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Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Titel: Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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die Messe, wenn sie doch zu dieser anderen Gemeinde in Leominster gehört? Und noch dazu zeigt Mrs. West sehr deutlich, dass Sie ihr nicht passen.› – Ich weiß nie, was ich darauf antworten soll.»
    «Sie können den Leuten sagen, dass sie das überhaupt nichts angeht», sagte Shirley.
    «Das hätte ich auch sehr gerne getan, wenn Sie gestern nicht so eine Vorstellung hingelegt hätten.»
    Shirley sagte nichts.
    «Nicht, dass ich nicht davon beeindruckt wäre, welche Wirkung die andere Gemeinde auf Sie hatte», sagte Merrily. «All dieses Selbstvertrauen. Diese Urteilssicherheit.»
    Die mit der Unfähigkeit, Kompromisse zu machen einherging, mit der Blindheit für Zwischentöne und der Tendenz, alle anderen spirituellen Wege als Straßen zu betrachten, die geradewegs in die Hölle führten.
    Herzlich willkommen bei den Fundamentalisten.
    «Und die Gemeinde ist größer, als ich dachte.»
    «Sie ist weltweit organisiert.» Shirley lächelte tatsächlich. «Und sie wächst jeden Tag weiter.»
    «Und die Zentrale ist in Amerika. Oder im Internet. Dort kann man ja schnell eine große Anhängerschaft gewinnen.»
    «Unsere Gemeinde wächst täglich, weil wir uns der Endzeit nähern», sagte Shirley.
    «Ach, stimmt ja. Darum geht es im Grunde, oder?»
    «Sie müssen sich ja nur mal umsehen», sagte Shirley.
    «Meinen Sie die Überschwemmung?»
    «Lesen Sie das Buch Daniel.»
    «Das habe ich schon gelesen. Es ist kein einfacher Text.»
    «Und sagt nicht Daniel, dass vor der Entrückung eine Flut den Satan wegschwemmen wird?»
    «Das sagt er?»
    Vermutlich würde es nichts bringen, jetzt darüber zu streiten, ob Daniel tatsächlich von Entrückung gesprochen hatte.
    «Bevor wir vor unseren Herrn treten, erleuchtet von Seiner Herrlichkeit.»
    Amerikanische Sekten stellten die Entrückung stark in den Mittelpunkt. Eine Folge davon waren Massenselbstmorde.
    «Haben Sie … eine bestimmte Mission zu erfüllen, Shirley?»
    «Jeder von uns trägt das Licht des Herrn in sich, und wenn wir standhaft bleiben, wird das Licht mit uns wachsen, bis wir selbst zum Licht werden.»
    Shirley West wollte Licht werden?
    Gütiger Gott.
    Diese Frau war ein Rätsel. Niemand hätte gesagt, sie wäre dumm. Sie hatte früher in der Bank gearbeitet, konnte mit Zahlen umgehen, wusste vermutlich viel über Geschäfte und private Finanzen und hatte ihre Kunden bei Laune gehalten.
    Was war nur mit ihr passiert?
    «Wir müssen an den Toren Wache halten und sie mit unserem Licht erhellen.»
    «Und was für Tore sind das?»
    «
In den letzten Zeiten werden etliche von dem Glauben abtreten und anhangen den verführerischen Geistern und Lehren des Teufels
. Es gibt viele Tore, die zur Hölle führen, wissen Sie?»
    «Und hier ist eins? Gibt es so ein Tor hier im Dorf? Wollen Sie das sagen? Reden wir gerade über Coleman’s Meadow? Haben Sie im Zusammenhang mit Coleman’s Meadow eine Mission zu erfüllen, Shirley?»
    «Und mit dem Bösen in Ihrer Kirche.»
    «Was meinen Sie damit?»
    «Die heidnischen Schnitzereien, mit denen die Obstgärten verehrt werden.» Plötzlich hob Shirley ihren Zeigefinger. «Warum essen Sie nicht, was Gott für Sie bereithält?»
    «Lenken Sie nicht vom Thema ab, Shirley. Sie wissen doch überhaupt nicht, was ich esse. Erzählen Sie mir von dem Bösen.»
    «Ich sehe, was Sie kaufen. Ich weiß, welchen Dreck Sie lesen. Ich habe dieser Frau gesagt, dass sie diesen Dreck nicht in ihren Laden lassen soll.»
    «Oh,
dieser
Dreck.»
    «Jetzt ist ihr Laden verflucht. Voller Dämonen. Der Hexenladen.»
    «Sprechen Sie jetzt von Lucy Devenish?»
    Man konnte sich leicht vorstellen, wie Lucy auf diese Frau reagiert hätte, die Heidentum, Atheismus und Vegetarismus bedenkenlos zusammen in eine Schublade steckte, auf der
Hass
stand.
    Shirley straffte die Schultern.
    «Und wer hat das Signalfeuer entzündet, um den Täufer des Antichristen hierherzulocken?»
    Stille.
    «Am Anfang konnten Sie mich täuschen. Genau wie die vielen anderen, die Sie täuschen.» Shirley hob den Arm und deutete mit dem Finger auf Merrily. «
Sie
sind das Tor zur Hölle.
Sie
haben das Signalfeuer entzündet!»

    Shirley hatte die Hände vor der Brust gefaltet wie zum Gebet. Merrily überkamen Schuldgefühle. Wo war die Frau hinter dieser Maske, und womit hatte sie selbst diese Frau so getroffen? Merrily dachte an ihr Unbehagen, als Shirley ihre Hilfe in der Kirche angeboten hatte. Vielleicht war ja tatsächlich alles ihre Schuld.
    Shirley senkte den Kopf und starrte

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