Sünden der Leidenschaft
als sie beabsichtigt hatte: »Ich komme mit jedem aus.«
»Ich auch«, erwiderte Adam kühl und arrogant. »Aber ich kenne Isolde.«
»Vielleicht irren Sie sich, und wir könnten Freundinnen sein«, gab Flora süßlich zurück. Sie war merkwürdig irritiert durch seine Gewißheit und – in Anbetracht ihrer kurzen Bekanntschaft – seinen Ton, der dem eines Ehemannes glich.
»Sie gehören nicht zum richtigen Geschlecht, um mit Isoldes Freundschaft gesegnet zu werden.«
Die abrupte Art, wie er darüber hinwegging, ärgerte Flora. Sie konnte autoritäre Männer nicht ausstehen. Nach Jahren ernsthafter Bemühungen war sie eine anerkannte Forscherin. Sie hatte sich ausgiebig mit den Entdeckungen von Ludwig Ross in der Ägäis beschäftigt und bereits im Alter von siebzehn Jahren mit ihrem Aufsatz »Die Vasen von Phylakopi« Beachtung gefunden, in dem sie Kunstgegenstände der frühen ägäischen Zivilisation untersucht hatte, die bis dahin unbekannt gewesen waren. Dieser Aufsatz war vor der königlichen Gesellschaft vorgetragen worden. Adam Serre mochte wie ein Gott über sein Tal herrschen, aber ihr Herrscher war er nicht.
»Unter diesen Umständen entschuldigen Sie bitte, wenn ich Sie nach Ihrem Verständnis für Ihre Frau frage«, antwortete sie leicht gereizt.
»Machen Sie sich nicht lächerlich.« Er war ebenfalls verärgert.
»Verlangen Sie, daß jeder mit dem einverstanden ist, was Sie sagen?« fragte sie scharf.
»Das ist ja albern!« brauste Adam aus.
Floras Vater mischte sich freundlich ein: »Darf ich etwas dazu sagen? Ihr zankt euch wie zwei Geschwister.«
Adam lächelte impulsiv, und sein Groll war verraucht. »Verzeihen Sie bitte«, entschuldigte er sich versöhnlich. »Und entschuldigen Sie mein Temperament.« Er verzog seinen Mund zu einem Grinsen. »Immer, wenn ich an Isolde denke, ist meine Reaktion die gleiche.«
Doch Flora dachte nur: Wie arrogant er ist. Wie grauenhaft arrogant.
»Lassen Sie uns jetzt nach draußen zu den Ställen gehen, damit wir über die Pferde entscheiden können«, schlug er vor. Sein Angebot war zwar freundlich, aber seine Stimme klang nach wie vor ungerührt.
Flora hätte ihm am liebsten sein wohlerzogenes Lächeln aus dem Gesicht geschlagen. Und diese kalte Ruhe. Verärgert wünschte sie sich, daß er dafür zahlen sollte, daß Isolde zu seinem Leben gehört hatte.
Kapitel 4
Die Ställe waren ebenso wie das Haus aus hellem Sandstein und in einem Stil errichtet, der in seiner Großzügigkeit und Ausstattung an die aufwendig gebauten königlichen Gestüte erinnerte. Jeder Stall verfügte über fließendes Wasser aus dem Reservoir an den Foothills, und die Wände waren zur Hälfte mit Mahagoniholz verkleidet. Die großen Ställe wirkten so sauber, daß Flora sich fragte, wie viele Pferdepfleger und Stallburschen beschäftigt werden mußten, um diese Sauberkeit zu erhalten. Sie besuchte die Ställe nun zum dritten Mal, und jedesmal hatte sie den Eindruck, als wären gerade erst frisches Heu gestreut, die Pferde soeben gestriegelt und die Steinböden zwischen den Reihen der polierten Pferdeboxen frisch gefegt worden. Wenn sie über den Besitzer dieser wundervollen Einrichtung nicht so verärgert gewesen wäre, hätte sie ihm neugierige Fragen gestellt.
Doch so machte sie den langen Weg zu den Pferden nur als Beobachterin mit. Sie sprach nur das absolut Nötigste. Ihre Antworten waren kurz und knapp, und sie lächelte ihren Gastgeber zwar freundlich, aber nicht aufrichtig an. Mehr als einmal wünschte sie sich, ihm einen kräftigen Schlag versetzen zu dürfen, der dem charmanten Comte de Chastellux nur gut tun würde.
In dieser äußerst reservierten Stimmung half sie ihrem Vater, sich für mehrere Pferde zu entscheiden – Jagdpferde, Rennpferde und Reitpferde. George Bonhams leidenschaftlicher Begeisterung tat die schlechte Stimmung seiner Tochter keinen Abbruch. Tatsächlich schien dem Grafen Floras schlechte Laune angesichts seiner Begeisterung für Adams hervorragende Zucht gar nicht aufzufallen.
»Großer Gott, Adam, Sie haben erstklassige Reitpferde«, erklärte er, als er, vor einem der größeren Ställe stehend, einen dreijährigen Vollbluthengst bewunderte. »Kein Wunder, daß Ihre Farben in der letzten Zeit so viele Preise gewonnen haben. Was kostet diese Schönheit? Harry Aston würde eine absolute Niederlage erleben, wenn ich ein Pferd dieser Qualität für mich laufen ließe.«
»Es tut mir leid, George, aber dieser junge Hengst ist mein besonderer
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