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Sünden der Nacht

Sünden der Nacht

Titel: Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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zu einem gewissen Grad ertragen, und dann würde sie anfangen ihn zurückzustoßen. Ist auch besser so, besser für uns beide! Falscher Ort, falsche Zeit, die falschen Leute. Sie mußte irgendeinen Komplex haben, na schön.
    »Lügen Sie sich nicht in die Tasche«, er breitete die Arme aus, als die alte Müdigkeit wieder über ihn hereinbrach und den Funken löschte.
    »Wir haben alle Angst vor irgend etwas.«

Kapitel 10

TAG 2 17 Uhr 16, – 8 Grad
    Während der langen Stunden des Tages lernte Hannah eine ganz neue Art von Verständnis für die Familienmitglieder kennen, die im Besucherzimmer des Krankenhauses warteten, während einer ihrer Lieben operiert wurde. Zu Hause konnte sie nichts tun als warten und beten, hatte keine Kontrolle, konnte an nichts teilnehmen. Ihre Energie sich abzulenken war völlig blockiert. Sie lauschte dem unheimlichen Geknatter der Hubschrauberrotoren, die langsam über die Stadt hin- und herflogen. Riesige Geier, die über den Dächern schwebten und mit elektronischen Augen nach irgendeiner Spur suchten von ihrem Sohn … oder seiner Leiche.
    Ihr Haus platzte aus allen Nähten vor Eindringlingen. Fremde vom BCA, die ihr Telefon anstarrten, als warteten sie auf eine Vision. Freunde aus der Nachbarschaft und aus der ganzen Stadt, die sie beobachteten, als hätten sie ihr Geld darauf verwettet, wann genau ihre Nerven mit ihr durchgingen. Sie lösten sich turnusmäßig ab, eine Person war immer in ihrer Nähe, nahm ihr alles ab, verwehrte ihr sogar den kleinen Trost, Lily zu versorgen, während eine andere ihre Wäsche machte oder Seifenränder aus der Badewanne schrubbte. Etwa jede Stunde tauschten sie die Aufgaben, und Hannah erwischte sich bei der Frage, welche wohl als die unangenehmste galt.
    Was sie am meisten haßte, wußte sie. Sie hätte lieber Kalk von ihren Kacheln geschrubbt, als mit Beobachter Nummer zwei im Wohnzimmer zu sitzen, ein weiterer Beweis ihrer Verzweiflung.
    Paul hätte bereitwilligst bezeugt, daß sie keinerlei Beziehung zu Hausarbeit hatte. Sie schaffte das Notwendigste, hatte aber keine Freude daran. Das waren alles nur Arbeiten, die sofort wieder anfielen,
kaum daß sie damit fertig war, stahlen ihr die Zeit für ihre Kinder. Jede Sekunde verfluchte sie, die sie mit Teppichsaugen verbracht hatte, anstatt mit Josh zu spielen. Sie verfluchte Paul, weil er ihr die Schuldgefühle aufgehalst hatte, dank derer sie diese undankbaren Arbeiten weiterverrichtete. Wenn Paul und seine ständigen Sticheleien über ihren mangelnden Putzeifer nicht gewesen wären, hätte sie längst jemanden engagiert, der saubermachte, die Wäsche wusch und einmal die Woche Plätzchen backte.
    Das Haus seiner Mutter hatte immer nach Zitronenöl und Wachs vom Möbelpolieren gerochen. Seine Mutter produzierte jeden Samstag Brot, süße Brötchen und Plätzchen. Hannah hatte ihn einmal darauf hingewiesen, daß er seine Mutter haßte, sie nie besuchte, das Gegenteil seiner Mutter geheiratet hatte und deshalb auch kein Recht hätte, sich zu beklagen.
    »Wenigstens wußte ich, daß sie meine Mutter war. Zumindest wußte mein Vater, daß sie eine Frau war …«
    » Du würdest auch wissen, daß ich eine Frau bin, wenn ich nicht so erschöpft davon wäre, dieses Haus auf deinem gehobenen Standard zu halten …«
    » Das Haus? Du bist doch nie in dem elenden Haus hier. Du bist Tag und Nacht in der Klinik …«
    » Zufällig bin ich der Meinung, daß Leben retten ein bißchen wichtiger ist, als abzustauben und Kuchen zu backen !«
    Es war ein Wunder, daß sie sich so genau an diese wütenden Worte erinnern konnte; in letzter Zeit hatte es so viele davon gegeben.
    Sie erhob sich stöhnend und ging zum großen Panoramafenster des Wohnzimmers, von dem aus man den See betrachten konnte. Ein krummer Arm aus Eis. Deer Lake war sieben Meilen lang und eine Meile breit mit einem Dutzend kleiner Seitenarme, die sich in die bewaldeten Ufer fortsetzten. Normalerweise gab ihr die Aussicht ein Gefühl von Frieden. Heute steigerte sie ihre Unruhe und Verlassenheit.
    Autos klebten waghalsig an den verschneiten Banketten des Lakeshore Drive. Reporter kampierten dort wie Hyänen, die auf frischgeschlagene Beute eines Löwen lauerten. Warteten auf irgendeinen Brosamen Neuigkeit. Warteten, daß sie auftauchte, damit sie sich auf sie stürzen und sie mit ihren Fragen zerfleischen könnten. Ein grünweißer Streifenwagen parkte in der Einfahrt, ein Wächter, den Mitch geschickt hatte. Gott segne ihn. Eine Meile nördlich

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