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Sünden der Nacht

Sünden der Nacht

Titel: Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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und begann aggressiv zu kauen, den Blick auf Megan gerichtet.
    Ihr Blick heftete sich auf seinen Mund, und eine seltsame Wärme durchströmte sie, was sie ihrem dicken Pullover zuschrieb. Er aß, als wolle er keine Kalorien aufs Kauen verschwenden, schlang das Sandwich mit riesigen Bissen hinunter. Ein kleines Komma Mayonnaise verzierte sein Kinn und deckte seine Narbe zu. Er wischte es ungeduldig weg und leckte es von seinem Daumen ab, was ihren Puls ganz unnötig beschleunigte.
    Angewidert riß sie sich von dem Anblick los und sah sich im Büro um. Ein sauberer, ordentlicher Raum, ohne ausgestopfte Fische und Bowling-Trophäen. Noch erstaunlicher war, daß es keine Ego-Wand voller Zertifikate und Belobigungen gab. Ein Cop von Mitchs Statur, der schon so lange dabei war, hätte sicher inzwischen eine Kiste voll vorzuweisen. Aber die einzigen Bilder waren Fotos von einem kleinen dunkelhaarigen Mädchen und einem großen gelben Hund mit einem Rollschuh im Maul.
    »Informant an O’Malley«, schmatzte er. »Was soll das bedeuten?«
    »Die bekannten Straftäter«, erwiderte sie, nachdem sie ihr Gehirn energisch wieder in Gang gesetzt hatte. »Ich habe versucht, sie mit Berichten von kürzlichen Vorfällen in der Nachbarschaft und DMV-Daten zu vergleichen, bei denen ein Wagen in der Nachbarschaft gesichtet wurde oder beteiligt war – in der Hoffnung auf etwaige Zusammenhänge. Die Möglichkeiten einengen, und dann, wenn wir einen Durchbruch erzielen …«
    »Irgendwas gefunden?«
    »Noch nicht. Ich hab auch unsere Datenbank angerufen und Ihren Olie Swain überprüfen lassen – zumindest wollte ich es. Sie haben nichts über ihn, nicht mal einen Strafzettel.«

    Mitch nahm noch einen Bissen von seinem Sandwich und schlang ihn hinunter. »Olie? Der ist harmlos.«
    »Sie kennen ihn so gut?« fragte sie.
    »Nein, aber er ist schon länger hier als ich, und wir hatten noch nie eine ernsthafte Beschwerde über ihn.« Er spülte den Truthahn mit warmer, abgestandener Cola hinunter und schnitt eine Grimasse. Megan richtete sich im Stuhl auf. »Soll das heißen, Sie hatten überhaupt Beschwerden?«
    Er hob die Schultern. »Eine von den Hockeymamas hat sich aufgeregt, weil er immer bei den Kindern auf der Eisbahn rumhängt, aber es war nichts dahinter. Ich meine, verflucht noch mal, das ist sein Job im Stadion. »Was soll er denn machen – sich den ganzen Tag in seinem Kabuff verstecken?«
    »Hat sie irgendeine spezifische Anschuldigung vorgebracht?«
    »Das Olie ihr unheimlich ist.«
    »Man stelle sich vor!«
    »Dasselbe hat sie über den Anführer der Pfadfinder gesagt. Sie hat mir gesagt, ich sollte einen verdeckten Ermittler in St. Elysius einschleusen, weil jeder weiß, daß alle Priester homosexuelle Pädophile sind, hat den Klassenlehrer ihres Sohnes in der zweiten Klasse bezichtigt, den Verstand der Kinder zu unterminieren, indem er ihnen Shell Silversteins Bücher laut im Unterricht vorlas und die Illustrationen zeigte – die, wie jeder Christenmensch weiß, voller schmutziger phallischer Symbole wären.«
    »Oh.« Sie ließ sich erbost in ihren Stuhl zurückfallen.
    »Genau. Die Kinder haben sich nie über Olie beschwert. Wie sind Sie denn auf ihn gekommen?«
    »Er war mir auch unheimlich«, sagte sie verlegen, fixierte wütend ihre Banane und schälte sie. Sie nahm einen Bissen und kaute ihn langsam, um sich zu fassen. Olie Swain war ihr immer noch unheimlich. Unglücklicherweise genügte das nicht, jemanden zu verhaften und seine Fingerabdrücke zu nehmen. »Gestern abend schien er uns auszuweichen. Er war nervös. Ich habe den Eindruck, er mag keine Cops.«
    »Olie ist immer nervös und weicht aus. Teil seines Charmes.« Mitch vollzog selbst ein paar Ausweichmanöver, wie Papiere hin- und herschieben, um nicht mit ansehen zu müssen, wie ihr Mund sich um die Banane schloß. »Außerdem habe ich ihn damals überprüfen lassen, als Mrs. Favre sich beschwert hat. Olie putzt sich immer brav die Ohren.«

    »Wenn auch sonst keinen anderen Teil seiner Anatomie.« Megan rümpfte die Nase bei dem Gedanken an seinen üblen Körpergeruch. »Sie glauben, er hat nichts mit Joshs Verschwinden zu tun?«
    »Er hätte gar nicht den Mumm, ein Kind zu stehlen und mir dann in die Augen zu sehen und zu behaupten, daß er nichts darüber wüßte.«
    »Er hat Ihnen in die Augen gesehen? Mit dem echten oder dem falschen Auge?«
    Er schüttelte den Kopf und beugte sich vor, um den Knopf seiner summenden Gegensprechanlage zu drücken.

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