Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)
Mörder Erfahrung hat. Deshalb waren ja Annie und Brent auch so begeistert, als sie erfahren haben, dass Wilford Hawkes womöglich mal bei einer Kommandoabteilung der Armee war.»
«Auftragsmord ist auch nicht mehr, was es mal war. Inzwischen ist doch jeder einigermaßen abgebrühte Jugendliche, der ein bisschen Geld braucht, dazu bereit. Da kann man echt Angst kriegen.»
«Genau das habe ich auch zu …
Scheiße
.»
«Was ist, Boss?»
Tja, wer ist hier nicht der Allerhellste?, dachte Bliss.
«Es war Annie, zu der ich das gesagt habe. Ich habe versucht, sie zu provozieren, weil sie den Zeugenmord bei diesem Pädophiliefall in Worcester hat sausen lassen, um den Fall Ayling zu übernehmen. Dabei habe ich erwähnt, dass es genügend Jugendliche gibt, die ins Killer-Business einsteigen.»
«Der Pädophiliefall war ein Auftragsmord?»
«Und erstochen wurde er auch. Dieser Typ, der gegen seinen Schwager aussagen wollte, wurde in seiner Garage erstochen.»
«Zwei Auftragsmorde, die mit dem Messer ausgeführt wurden? Wie häufig ist denn so was? Haben Sie den Autopsiebericht gelesen? Wo ist die Klinge in den Körper eingedrungen?»
«Nein, hab ich nicht, aber ich bekomme den Bericht vermutlich ohne Probleme.»
«Von Karen?»
Bliss nickte. «Auf die kann ich mich echt verlassen. Wenigstens muss sie nicht mit Howe reden …
Verflucht noch mal, Andy!
» Bliss schlug mit der Faust auf die Lehne seines Sitzes. «Ich habe zu Annie über den Zeugenmord so etwas gesagt wie: Na ja, da haben Sie ein Problem; Sie wissen, wer die Sache in Auftrag gegeben hat, aber Sie wissen nicht, von wem sie ausgeführt wurde, und da …
verdammt
.»
Die Stimme bohrte sich wie ein Eispickel durch seine Erinnerung.
Eigentlich ist es gerade andersherum. Wir wissen ziemlich sicher, wer es getan hat, aber nicht, von wem der Auftrag kam.
«Die kennen den Mörder, Andy. Die haben seinen Namen.»
50 Das Herz
Alteingesessene und Neuzugezogene rückten dichter zusammen. Sie mussten sich aufeinander verlassen und wussten, dass sie es konnten.
An diesem kühlen, feuchten Weihnachtstag.
Merrily und Jane hatten den Vormittag mit James Bull-Davies’ Helfergruppe verbracht und den Leuten aus der Wohnsiedlung am Fluss geholfen, Möbel in den ersten Stock ihrer Häuser zu tragen.
Im Haus eines pensionierten Ehepaares waren Tausende Bücher in Kartons gepackt und nach oben getragen worden. Wer höher gelegen wohnte, stellte für andere Rasenmäher oder Fahrräder unter, sogar ein Aquarium mit Tropenfischen war dabei gewesen.
Es war wie im Blitzkrieg, sagte jemand, und Merrily vermutete, dass der Vergleich in gewisser Hinsicht ganz gut passte.
Anrufe wurden getätigt, um zu organisieren, dass Familienmitglieder von Freunden oder Verwandten auf der anderen Seite von Ward Savitchs Fußgängerbrücke abgeholt wurden.
Merrily lieh sich Gomers Jeep aus, um am späten Vormittag zu Savitch hinüberzufahren, gefolgt von einer fünfköpfigen Familie, die über Weihnachten zu den Großeltern in der Nähe von Hay auswich. Die Eltern hatten alle Geschenke in den Jeep gepackt, damit die Kinder sie nicht sahen. Merrily half ihnen, die Sachen über die Fußgängerbrücke zu tragen, wo auf der anderen Seite der Großvater mit seinem Offroader wartete.
Es war eine merkwürdige Flüchtlingsprozession. Auf der Ledwardiner Seite der Brücke standen mindestens sechzig Wagen und dazu noch ein paar Busse und Transporter. Lyndon Pierce war auch dort und wurde von Derry Bateman beschimpft, einem selbständigen Elektriker.
«Sie und Ihre verdammte Umgehungsstraße. Wann haben Sie die Brücke zum letzten Mal warten lassen?»
«Das sind außergewöhnliche Umstände, Derry.»
«Und Sie wollen mir meine Frage nicht beantworten, stimmt’s? Wissen Sie, wie viele Aufträge ich dadurch verliere? Wie soll ich mit meinem Handwerkszeug hier rauskommen, Lyndon, verraten Sie mir das mal.»
«Könnten Sie nicht auf der anderen Seite einen Transporter mieten? Und die Sachen rübertragen?»
«Und über Nacht soll ich den Transporter dann irgendwo stehen lassen, damit ihn jemand aufbricht und alles klaut, was?»
«Wir tun, was wir können», sagte Pierce, und Derry Bateman stapfte erbost davon.
«Vollidiot.»
Friede auf Erden: alle Jahre wieder zu schön, um wahr zu sein. Auf dem Marktplatz im Dorf war die Weihnachtsbaumbeleuchtung wieder angeschaltet worden, und ein paar Leute hatten Weihnachtslieder aus den Gesangbüchern gesungen, die Merrily aus der Kirche geholt
Weitere Kostenlose Bücher