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Sünden der Nacht

Sünden der Nacht

Titel: Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Garantien für Jessies Sicherheit.
    Verflucht sollst du sein, wer immer du bist. Verflucht sollst du sein dafür, daß du Josh entführt hast, dieser Stadt ihre Unschuld geraubt hast. In der Hölle sollst du schmoren. Ich persönlich würde dich da hinschicken, wenn es in meiner Macht stünde.
    Er klopfte Jessie zärtlich den Rücken und flüsterte ihr zu, bis die Tränen versiegten und sie einschlief. Dann steckte er sie mit ihrem Bären unter die Decke und blieb sitzen, beobachtete sie, labte sich an ihrem Anblick. Er liebte sie so sehr, daß es fast weh tat, saß da und merkte nicht das Verrinnen der Zeit. Joy und Jurgen kamen nach oben, sicher blieb Joy vor Jessies Tür stehen und horchte. Mitch verhielt sich ruhig, endlich wandte sie sich ihrem Zimmer zu und löschte unterwegs das Licht im Korridor.
    Das Haus war schon lange still, als er langsam von Jessie weg-rutschte und sich hinausschlich. Er ließ ihre Nachttischlampe an, für den Fall, daß sie aufwachte und sich fürchtete. Gerne hätte er sie mit zu sich genommen, aber Joy hatte ihn vor Monaten um dieses Wochenende gebeten. Dann war da außerdem der Fall.
    Seine Mitarbeiter sollten ihn sofort anrufen, falls sich irgendwas zu Josh ergab; hier bliebe Jessie die Aufregung erspart, wenn 298
    sein Piepser losging.
    Die Uhr im Armaturenbrett des Explorer zeigte 0 Uhr 13. Um ihn herum herrschten Schweigen und Dunkelheit. Die Bars in der Innenstadt waren sicher noch offen, aber es grauste ihm vor Lärm. Der Big Steer Truck Stop draußen auf der Interstate hatte die ganze Nacht geöffnet, aber er wollte keine Fragen oder mit den Gästen und Angestellten reden. Auf der anderen Seite der Allee stand sein leeres Haus, aber er konnte den Gedanken allein zu sein nicht ertragen.
    Er dachte an Megan, was war er doch für ein Narr!
    Ausgerechnet sie …
    Seit Allisons Tod hatte er eine endlose Parade von
    heiratsfähigen Damen über sich ergehen lassen. Nette Frauen, sanfte Naturen. Frauen, die alles getan hätten, um sein Herz zu gewinnen. Er hatte sie alle weggeschickt auf die Suche nach Männern, die diesen Aufwand wert waren, hatte sich selbst ihre Gesellschaft und ihr Mitgefühl versagt.
    Wenn er seine körperlichen Bedürfnisse nicht mehr ignorieren konnte, fuhr er in die Twin Cities und suchte seine Entspannung ohne Konsequenzen. Frauen für eine Nacht waren nur ein weiterer Teil des Rhythmus geworden, in dem sein Leben jetzt ablief.
    Der Gedanke, daß dies nur eine armselige Ersatzexistenz war, kam ihm nie in den Sinn. So paßte es ihm in den Kram, und zu mehr als einer neutralen Lösung war er nicht bereit. Und leer …
    und einsam … das wollte er heute abend nicht schon wieder durchmachen.
    Ohne lange zu überlegen, legte er den Gang ein und fuhr los in Richtung Ivy Street.
    299
    Kapitel 17
    TAG 4
    0 Uhr 24, -9 Grad
    Megan träumte von einer Welt, die von einer Schicht
    Fingerabdruckspuder überzogen war. Er hing in der Luft wie Smog, und ihre Lunge schmerzte, als säße ein Elefant auf ihrer Brust. Die ganze Umgebung starrte von Fingerabdrücken, sie schwebten im Raum wie Asche im Wind. Erschrocken fuhr sie aus dem Schlaf hoch und stellte fest, daß Friday auf ihrer Brust thronte, seine Augen schimmerten golden im Lampenlicht.
    »Mein Gott, du wiegst ja eine Tonne! Runter mit dir«,
    schimpfte Megan und setzte sich auf.
    Der Kater sprang auf eine Bücherkiste und warf ihr einen giftigen Blick zu, dann hob er wie ein Yogi das Hinterbein über den Kopf und putzte sich seelenruhig seinen Po.
    Megan ließ ihn links liegen und versuchte das Gefühl von Desorientierung loszuwerden, das sie beim Aufwachen an diesem immer noch fremden Ort befallen hatte. Sie mußte schleunigst ihren Kram auspacken und diese Wohnung zu einem Zuhause machen, dachte sie, und band sich den Gürtel um ihren alten, blaukarierten Flanellmorgenmantel. Sie konnte dieses Gefühl, auf der Durchreise zu sein, nicht ausstehen. Aber zugegeben, Durchreise war wohl die zutreffende Bezeichnung für ihren Aufenthalt in Deer Lake, wenn DePalma endgültig ausrastete.
    Wenn sie in diesem Fall eine Spur fände, hätte sie wieder ein bißchen Freiraum, könnte die Aufmerksamkeit der Presse auf etwas anderes lenken, etwas Wichtigeres, als der erste weibliche Agent im Außendienst. Aber die Hauptsache war und blieb Josh, 300
    mit einer Spur hätten sie vielleicht die Chance, den Jungen ausfindig zu machen.
    Sie hatte mit ihrem eigenen Identikit Olies Fingerabdrücke genommen, sie auf Karten übertragen und

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