Sünden der Leidenschaft
floß.
»Willst du noch mehr?«
Erstaunt hörte Lucie auf umzurühren. »Nach meinem Vormittagsunterricht?«
»Ja«, sagte Adam, und da Lucie nichts zu der angebotenen Sahne sagte, gab er sie in seinen eigenen Kakao.
»Sag Miss McLeod Bescheid, daß sie mitkommen kann, wenn sie möchte.«
»Cloudy reitet nicht gern.«
»Aber sie mag junge Füchse sehr, wie sie mir gesagt hat.« Adam schnitt den Speck auf Lucies Teller klein.
»Vieleicht kann sie den alten Charlie reiten.«
»Ist Charlie der dicke Braune?« fragte Flora. Sie fand, daß es kein Mann verdient hatte, nach einer fast schlaflosen Nacht noch so gut auszusehen wie Adam. Mit den vom Bad noch etwas feuchten Haaren, seinem weißen, frischgebügelten Leinenhemd, das er am Hals offen trug, und der dunklen Weste aus irischem Tweed mit der goldenen Uhrkette seiner Taschenuhr wirkte er frisch und ausgeruht. Er sah aus, als hätte er sich von einem Kammerdiener ankleiden lassen.
Lucies Locken wippten bestätigend. »Erinnerst du dich?« sagte sie, den Mund voller Speck. »Charlie ist der, der Apfel so gern mag.«
Adam und Flora warfen sich einen flüchtigen, intimen Blick voll glühender Erinnerungen über Lucies Kopf hinweg zu. »Sag Miss McLeod, daß sie den gepolsterten mongolischen Sattel benutzen kann«, wandte er sich dann wieder seiner Tochter zu, um von seinen begierigen Gedanken wegzukommen.
»Cloudy ist so dick«, erklärte Lucie Flora und dem Grafen. »Deshalb fährt sie lieber im Wagen, wenn sie kann. Aber der Fuchsbau ist auf den Hügeln, und die jungen Füchse sind so niedlich und tapsig, und vielleicht versucht Cloudy deshalb doch auf Charlie zu reiten.«
Adam beobachtete die beiden gutmütig bei ihrem Gespräch. Er fand Flora in ihrer einfachen Kleidung – sie trug eine hellbraune Seidenbluse und einen Twillrock – aufregend, doch noch aufregender, wenn sie nichts anhatte. Sie war wunderschön mit ihren kupferfarbenen Haaren, die sie mit einem weichen Band zusammengebunden hatte. Dennoch konnte er im hellen Morgenlicht leichte violette Schatten unter ihren Augen sehen, und er fühlte sich ein bißchen schuldig. Er hätte sie mehr schlafen lassen sollen in der letzten Nacht.
»Papa, könntest du zwei mongolische Sättel auf Charlie legen?«
Er konzentrierte sich wieder und antwortete auf Lucies Frage: »Ich könnte mit Montoya im Stall nachsehen. Er weiß, was für Charlie am besten ist. Möchtest du jetzt noch Erdbeermarmelade auf dein Gebäck?« Er hatte Mühe, sich nicht immer wieder von seinen lüsternen Gedanken ablenken zu lassen.
»Können wir auch ein Picknick machen?«
Er lächelte. »Warum nicht?«
Lucie klatschte in die Hände – gefährlich nah an ihrer Kakaotasse. Aber Adam zuckte nicht ein bißchen zusammen. »Ich möchte Limonen-Pie und Zuckerkekse und die kleinen weißen Dinger mit Nüssen drin.«
»Vielleicht sollten wir erst einmal fragen, was die anderen wollen«, schlug Adam vor, weil er daran dachte, daß nicht alle gern das aßen, was einer Dreijährigen schmeckte. »Warum fragen wir nicht Lady Flora und Lord Haldane?« Er warf einen eindeutigen Blick auf Flora.
Sie sah sofort zur Seite, weil sie seinem heißblütigen und verführerischen Blick kaum standgehalten hätte. Beinahe hatte sie das Gefühl, als hätte er sie intim berührt oder vor allen Anwesenden geküßt. Sie fühlte die Erregung heiß in sich aufsteigen und konnte für einen Augenblick nicht sprechen, als sie ihre Gefühle wieder in den Griff zu bekommen versuchte. »Was möchtest du, Vater? Etwas Besonderes?«
»Wenn für mich eine Flasche Brandy mitgenommen wird, bin ich zufrieden. Die weißen Nußdinger klingen ganz verlockend«, antwortete George Bonham fröhlich. An Lucie gewandt fragte er: »Sind sie wirklich so gut?«
Flora beobachtete, wie Adam mit seiner bronzefarbenen Hand das Messer benutzte, um Lucies Gebäck mit Marmelade zu bestreichen. Sie war fasziniert von den kraftvollen und rhythmischen Bewegungen seiner Hand und achtete nicht auf ihren Vater, sondern erinnerte sich an die Zartheit von Adams Berührungen in der vergangenen Nacht.
»Sie schmelzen in deinem Mund, Georgie«, antwortete Lucie dem Grafen in vertraulicher Form, denn sie hatten in der kurzen Zeit ihrer Bekanntschaft bereits Freundschaft geschlossen. »Sie schmecken wie Zuckerstangen und Kekse zusammen, du wirst sie mögen. Aber sieh zu, daß du welche bekommst, bevor Cloudy sie sieht, denn sie mag sie am liebsten und kann Hunderte davon essen.«
»Ich werde mit
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