Sünden der Nacht
Polizei von Deer Lake, zusammen mit allen anderen beteiligten Behörden, scheute keinen Aufwand und Mühe, um Josh zu finden und seinen Entführer festzusetzen.
Russ Steiger fügte hinzu, daß das Büro des Sheriffs rund um die Uhr arbeiten würde. Er würde persönlich die Suche im Gelände überwachen – typische Aussagen eines Autokraten. Der Staatsanwalt von Park County Rudy Stovich bekräftigte wie erwartet, daß die Sache mit allem gesetzlichem Nachdruck verfolgt würde. Megan gab den üblichen Bureau-Spruch zum besten: Unterstützung der Ermittlungen durch Labor und Archiv auf Verlangen der Polizei und des Sheriffs.
Dann ließ man die hungrigen Wölfe los. Die Reporter versuchten auf sich aufmerksam zu machen, brüllten Fragen, jeder wetteiferte, den anderen zu übertönen.
»Stimmt es, daß Sie einen polizeilich bekannten Pädophilen suchen?«
»Werden die Eltern eine Stellungnahme abgeben?«
»Ist das FBI eingeschaltet worden?«
»Sie sind über die Lage informiert worden«, sagte Mitch auf die letzte Frage. »Es arbeiten bereits drei Dienststellen an dem Fall. Wir haben den gesamten Apparat des BCA zu unserer Verfügung. Im Augenblick sind wir noch überzeugt, daß Josh nicht aus der unmittelbaren Umgebung weggebracht wurde. Falls sich Hinweise ergeben, daß man ihn in einen anderen Staat verschleppt hat, dann wird selbstverständlich das FBI eingeschaltet. Inzwischen bin ich der Meinung, daß die beteiligten Dienststellen am besten dazu geeignet sind, diese Situation zu handhaben.«
»Ist es denn allgemein üblich, Achtjährige unbeaufsichtigt in der Eishalle zu lassen?«
»Gab es schon früher Fälle von Kinderschändung in Deer Lake?«
»Stimmt es, daß die Mutter des Jungen ihn einfach abzuholen vergessen hat?«
Mitch nahm sich mit wutentbranntem Gesicht den Reporter der Pioneer Press vor. »Nichts an dieser Geschichte ist einfach. Dr. Garrison hat versucht, in der Notaufnahme ein Leben zu retten. Sie hat nicht einfach ihren Sohn vergessen und sollte unter gar keinen Umständen für diese Entführung verantwortlich gemacht werden.«
»Was ist mit der Aussage des Vaters, der behauptet, die Eishallenverwaltung und der Hockeytrainer sollten verantwortlich gemacht werden?«
»Und was ist mit Ihnen, Chief Holt?« Paige erhob sich. »Halten Sie sich für verantwortlich?«
Er stellte sich mit unbewegter Miene ihrer Herausforderung. »In einer gewissen Weise, ja. Als Polizeichef bin ich letztlich für die Sicherheit der Bürger dieser Stadt verantwortlich.«
»Ist das strikt Ihre persönliche Auffassung, oder sind Ihre Gefühle von Schuld betroffen im Zusammenhang mit Ihrem persönlichen …« » Miss Price«, knurrte er mit zusammengebissenen Zähnen, »ich glaube, ich habe mich gestern abend unmißverständlich ausgedrückt: Dieser Fall sollte in keiner Weise mit einem anderen in Verbindung gebracht werden. Wir sind hier, um über Josh Kirkwood
zu reden und wegen der Bemühungen, Josh Kirkwood zu finden. Punktum.«
Megan beobachtete diesen Schlagabtausch, aber ihre Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf Mitch. Die Luft um ihn schien vor Zorn zu vibrieren. Scheinbar hatte Paige Price einen Schlag unter der Gürtellinie gelandet. Megan redete sich ein, es wäre nur ihr Gerechtigkeitssinn, der da reagierte, nur die Loyalität, die sie gegenüber einem Kollegen empfand. Sie erhob sich, um ihn aus der Schußlinie zu bringen.
»Auch im Namen des BCA möchte ich besonders darauf hinweisen, was Chief Holt gesagt hat. Es ist von größter Wichtigkeit, daß wir uns hier auf Josh Kirkwood beschränken. Die Aufmerksamkeit Ihrer Leser, Zuhörer und Zuschauer sollte sich ausschließlich auf Josh Kirkwood konzentrieren. Er soll in den Herzen und Köpfen aller, die wir erreichen können, präsent sein. Wir möchten Sie vor allem bitten, sein Foto jedermann zugänglich zu machen. Für die Rundfunkleute liegen detaillierte Beschreibungen dessen, was er zuletzt getragen hat, aus. Falls es eine Chance gibt, daß er von jemandem gesehen wurde, müssen wir alle Hebel in Bewegung setzen, damit diese Leute Josh als Opfer einer Entführung erkennen.«
»Agent O’Malley, ist es wahr, daß Sie gestern Ihren ersten Arbeitstag in Ihrem neuen Job absolviert haben?«
Sie sah Henry Forster kühl an und verfluchte sich, weil sie diese Information gestern abend freiwillig Paige Price gegeben hatte. »Ich begreife nicht ganz, was das mit dem zu tun hat, was ich soeben sagte.« Er machte keinerlei Anstalten, sich zu
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