorsicht in Person war und bei allen Frauen immer darauf geachtet hatte, daß sie sich vor Schwangerschaften schützten, erzählte seiner Geliebten etwas über Mutterschaft. »Der Zeitpunkt ist günstig«, erklärte Molly liebenswürdig. »Der Frühling ist die schönste Zeit, um ein Baby zu bekommen.«
»Uns wäre jeder Zeitpunkt recht«, sagte Adam und zog Flora vor allen Leuten in der überfüllten Eingangshalle in seine Arme.
»Du machst alle auf uns aufmerksam«, murmelte Flora und lächelte.
»Jetzt mache ich sie aufmerksam«, verbesserte er sie und hob sie auf seine Arme, ohne darauf zu achten, daß er dabei seinen schwarzen Anzug und die bestickte Weste mit dem feinen grauen Staub ihrer Kleidung beschmutzte.
»Einen schönen Tag noch, Molly, Henrietta«, sagte er und nickte ihnen lächelnd zum Abschied zu. »Wir haben noch etwas zu besprechen.« Er ging auf die Treppe zu und küßte Flora. Ein hörbares Raunen ging durch die Menge der Hotelgäste, die angesichts dieser unglaublichen Szene ihre Konversation in der Eingangshalle unterbrochen hatten.
»Er liebt sie wirklich und wahrhaftig, Tantchen«, erklärte Henrietta traurig. Sie sah Adam nach, der Flora mit großen Schritten die Treppe hinauftrug. »Hast du gesehen, wie er sie ansieht? Wie er sie angelächelt hat, als sie von dem Baby sprach? Jetzt werde ich ihn niemals bekommen«, klagte sie.
»Es tut mir leid, aber du hast wohl recht, Liebes«, sagte Molly und tätschelte mitfühlend die Hand ihrer Nichte. »Für mich ist es auch ein Schock. Ich hatte geglaubt, daß ich den Tag, an dem Adam Serre sich verliebt, niemals erleben würde. Obwohl ich mich für ihn freue. Er hatte seinen Teil Unglück in den letzten Jahren. Wenn die Comtesse noch länger bleibt, werde ich sie selbst umbringen«, betonte Molly nachdrücklich. »Aber du brauchst dir keine Sorgen zu machen, Liebes«, sagte sie beruhigend. »Du bist jung, hübsch und sehr reich. Du wirst keinen Mangel an Verehrern haben.«
»Aber keiner von ihnen wird so unverschämt gut aussehen wie Adam«, antwortete Henrietta besorgt.
»Laß uns darüber auf dem Heimweg nachdenken«, schlug Molly vor. Sie nahm ihre Nichte an der Hand und ging mit ihr zum Ausgang, der auf die Straße führte. »Was würdest du sagen, wenn wir Ellis Green für morgen zum Abendessen einladen? Er ist auch ein sehr attraktiver
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