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Sünden der Nacht

Sünden der Nacht

Titel: Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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herzustellen«, sagte Megan ruhig, ohne direkt zu antworten. »Es ist wichtig, daß wir wissen, wer wann wo war. Sie haben sich wann hier aufgehalten?«
    »Bis viertel nach acht. Ich bleibe immer, bis sich die Senioren warmlaufen.« Sie lächelte. »Sie flirten so gerne, sind wirkliche Schätze!«
    »Und Ihnen ist nichts Ungewöhnliches oder irgendein Fremder aufgefallen?«
    Das Lächeln verschwand. »Nein. Wie ich schon dem Beamten sagte, der mich gestern vernommen hat – ich wünschte, es wäre anders. Wie gerne würde ich etwas Aufschlußreiches beisteuern, 290
    aber ich habe nichts oder niemanden gesehen.«
    »Auf jeden Fall danke ich Ihnen«, sagte Megan. »Ich laß Sie jetzt wieder trainieren. Hat mich gefreut, Sie kennenzulernen!«
    »Klar.« Ciji warf ihr Handtuch über die Bande und fuhr graziös zur Mitte der Eisbahn zurück. »Ich hoffe, Sie haben Samstag Zeit, sich die Show anzusehen!«
    »Ich werd’s versuchen«, rief Megan, bereits auf dem Weg zum Ende des Stadions.

    Olie sah sie kommen. Der Ladycop, der ihn direkt anpeilte. Er wollte nicht mit ihr reden. Er wollte überhaupt mit niemandem reden, wußte ja, was die Leute sagten – daß sein Van so aussah wie der gesuchte. Also, Mitch Holt hatte sich seinen Wagen schon von innen angeschaut und nichts gefunden. Sollten sie doch dran ersticken, die Leute, die ihn von der Seite angafften und hinter seinem Rücken Sachen über ihn tratschten. Es war ihm sowieso egal, was die dachten.
    Nur eins wollte er: seine Ruhe.
    Er packte seine Plastikliterflasche Cola und sein Buch über Chaostheorien und machte sich auf den Weg zur Tür der
    Umkleidekabinen.
    »Mr. Swain? Kann ich kurz mit Ihnen sprechen?«
    »Hab mit dem Chief geredet«, maulte er. »Hab nichts mehr zu sagen.«
    Achte auf dein Benehmen, Leslie! Sei nicht frech, Leslie. Dreh mir nie den Rücken zu, wenn ich mit dir rede, Leslie.
    Die schneidende Stimme in seinem Kopf ließ ihn
    zusammenzucken.
    »Es dauert nur eine Minute.«
    Wenn er jetzt in sein Büro ging, würde sie ihm folgen. Das wollte er nicht, mochte es nicht, wenn sich da jemand Zutritt verschaffte. Er bekam keine Luft, wenn jemand in seine Sphäre 291
    eindrang.
    »Ich hab nur ein paar Fragen«, Megan hatte ihn jetzt eingeholt.
    Sie roch ihn schon aus zwei Metern Entfernung. Der ranzige Zwiebelgeruch schlechter Hygiene und überaktiver
    Schweißdrüsen umgab ihn wie schlecht gewordenes Kölnisch Wasser. Er trug denselben Pullover und dieselbe Jacke, die er am ersten Abend angehabt hatte. Das Buch fest an sich gepreßt stand er ihr gegenüber, sein Glasauge starrte ins Leere, während sein gesundes wie ein Irrlicht hin- und herzuckte.
    »Mr. Swain. Ich weiß, daß Sie hier am Abend, als Josh
    verschwand, das Eis erneuert haben. Sofort nachdem das Team mit dem Training fertig war, richtig?«
    Er nickte.
    »Und noch einmal kurz bevor das Seniorenteam spielte?«
    Wieder bejahte er.
    »Können Sie mir sagen, wo Sie in der ganzen Zeit dazwischen waren?«
    »Hier und da.« Er zuckte, erschrocken von seiner eigenen Ruppigkeit. Wag ja nicht in diesem Ton mit mir zu reden, Leslie.
    Das wirst du bereuen, Mr. Große Klappe. Das wirst du mir bereuen! Der Ladycop starrte ihn an. Er wollte sie zu gerne wegschubsen, wollte sie ins Gesicht schlagen, damit sie ihn nicht mehr anstarrte; am besten wäre es, sie anzuschreien, sie solle ihn in Ruhe lassen! Aber das konnte er nicht machen, und dieses Wissen gab ihm das Gefühl, schwächlich und mickrig und impotent zu sein. Ein Mickerling, ein Fehler der Natur. Er packte die Colaflasche noch fester und machte ein grimmiges Gesicht: Er strengte sich so an, daß sein kleiner Mund wie ein Hufeisen aussah.
    »Kann das irgend jemand bestätigen?« fragte Megan. Ihr Blick huschte hinunter zu Olies Händen, die immer noch in denselben fingerlosen Handschuhen steckten. Er drückte die Flasche so fest, daß sie knackte und die Handschuhe seine Knöchel mit den 292
    dünnen blauen Linien auf seinen Fingern freigaben. Ihr Herz zog sich zusammen.
    »Ich hab nichts getan«, schnauzte Olie.
    »Das hab ich auch nicht behauptet, Mr. Swain«, erwiderte Megan unbeirrt. »Aber wissen Sie, Ihr Van sieht dem, den unser Zeuge beschrieben hat, sehr ähnlich. Wenn Sie ihn nicht gefahren haben, wer dann? Haben Sie einen Kumpel, dem Sie ihn vielleicht geliehen haben? Sie können es mir sagen. Dadurch kriegen Sie keinen Ärger.«
    »Nein«, keifte er und wiegte sich auf seinen schmuddeligen Nikes hin und her, die Colaflasche quetschte

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