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Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Titel: Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Sie herab, und Sie wissen ja, wie gut wir Roma in so was sind.»
    «Ich habe hundert Pfund, aber … das kann doch nur eine Anzahlung sein, Al.»
    «Dann sind wir uns ja einig.» Al drückte ihr den Gitarrenkoffer in die Hände und sprang lachend einen Satz zurück wie ein Grashüpfer. «Sagen Sie … hat Laurence Schuldgefühle, weil der junge Mann unvollendet und verkannt gestorben ist, während er jetzt … halbwegs berühmt ist?»
    «Nick Drake?», sagte Merrily. «Sprechen Sie von Nick Drake?»
    Sie hatte nicht vor, Al zu erzählen, dass Lol die Zerstörung seiner ersten Boswell, einer der besten handgefertigten Akustikgitarren überhaupt, als Zeichen seiner Unwürdigkeit gedeutet hatte. Als Bestätigung dafür, dass er niemals so gut werden würde wie Nick Drake.
    «Lass es gut sein, Al», sagte Sally, und Merrily war ihr dankbar dafür.
    Bevor sie ging, legte sie sämtliche Geldscheine, die sie in der Brieftasche hatte, ungezählt auf den Tisch.
    «Die Anzahlung, Al.»
    Bevor sie in die kalte, feuchte Dunkelheit fuhr, setzte sie sich mit dem Gitarrenkasten quer über den Knien auf den Rücksitz des Autos und bat Gott, die Boswell zu segnen, ohne weiter darüber nachzudenken, ob das richtig oder vernünftig war.

    In Lols Haus saß Jane mit Eirion neben dem Holzofen auf dem Mauervorsprung, nippte an einem Becher heißer Schokolade und lauschte Lols neuen Songs.
    Kann Zucker wirklich süßen den Wein?
    Verdient künstliches Licht seinen Namen?
    Kann der Glanz von Juwelen beständig sein?
    Erzeugt Feuer der Leidenschaft Flammen?
    Jane spürte die Wärme des Ofens im Rücken, als sich Lols Stimme zu einer hohen Gitarrennote hob. Lol saß auf der Sofakante und schaute besorgt vor sich hin. Die Musik kam aus der Stereoanlage, denn Lol hatte inzwischen die meisten neuen Songs auf Demo- CD s aufgenommen. Er konnte auf die Bühne gehen, sogar bei kleinen, beinahe privaten Folk-Konzerten, aber er scheute sich immer noch, vor Freunden zu spielen. Als glaubte er, dass alle, die ihn kannten, hinter den Songs seine Fehler und Schwächen sehen würden.
    Verrückt?
    Nicht wenn man seine Geschichte kannte. Mit kaum zwanzig war er beschuldigt worden, bei einer Tournee mit seiner Band Hazey Jane, eine Vierzehnjährige, vergewaltigt zu haben. Die Tat war wirklich begangen worden, allerdings vom Bassisten der Gruppe, und Lol hatte geschlafen. Doch der Bassist hatte Lol die Schuld zugeschoben, Lols Eltern, die einer gruseligen Pfingstkirche angehörten, hatten ihren Sohn enterbt, und er war für ein paar Jahre in der Psychiatrie gelandet.
    Bevor er Merrily kennenlernte, hatte er sich mit der alten Lucy Devenish angefreundet, die ihm zu neuem Selbstvertrauen verhalf. Lucy und die Gedichte Thomas Trahernes, der dieses Grenzland zwischen England und Wales für das Paradies gehalten hatte. Der hier sein Glück gefunden hatte.
Selig
geworden war.
    Bevor er mit siebenunddreißig starb.
    Und das bedeutete, dass Lol inzwischen älter war als Traherne.
    So fließt Honig aus dem Felsgestein
    So kommt Öl aus Holz, so Cider, Milch und Wein
    aus Bäumen und Fleisch … so kommt das Getreide aus der Erde …
    Er hatte drei von Trahernes Gedichten aus dem 17 . Jahrhundert zu Songs umgearbeitet, und das war ziemlich schwer gewesen. Aus allen drei Liedern klangen fremdartige, archaische Rhythmen.
    «Dazu finden wir Hintergrundaufnahmen, das ist kein Problem», sagte Eirion. «Ich habe Dutzende Bilder vom letzten Sommer, als wir die Ley fotografiert haben. Das sind alles tolle Naturaufnahmen. Nur für deinen Elgar-Song habe ich noch keine Idee. Vielleicht kann ich ja ein paar Bilder aus dem Internet runterladen. Kann ich den noch mal hören, Lol?»
    Lol spielte den Titel erneut. Der Song hieß einfach ‹Elgar› und handelte von den Gedanken des Komponisten Edward Elgar auf dem Totenbett; dennoch war es kein morbider Song; die Musik klang sogar aufmunternd.
    Als das Lied zu Ende war, sagte Lol: «Elgar ist jahrelang missverstanden worden, die Leute haben ihn für hochmütig gehalten, dabei war er ein ganz einfacher Typ, stammte aus der Mittelschicht, war unsicher …»
    Jane hatte inzwischen ein gutes Gefühl dafür, wie alles zusammenhing. Elgar war ein Freund von Alfred Watkins gewesen und hatte sich zusammen mit ihm auf Coleman’s Meadow fotografieren lassen. Lol hatte auch einen neuen Song über Alfred Watkins geschrieben, für den er Zeilen aus Watkins’ bahnbrechendem Buch
Die geraden Wege der alten Zeit
verwendet hatte, die er zu einem

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