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Sünden der Nacht

Sünden der Nacht

Titel: Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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zur Datenbank im Hauptquartier gefaxt, wo man sie durch das MAFIN laufen lassen würde. Das automatisierte System würde die Datenbank nach einer Übereinstimmung absuchen, und bei einem positiven Ergebnis bekäme sie sofort eine Nachricht. Außerdem hatte sie die Fingerabdrücke ans National Crime Information Center im FBI Hauptquartier in Washington, D. C. gefaxt, wo sie durch ihr automatisches Fingerabdruckidentifizierungssystem laufen würden. Die Suche sollte im oberen Mittelwesten beginnen und sich von da aus durch das übrige Land vorwärts arbeiten.
    Irgend jemand irgendwo kannte Olie Swain. Irgend jemand irgendwo mußte ihn ins Gefängnis geschickt haben.
    Vor ihrem inneren Auge tauchten die dünnen blauen Linien auf seinen Fingern wieder auf. Eine schlechte Tätowierung.
    Eine, die Sträflinge anderen Sträflingen im Knast verpaßten. Sie hatte sie nicht so genau gesehen, um es beschwören zu können, aber ihr Gefühl trügte sie sicher nicht. Er roch nach Sträfling und das in mancherlei Hinsicht.
    Das Klopfen an der Tür war wie der Einbruch einer anderen Welt in ihre Sphäre des Schweigens. Megan sprang auf und griff automatisch nach ihrer Waffe auf dem Beistelltisch. Aus Gewohnheit stellte sie sich hinter die Tür und lehnte sich an die Wand. Wieder ertönte das Klopfen. Sie wartete mit
    angehaltenem Atem.
    »Megan? Ich bin’s, Mitch.«
    Hörbar erleichtert entriegelte sie die Tür. »Haben Sie Leo auch gelegentlich nach Mitternacht besucht?« Sie öffnete die Tür.
    »Nein«, sagte er leise.
    Er kam herein, die Hände in den Jackentaschen und den Kopf immer noch wegen der Kälte draußen eingezogen. Sein Blick 301
    wanderte zu der schlanken 9-mm-Pistole, die sie jetzt auf den Küchentisch legte, aber er sagte nichts. Vielleicht öffneten alle Frauen, die er mitten in der Nacht besuchte, die Tür mit einer Waffe in der Hand.
    »Ich bin zufällig hier vorbeigefahren«, murmelte er. »Hab dein Licht gesehen.«
    Megan überlegte, ob sie ihm erzählen sollte, daß sie Olies Fingerabdrücke hatte. Schließlich war er auch nicht
    herausgerückt mit Informationen, aber jetzt wollte sie das Thema nicht anschneiden. Es war spät, außerdem würde
    vielleicht nichts dabei rauskommen. Abgesehen davon sah er nicht aus, als wolle er sich geschäftlich mit ihr unterhalten, sondern erschöpft und verloren. Jetzt wanderte er durch den Irrgarten von Kisten zu dem Fenster, das zur Ivy Street ging, blieb dort stehen und starrte hinaus in die Nacht.
    Sie folgte ihm und strich gedankenverloren über Gannons Fell, als sie an dem Karton vorbeikam, den er sich als Bett erkoren hatte. Der graue Kater hob den Kopf und blinzelte sie an, dann richtete er den Blick auf Mitch und schnurrte zufrieden.
    »Warum hast du dich heute abend abgeseilt?« fragte er, als sie ihre Schulter an den Fensterrahmen lehnte.
    »Du hast die Zeit mit Jessie gebraucht. Ich wollte nicht stören
    …« Sie verstummte. »Wie war die Parade?«
    »Traurig. Alle geben sich soviel Mühe … weil sie etwas bewirken wollen, weil sie Angst haben. Sie erwarten von mir, daß ich sie rette und merken gar nicht …«, er sah sie an. Seine whiskeybraunen Augen waren trüb und blutunterlaufen, der Streß hatte tiefe Furchen in sein Gesicht gegraben. »Ich bin kein Retter, bin bloß ein Cop. Und ich hab die Nase voll davon.« Er wandte sich zurück zum Fenster, schloß aber die Augen. »Mir reicht es allmählich.«
    Die Nase voll von Schmerz, von der Verantwortung und der Panik in seinem Bauch; Angst davor, daß er keine speziellen 302
    Kräfte besaß, um alles Unrecht zu beseitigen, davor, daß er nicht Superman, sondern Clark Kent war, ein Größenwahnsinniger. Er drehte sich zu Megan und ließ sich all das von seinem Gesicht ablesen.
    Die Megan mit den straff zurückgekämmten Haaren und der geschlechtslosen Garderobe sowie den Regeln und Vorschriften war nicht die Frau, die jetzt vor ihm stand. Ihr Haar hing offen auf die Schultern. Da sie nur ausgebeulte Wollsocken trug, war sie klein. In ihrem viel zu großen karierten Morgenmantel sah sie winzig aus, zart. Die heilige Johanna ohne ihre Rüstung. Sie stand da, wartete, stumm, geduldig.
    »Ich hab nicht das Zeug zum Helden«, knurrte er. »Das sollten sie doch wissen.«
    »Du tust dein Bestes«, sagte Megan, »wie wir alle.«
    Mein Bestes war nicht gut genug. Wieder einmal. Sie erinnerte sich an seine Worte am Tag zuvor in der Garage der alten Feuerwache, geknickt von Reue und Selbstverachtung.
    Sein Blick glitt

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