Sünden der Leidenschaft
wieder um und zerrte den Derringer aus ihrer Hosentasche.
Sie hatte einen Schuß.
Eine Chance, Ned Storham zu töten.
Ned war wieder auf die Knie gekommen. Sein linker Arm hing schlaff an der Seite herunter. In der rechten Hand hielt er seinen Revolver, zwar unsicher, aber auf Adam gerichtet, der ausgestreckt auf dem Präriegras lag. Seine linke Gesichtsseite war blutverschmiert, und aus dem Einschußloch in seiner Schulter floß unvermindert das Blut.
Flora hob die kleine Pistole, hielt ihre linke Hand ruhig und zielte auf Neds Kopf.
»Jetzt bist du tot, Serre …« japste Ned.
»Grüß … Frank«, keuchte Adam, nach Luft ringend, und zwang sich mit Hilfe seiner unverletzten Hand in eine sitzende Position. Schweißperlen standen ihm auf der Stirn, als der Schmerz wellenartig über ihm zusammenschlug.
»Du wirst ihn vor mir treffen, Injun.« Neds Finger war am Abzug.
Mit letzter Kraft schwang Adam seinen rechten Arm über den Kopf und warf sein Messer durch die Luft.
Das Bowiemesser hatte eine fünfundzwanzig Zentimeter lange Klinge und mußte mit äußerster Präzision geworfen werden. Es traf Ned genau zwischen der zweiten und dritten Rippe ins Herz.
Er war sofort tot.
Kapitel 27
Adam erwachte in der Nacht aus seiner Ohnmacht, auf dem hohen Ufer über den Elk River, als die Trage, auf der er lag, den Rentinel Rock passierte. Der Mond war zeitweise hinter dem hoch aufragenden Sandsteingipfel versteckt, aber die Sterne leuchteten am Himmel wie wundervolle Diamanten. Als er seinen Kopf zur Seite drehte, um den Mond zu sehen, der hinter der felsigen Silhouette des Gipfels stand, sah er Flora neben seiner Trage.
Er lächelte. »Ich habe dein Parfüm gerochen, und da wußte ich, daß ich mit dem Leben davongekommen bin.«
»Nur knapp, dank deiner verdammten Vorstellung von Ritterlichkeit.«
Sie wußte, warum er Ned Storham ohne Gewehr angegriffen hatte, und ihre Stimmung hatte in den Stunden nach Neds Tod zwischen Wut und Erleichterung geschwankt.»
»Das heilt schnell wieder zu.«
»Du warst also schon öfter so dumm«, grollte sie.
»Ich kann mich besonders an eine Nacht erinnern«, sagte er grinsend, »als ich eine Dame in Richter Parkmans Scheune mitnahm.«
»Wenigstens bist du da nicht in Gefahr gewesen, erschossen zu werden«, schimpfte sie.
»Da war ich nicht so sicher.«
Sie lächelte. »Du bist unverbesserlich.«
»Und verdammt glücklich, dich an meiner Seite zu haben.« Er streckte seine Hand aus. »Faß mich an, damit ich weiß, daß ich in der Wirklichkeit bin, daß du tatsächlich hier bist. Der Himmel ist so schön, daß ich genausogut träumen könnte.«
Sie ließ ihre kleine Hand in die seine gleiten, und beide spürten die gleiche magische Verbindung, die sie vor langen Monaten in Virginia City zusammengebracht hatte.
»Ich hätte nicht in Storhams Schußweite reiten sollen«, sagte Flora sanft. »Du kannst mir ruhig vorwerfen, daß du mir das vorher gesagt hast.« Er hatte sie vor der Gefahr gewarnt.
»Es war tapfer von dir, mir zu Hilfe zu kommen, bia. Du hast gekämpft wie ein echter Krieger. Niemand weiß genau, wie man während eines Kampfes reagieren muß. Ich weiß es immer noch nicht.«
»Du mußt es mir zeigen.«
»Vielleicht werden wir jetzt ein wenig Frieden haben«, antwortete er diplomatisch. »Ich züchte lieber Pferde.«
»Dabei kann ich dir helfen.«
»Und ich kann dir dabei helfen, unsere Absarokee-Kultur in den europäischen Museen bekannt zu machen. Sind wir Partner?«
»Das wäre schön«, murmelte sie.
Sie waren so glücklich und hatten das Gefühl, zusammen alles erreichen zu können, als wäre die Welt um sie herum versunken und als schiene der Mond heute nacht nur für sie allein.
»Du solltest nicht laufen«, sagte Adam. »Laß dir ein Pferd bringen.«
»Wir gehen doch so langsam, und ich fühle mich wohl. Ich muß nur morgens erbrechen. Außerdem hat Spring Lily gesagt, daß Bewegung gut für das Baby ist.«
»Sie hat wahrscheinlich nicht an die anstrengende Art von Bewegung gedacht, die du gerade hinter dir hast«, sagte er trocken. »Wenn du sie als erfahrene Frau anerkennst, werde ich mit ihr sprechen müssen.«
»Sie wird dir nicht zuhören. Sie hat gesagt, daß Männer nichts von Babys verstehen.«
»Dieser hier schon«, sagte Adam und drückte liebevoll ihre Finger. »Diesmal möchte ich nicht ausgeschlossen werden.«
»Diesmal?«
»Wenn du nichts dagegen hast«, sagte er sanft. »Der Gedanke, daß du mein Baby haben wirst …« Er
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