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Sünden der Nacht

Sünden der Nacht

Titel: Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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vielleicht nicht ohne Grund. Er war sicher nicht der erste Cop, der sie in den zehn Jahren ihres Polizeidienstes angemacht hatte. Er erinnerte an Miami, die Wetten im Umkleideraum, wer als erster den neuen Rock im Revier flachlegen würde. Und er kannte die Konsequenzen. Die Frau verlor jeden Respekt, den sie vielleicht bei ihren Kollegen genossen hatte. Und Respekt war für Megan das Wichtigste. Ihr Beruf bedeutete Megan ein und alles. Es gehörte schon wesentlich mehr dazu als schlichte Wollust, um sie über ihre Grenzen zu hieven, und Mitch fiel ein, daß er nicht mehr investieren wollte.
    Langsam, widerwillig ließ er sie los. »Es ist wahrscheinlich besser so«, er wandte sich ab, um seinen Parka vom Kleiderständer zu nehmen.
    Megan beobachtete ungläubig, wie er seine schwarze Jacke überstreifte. Er brachte es fertig, sie so zu küssen und ließ sie dann seelenruhig stehen, als wäre nichts gewesen. Am liebsten hätte sie ihm einen Tritt versetzt, aber ließ sich nicht dazu hinreißen. Und sie verkniff sich alle bitteren Worte, die ihr auf der Zunge lagen. Er hatte sie angemacht, sie hatte abgelehnt. Basta.
    »Was kommt jetzt?«
    »Ich hab Jessie versprochen, mit ihr zu McDonald’s und zur Fackelparade zu gehen.«
    »Oh.«
    Mitch warf einen Blick auf sie, während er den Piepser an seinen Gürtel klippte. Ihr Haar hatte sich aus der Spange gelöst und fiel ungebärdig auf ihre Schultern. Ihre Augen waren weit aufgerissen und zeigten mehr, als sie erlaubt hätte. Sie sah aus wie das Mädchen, das beim Schulball keiner zum Tanzen aufforderte.
    »Hättest du Lust auf einen Big Mac und ein paar angefrorene Clowns?« sagte er zu seiner eigenen Überraschung.
    Megan kniff mißtrauisch die Augen zusammen. »Warum bist du auf einmal nett zu mir?«
    »Mensch, O’Malley. Wir reden hier vom McDonald’s, nicht vom Moulin Rouge. Komm mit, oder laß es.«
    »Du bist so gütig, daß ich kaum widerstehen kann«, sagte sie spitz, »aber ich will nicht stören.«
    Ihr Groll entlockte ihm ein kleines Lächeln. »Ah, gib’s schon zu«,
sagte er. »Du warst auf dem Weg zur Grace Lutheran Church zum jährlichen Snowdaze Lutefisk Dinner.«
    Megan rümpfte die Nase. »Nicht in diesem Leben. Ich hab’s mir zur Regel gemacht, nie etwas zu essen, das die Politur vom Tisch ätzt. Außerdem bin ich der Meinung, daß Lutefisk etwas ist, was man früher gegessen hat, weil es nichts anderes gab und das irgendwann aus Versehen Tradition wurde.«
    »Ja, kein Wunder, daß die Skandinavier so mürrisch sind. Wenn ich gekochten Kabeljau, der in Lauge eingelegt war, essen müßte, würde ich auch wie Max von Sydow aussehen.«
    Das gemeinsame Lachen brachte sie wieder in die Freundschaftsabteilung ihrer Beziehung zurück.
    »Big Mac?« wiederholte Mitch und zog die Brauen hoch.
    Sie wollte mitgehen. Aber sie sollte wirklich zurück ins Büro … DePalma anrufen. Ein häßlicher Abend.
    »Komm schon«, sagte er. »Ich stifte die Fritten. Was meinst du, O’Malley?«
    »Okay, gehn wir, Diamond Jim.« Sie wickelte sich den Schal um den Hals. »Du stiftest die Fritten, ich die Magentabletten.«

Kapitel 16

TAG 3 18 Uhr 16, – 5 Grad
    Jessie war nicht ganz begeistert von der Idee, noch jemanden beim Essen dabeizuhaben. Sie musterte Megan kompromißlos, als sie sich in die Nische setzten und auf Mitch mit dem Essen warteten. Megan sagte nichts und nützte die Zeit, um sich ein Bild von Mitchs Tochter zu machen. Jessie Holt war ein bezauberndes kleines Mädchen mit großen, braunen Augen und einer Knopfnase. Ihr langes, braunes Haar war sorgfältig nach hinten gekämmt und zu einem dicken Zopf geflochten, der ihr über den Rücken baumelte. Zwei Prinzessin-Jasmine-Spangen steckten krumm und schief am Kopf, sicher Jessies eigenes Werk.
    »Bist du Daddys Freundin?« fragte sie ohne Umschweife und schien von dieser Aussicht keineswegs erbaut.
    »Dein Dad und ich, wir arbeiten zusammen«, erwiderte Megan, und umging so geschickt eine Antwort.
    »Bist du auch ein Cop?«
    »Ja. Klar bin ich das.«
    Jessie ließ sich das durch den Kopf gehen, mit verschränkten Armen auf der Bank zurückgelehnt. Sie trug einen weißen Rollkragenpullover mit einem Muster aus winzigen farbigen Herzen. Vorne drauf war das Gesicht eines Mädchens mit Sommersprossen und Zöpfen aus geflochtener Schnur appliziert. Sie nahm einen der Zöpfe und kitzelte sich die Nase damit.
    »Ich hab noch nie einen Mädchencop gesehen.«
    »Es gibt nicht sehr viele«, beichtete Megan und

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