Sünden der Leidenschaft
brach ab, rang nach Luft. Seine Schmerzen und seine Gefühle übermannten ihn.
Die Vorstellung, daß Ned Storham ihm das Leben hätte nehmen können, erschien lebhaft vor seinem geistigen Auge, und auch die bitteren Erinnerungen an Isoldes Schwangerschaft kamen ihm schmerzlich zu Bewußtsein. »Ich bin überwältigt«, flüsterte er. »Und sehr, sehr glücklich.«
»Das weiß ich«, antwortete Flora sachte. Sie war ebenso glücklich. »Dies ist das Baby, das ich nicht bekommen konnte, wie man mir gesagt hatte.«
»Ah-badt-dadt-deah hat es uns geschenkt.«
»Du hast es mir geschenkt«, flüsterte sie. Den ganzen Tag schon hatte sie froh an das Kind gedacht, das in ihr wuchs. »Ein Bruder oder eine Schwester für Lucie.«
»Kann ich es ihr sagen?« Seine Augen blitzten im Mondschein wie die eines aufgeregten Jungen.
»So, wie ich Lucie kenne, hat sie es bereits aus den vielen Gesprächen über das Thema mitbekommen. Aber ja, sag es ihr. Sag es allen, sag es der ganzen Welt.«
»Lady Flora scheint ein wenig aufgeregt zu sein«, neckte er sie.
»Es ist ein Wunder, Liebling, wenigstens für die studierten Ärzte. Ich bin nicht nur außerordentlich beeindruckt von deiner Männlichkeit und deiner Potenz, sondern geradezu hellauf begeistert.«
»Solange ich mich bewegen kann, ohne zu schreien, werde ich sehen, was ich zu deiner Definition von Ekstase noch hinzufügen kann«, sagte er.
»Wage es nicht, dich in den nächsten Wochen zu bewegen. Weißt du, wie nahe du daran warst, zu verbluten? Und wenn Henry die Kugel nicht aus deiner Schulter herausgeholt hätte, wärest du vielleicht an einer Infektion gestorben. Du wirst dich für eine sehr lange Zeit absolut nicht bewegen.«
»Ja, Liebes.« Er hatte nicht die Absicht, wochenlang zu warten. Aber er lächelte entgegenkommend. »Ich tu’ was du willst«, fügte er hinzu, und spätestens in diesem Moment hätte Adam Serres Reue sie aufhorchen lassen müssen.
Sie blieben in Four Chiefs Lager, bis Adams Wunden verheilt waren. Da es einem Absarokee erlaubt war, mehr als eine Frau zu nehmen, heirateten Adam und Flora kurz nach ihrer Ankunft. Die schlichte Zeremonie fand in Anwesenheit des ganzen Stammes statt, und das Fest und der Tanz dauerten zwei Tage lang. In ihrer Hochzeitsnacht hatte Flora zuerst abgelehnt, als Adam darauf bestanden hatte, seinen ehelichen Pflichten nachzukommen. Aber er war sehr überzeugend gewesen, und nach kurzer Zeit hatte er ihre Bedenken ausgeräumt, und seine Schmerzen hatten sich in süßem, gegenseitigem Genuß aufgelöst.
Nach zwei Wochen wurde Adam ein zunehmend unruhigerer Patient, und seine Toleranz und Duldsamkeit hatten erheblich nachgelassen. Eines Morgens, Ende September, nachdem er über dem Frühstück gebrütet hatte und Lucie zum Spielen mit ihren Freunden gelaufen war, stand er steif von seinem Sitz neben dem Feuer auf und sagte: »Wir gehen heute nach Aspen Valley zurück.«
»Du solltest noch nicht reiten«, protestierte Flora, die gerade die Betten machte. »Es ist zu weit.« Sie drehte sich zu ihm um. »Du hast noch immer Kopfschmerzen und kannst deine Schulter ohne Schmerzen kaum bewegen. Nein, ich will noch nicht gehen.«
»Du wirst.« Er starrte sie an.
»Ich nehme keine Befehle entgegen«, sagte sie scharf.
»Fein, dann gehen Lucie und ich. Du kommst später nach. Oh, zur Hölle«, sagte er und seufzte. »Es tut mir leid, aber ich kann keinen einzigen Tag mehr stillsitzen. Ich habe alles getan, was von mir verlangt wurde – nahrhaftes Essen zu mir genommen, meine Medizin genommen und ausgeruht, bis ich weich wie eine Frau geworden bin. Aber jetzt werde ich langsam verrückt. Ich habe meine Pferde und die Ranch seit Wochen nicht gesehen. Bitte, komm mit. Wir können viele Pausen machen, wenn du das willst. Ich möchte einfach nur nach Hause.«
Er betonte die letzten Worte mit einer solchen Sehnsucht, daß Flora verstand, wie wichtig es für ihn war, sein Tal wiederzusehen. »Wenn du mir versprichst, langsam zu gehen.«
»Alles, was du willst«, sagte er, und sein Herz war leicht.
»Ich möchte mit dir alt werden und nicht erleben, daß irgendwelche Schäden aus diesen Verletzungen zurückbleiben.«
»Wir werden eine Woche lang reisen. Ist das langsam genug?« Seitdem sein Vater, der über sein Leben bestimmt hatte, gestorben war, hatte er nicht mehr über persönliche Dinge gesprochen. Daß er sich ihren Wünschen beugte, zeigte, wie sehr er Flora liebte.
Sie wollten sich fünf Tage Zeit lassen,
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