Sünden der Vergangenheit - McKenna, S: Sünden der Vergangenheit
hart.
Eamon nickte ernst. Kehr es um.
Was soll ich umkehren? Und wie? Ich bin gelähmt.
Eamon war weg. Sean saß auf dem Dielenboden in der Küche. Neben ihm eine Frau mit blonden Haaren. Sie hatte Grübchen und wunderschöne grüne Augen. Ein Ansturm der Gefühle brachte sein Herz aus dem Takt. Mom?
Sie hielt ein Stück graues Plastikrohr von den Bewässerungsleitungen, die sein Vater draußen verlegte, in den Fingern, neigte es in seine Richtung und steckte etwas hinein. Eine Kugel rollte in seine Hand. Die Hand eines kleinen Jungen. Mit Grübchen an den Knöcheln und schmutzigen Fingernägeln. Kehr es um. Schick es zurück .
Dann lag er auf dem Feldbett in seinem Zimmer und starrte zu dem Mandala an der Decke. Seine hypnotischen Spiralen saugten ihn ein und katapultierten ihn in die Luft. Er flog mit dem Lenkdrachen über eine Wüstenlandschaft. Die Farben des Drachen zeichneten sich unfassbar fröhlich gegen das unendliche schmerzende Blau ab. Kehr es um .
Er glitt an der Schnur nach unten zu der Gestalt tief unter ihm. Der Mann war hochgewachsen und hatte aschblondes Haar, das so kurz geschnitten war, dass es mausbraun wirkte. Er hob das Gesicht. Es war Kev, aber nicht der Kev aus seiner Erinnerung. Dies war ein Kevin, den Sean nie gekannt hatte. Sein Gesicht war schmal, verhärmt und hart. Seine Augen blickten distanziert. Seine gesamte rechte Gesichtshälfte war vernarbt.
Sean öffnete seine in Tränen schwimmenden Augen und betrachtete Liv auf der Tragbahre. Sie hatte gesagt, dass sie ihn liebte, während er sie mit einem Schweißbrenner bedrohte.
Kehr es um.
Seine Mutter streckte ihm das graue Rohrstück entgegen. Er nahm es und hielt es vor sein Auge. Es bestand nicht mehr aus grauem Kunststoff. Vielmehr starrte er nun durch ein pulsierendes rotes Wurmloch. Er sammelte seine Kräfte.
Kehr es um .
Er tauchte hinein. Das Universum kreischte mit ihm, als er durch das Wurmloch raste und sich in den verkommenen Ort hineinwühlte, der Ostermans Gehirn war.
Er schlug die Krallen seines Willens in die Psyche des anderen und zog mit aller Kraft daran. Dies waren nicht seine Hände, die das Skalpell umklammerten, nicht seine Muskeln, die zitterten, nicht seine Glieder, die seinen Körper aufrecht hielten.
Dies war nicht sein totes, verfaultes Herz, das aus unerfindlichen Gründen noch immer schlug.
Er konnte das nicht durchhalten. Unerträglicher Druck baute sich auf. Aber es gab kein Ventil, um ihn abzulassen. Er sprach stockend. Fremde Stimmbänder vibrierten, Tonhöhe und Klangfarbe waren vollkommen falsch, und er mühte sich mit den falschen Zähnen, der falschen Zunge ab, aber trotz alledem kamen die Worte heraus – aus Ostermans Mund.
»Leb wohl, Prinzessin«, sagte er mit belegter Stimme. »Ich liebe dich.«
Seine/Ostermans Hand schoss nach oben und versenkte das Skalpell tief in der Halsschlagader des Mannes. Sean spürte den grauenvollen Schmerz und die Hitze des Blutes, das in hohem Bogen auf Liv spritzte. Es strömte über seine/Ostermans Brust. Mehrere kleine Explosionen erschütterten seinen Kopf.
Dann verschluckte ihn die Dunkelheit.
Liv kämpfte verzweifelt gegen ihre Fesseln an, als Osterman auf sie fiel. Das Gewicht seines toten Körpers zerquetschte ihr die Lungen. Warmes Blut sickerte aus seinem Hals, durchtränkte ihre Bluse und floss über ihre Rippen. Sein Gesicht lag auf ihrem Oberkörper, der Mund offen, die Augen weit aufgerissen wie die eines wild gewordenen Pferdes.
Kreischend bäumte sie sich auf und bog den Rücken durch, bis der schwere Leichnam ins Rutschen geriet und zu Boden sackte.
Sean stand noch immer aufrecht, sein Gesicht war ausdruckslos. Liv schrie seinen Namen, aber seine Augen sahen sie nicht mehr. Noch immer zischend, fiel der Schweißbrenner aus seiner Hand.
Steif wie ein gefällter Baum, stürzte Sean vornüber, mitten auf den Rollwagen mit den improvisierten Folterinstrumenten. Er kippte, und die Gerätschaften verteilten sich klirrend und scheppernd auf dem Boden, zusammen mit der großen, unverschlossenen Flasche Alkohol.
Die Flüssigkeit strömte gluckernd auf die Fliesen und bildete eine Lache. Rinnsale streckten sich tentakelgleich dem Schweißbrenner entgegen, der auf dem Boden fauchte. Immer näher schob sich die klare Flüssigkeit an die blaue Flammenzunge heran.
Zisch , leckte sie an dem flüchtigen Alkohol und raste als lodernder Strang zurück zu der Hauptlache. Wusch , entzündete sich die Pfütze. Prasselnde, tosende Gluthitze brachte
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