Sünden der Leidenschaft
Favorit. Er ist nicht zu verkaufen.«
»Für den richtigen Preis kann man alles kaufen«, sagte der Graf und lächelte seinen Gastgeber an. »Kommen Sie, nennen Sie seinen Preis.«
Adam schüttelte den Kopf. »Unmöglich. Magnus wird den Grand Prix in Longchamps im nächsten Sommer für mich gewinnen.«
Er nimmt also auch an Pferderennen in Frankreich teil und nicht nur in Amerika, dachte Flora. Sie fragte sich, wie er seiner Frau bei einem solchen Rennen wohl begegnen würde. Würden sie sich grüßen, wenn sie aneinander vorbeigingen, oder würde er sie unfreundlich behandeln? Oder war er lediglich ein begnadeter Lügner, der eine liberale Ehe führte, in der beiden Partnern sexuelle Freiheiten gestattet waren?
»Das bedeutet, daß Sie beim Rennen in Longchamps gegen Devonshires Wirbelwind antreten«, stellte der Graf fest. »Freddie muß ihn noch einmal laufen lassen, nachdem er in der letzten Saison Erster geworden ist.«
»Dann würde ich Ihnen vorschlagen, im nächsten Jahr eine Wette darauf abzuschließen, daß Devonshires Pferd zweiter wird. Sie würden auf jeden Fall gewinnen, denn Magnus wird als erster durchs Ziel gehen.«
»Es klingt tatsächlich so, als wäre keine Verhandlung möglich«, bedauerte George Bonham. »Ich kann wohl nicht hoffen, daß Sie noch irgendwo einen Bruder dieses Pferdes verstecken?«
»Ich habe noch einen Halbbruder, der vielversprechend ist, obwohl er noch relativ jung ist«, bot Adam an. »Möchten Sie ihn sehen? Er ist im anderen Flügel der Stallungen auf der anderen Seite des Hofes.«
»Ist er zu verkaufen?« Als Adam nickte, sagte der Graf: »Führen Sie uns zu ihm.«
Das dunkelrotbraune Pferd war eine Schönheit, kraftvoll, langbeinig und gepflegt. Innerhalb weniger Minuten hatten die Männer einen Preis ausgehandelt. Adam bat einen der Pferdepfleger, den Hengst für ein Proberennen vorzubereiten, damit sich der Graf von der Schnelligkeit des Vollblüters ein Bild machen konnte.
Lord Haldane half mit der Trense. Aufgeregt sprach er ununterbrochen über die Vorzüge des Pferdes und die Aussicht, sich beim Grafen von Huntley revanchieren zu können.
Es war eine alte Rivalität – eher sportlich als ernst, aber Flora freute sich über die Heiterkeit ihres Vaters.
»Kommst du, Liebling?« fragte der Graf, als der Pferdepfleger den letzten Handgriff gemacht hatte. Er klopfte den Hals des glänzenden Braunen. »Laß uns zusehen, was dieses prachtvolle Tier kann.«
»Ich habe ein Reitpferd für Damen, die im Hyde Park reiten wollen«, warf Adam ein. »Ich dachte, ich könnte es Lady Flora zeigen. Wir kommen dann später zur Rennbahn nach.«
»Dann also los, Tom«, sagte der Graf zu dem Pferdepfleger. Er hörte kaum noch zu, weil er zu gespannt war, wie das Pferd laufen würde. »Läuft er die Meile wirklich in einssechsundvierzig?« Ohne sich noch einmal umzusehen, führten George Bonham und der Pferdepfleger das Rennpferd weg, in ein Gespräch über Pferderennen vertieft.
Adam und Flora sahen den beiden Männern nach, die langsam im sonnigen Morgenlicht verschwanden. Es war kühl und so still in dem schattigen Stall, daß sie ihren Atem hörten. Adam sagte leise: »Ich kann dir kein Pferd zeigen.« Er berührte eine Locke, die sich aus Floras Haarband gelöst hatte: »Aber das weißt du wahrscheinlich.«
»Wie sollte ich das wissen?« fragte sie, unsicher und durcheinander. Sie wußte nicht, ob sie die Wahrheit sagte oder nicht. »Laß das, bitte«, fügte sie hinzu und klopfte ihm auf die Finger, noch immer über die Szene am Frühstückstisch verärgert. »Ich glaube, daß ich wütend auf dich bin.«
»Und ich weiß, daß ich wütend auf dich bin«, sagte er schroff.
»Tatsächlich? Das ist nicht zu übersehen.« Sie warf einen bedeutsamen Blick auf seine geballte Faust.
Adam atmete langsam aus. Er war zutiefst frustriert, einerseits wegen Floras verlockender Reize, andererseits wegen seiner schmerzenden Finger. »Ich führe keine sinnlosen Gespräche über meine Frau«, sagte er schlechtgelaunt und fügte mürrisch, aber mit kühler, klarer Stimme hinzu: »Besonders nicht nach einer schlaflosen Nacht.«
»Habe ich dich wachgehalten, oder warst du es, der mich nicht schlafen lassen wollte?« erkundigte sich Flora spöttisch und honigsüß.
»Fang nicht wieder an«, grollte Adam.
»Oh, wir sind empfindlich. Aber egal, was der Grund für deine Müdigkeit ist, ich nehme jedenfalls keine Befehle von dir entgegen«, entgegnete Flora heftig. »Nur weil wir die
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