Sünden der Leidenschaft
in der riesigen, leeren Eingangshalle, dem Wohnzimmer links und dem Empfangsraum rechts um, die alle ausgeräumt waren. Adam gab einen erstaunten Pfiff von sich. »Sie hat sogar die Vorhänge mitgenommen. Ich dachte, Isolde haßte sie«, murmelte er. Dann fügte er hinzu: »Vielleicht wollte sie nicht, daß sie für dich bleiben.«
»Vorhänge?« fragte Flora mit beiläufigem Desinteresse. Erst jetzt bemerkte sie die kahlen Fenster.
»Du meinst, wir müssen erst einen Dekorateur herbestellen, bevor du dich hier wieder wohlfühlst? Ich hoffe, daß dir die Form der Badewanne keine schlaflosen Nächte verursacht.«
Flora lächelte ihn an. »Wenn ich Glück habe, nicht.«
Adam lachte und zog sie nah zu sich. Sie konnte den süßen Geruch der Prärie in seinen Haaren riechen. »Vielleicht sollten wir jetzt alles besichtigen.«
Er blickte sie mit seinen dunklen Augen vielversprechend an.
»Was bist du doch für ein perfekter Gastgeber.«
»Das ist die Gastfreundlichkeit hier im Westen«, murmelte er.
»Ich habe schon davon gehört. Wie lange, glaubst du, wird diese Gastfreundschaft dauern?«
Sein Lächeln war die reine Verführung: »So lange du willst …«
Epilog
Zu Babypuppe DeeDees größtem Vergnügen bekamen Adam und Flora im Mai einen Sohn. Es war ein Ereignis großer und erhabener Freude. Zwei Jahre später kam ein weiterer kleiner Junge dazu. Als ihre kleine Tochter das Licht der Welt erblickte, war Lucie acht Jahre alt und hatte die selbstvergessene kleine Welt einer Vierjährigen lange hinter sich. Sie hatte sich eine Schwester gewünscht.
Viele Jahre lang nahm der Comte de Chastellux seine große Familie auf zahlreiche Reisen mit, damit seine Frau ihrem Interesse an der Anthropologie nachgehen konnte. Es bereitete ihm selbst ebenfalls viel Vergnügen.
Aus James wurde Onkel James, als er sich in Spring Lily verliebte und auf alle anderen schönen Frauen, die ihn angebetet hatten, verzichtete. Für alle war es eine Überraschung, daß aus der einfachen Freundschaft heimlich mehr geworden war.
Die Kinder der beiden Cousins, die in Aspen Valley als die besten Freunde aufgewachsen waren, bildeten eine große, rauhe Gruppe von Mischlingskindern, heiter, schön, wild und vorbehaltlos geliebt von ihren Eltern.
Dieser wilde, unabhängige Geist wurde in ihren Familien gefördert und von den Verantwortlichen in ihrem Leben gezähmt, durch den Besuch der Colleges im Osten eingeengt, dann in anspruchsvolle Karrieren in dem neuen Staat gelenkt, der um sie herum entstand.
Sie waren neun, vier Serres und fünf Du Guards.
Sie nannten sich Die Raben, die den Himmel berühren.
Gewöhnlichere Seelen, die dem Charme ihres dreisten Selbstvertrauens nicht erlagen oder sie um ihren Reichtum und ihre Macht beneideten, gaben ihnen weniger poetische Namen.
Anmerkungen
1 ) Das Wort »Absarokee« wird in historischen und zeitgenössischen Quellen auf verschiedene Arten geschrieben. Robert Lowie (1905), Frank Linderman (1930), Glendolin Wagner und William Allen (1933) sowie Joseph Medicine Crow (1992) benutzen die Schreibweise »Absarokee«. Da Lowie seine Studien besonders gründlich durchführte und zusätzlich zu seinem anthropologischen Werk ausführliche Wörterlisten zusammengetragen hat, habe ich seine Schreibweise verwendet.
Hier einige Variationen aus anderen Quellen:
Rudolph Kurz (1851): ?Ap sar roo kai
Edward Curtis (1909): Absaroke
William Wildschut and John Ewers (1918): Apsaruke
Rodney Frey (1950): Apsaalooke
2 ) 1833-34 reiste Alexander Philipp Maximilian, Prinz von Wied-Neuwied, von St. Louis den Missouri hinauf bis nach Fort McKenzie (in der Nähe der heutigen Great Falls, Montana). Als Student von Professor Johann Friedrich Blumenbach in Göttingen hatte Maximilian gelernt, daß der rationalistische Empirismus die philosophische Grundlage für die Naturgeschichte und das Studium des Menschen sei. Maximilian war besonders an den amerikanischen Indianern interessiert, weil sein Mentor, in der Epoche der Aufklärung ein führender Theoretiker zur Entwicklung der menschlichen Rassen, an die biologische Gleichheit aller Menschen glaubte. Blumenbach lehrte seine Studenten, daß das Klima, der Lebensraum, die Ernährung und die Mitte! der menschlichen Selbsterhaltung von lokalen Bedingungen abhingen und sich auf die Entwicklung von Rassen und Kulturen auswirkten. Ihn interessierte das Verhältnis Mensch-Natur, und er erwartete sich aufschlußreiche Erkenntnisse von der direkten Beobachtung und dem
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