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Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Titel: Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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hatte.
    «Es ist wie im Krieg», sagte Jim Prosser in seinem Laden. «Mit dem einzigen Unterschied, dass man im Krieg raus aufs Land geflohen ist und nicht umgekehrt. Vermutlich müssen wir bald mit den Rationierungen anfangen.»
    Merrily sagte: «Sind Sie ganz sicher, dass Sie keine Zigaretten mehr haben?»
    Sie klang leicht schrill, das war ihr selbst klar. Jim beugte sich über den Ladentisch und sagte leise: «Ich hatte sechzig Silk Cuts für Sie zur Seite gelegt. Allerdings hat eine gewisse Person sie gefunden. Und verkauft.»
    Die Poststelle war nicht offen und würde auch nicht aufmachen. Shirley West war nicht mehr im Laden.
    «Wie viele haben Sie noch, Merrily?»
    «Drei.»
    «Schachteln?»
    «Nein, Jim. Drei Zigaretten.»
    «Oh, zum Teufel, da machen wir vermutlich besser einen Bogen um Sie.»
    In Wahrheit waren es nur zweieinhalb Zigaretten. Merrily hatte sich nach dem Frühstück eine angesteckt und sie halb geraucht wieder ausgemacht.
    Um die Mittagszeit hätte sie Shirley West am liebsten umgebracht, aus diversen Gründen.

    Um zwei Uhr nachmittags brauchte niemand mehr Hilfe. Jane und Merrily gingen ins Pfarrhaus zurück, wo Merrily zwei Gästezimmer herrichtete und Jane ein paar belegte Brote machte, mit denen sie zum Fluss ging, um nach den anderen zu suchen.
    Gwyneth, Gomers gelben Bagger, entdeckte sie als Erstes. Dahinter standen Gomer, Lol und Eirion. Sie machten gerade eine kleine Pause. Ein paar Meter vor ihnen erhob sich eine Wand aus Erde, Stein und rotem Lehm.
    «Viel mehr können wir nich machen, Janey», sagte Gomer, der in einem dunkelgrünen Overall an Gwyneth lehnte und sich eine Zigarette drehte. «Jetzt kommts drauf an, ob un wie stark es heute Abend regnet.»
    «Und wird es regnen?»
    Jane sah zu dem trübgrauen Himmel auf.
    «Schätze schon», sagte Gomer. «Un das Dumme is – man will’s den Leuten lieber nich sagen – aber das jetzt is vermutlich noch der bessere Teil vonner Überschwemmung.»
    «Soll das ein Witz sein?»
    Gomer zündete sich seine Zigarette an.
    «Ich hab vor fünfzehn, zwanzig Jahren unten in South Wales mal nen Entlastungsgraben für Hochwasser angelegt. Nach der Flut sin wir zurück, um beim Aufräumn zu helfen. Sah furchtbar aus dort. Manchmal, wenn man Wasser im Haus hat, isses für ein Jahr versaut. Überall steht klebriger Schlick in den Räumen, un es stinkt zum Himmel. Wandverputz is natürlich auch hin. Ich hab schon Häuser gesehn, die mussten bis aufs Mauerwerk abgepellt wern.»
    «Gomer, was ist mit Ihrem Bungalow?»
    «Das wird schon gutgehn.»
    «Sie können schließlich nichts in den ersten Stock bringen, wo er doch einstöckig ist. Ich habe gedacht, dass Sie vielleicht ein paar Sachen ins Pfarrhaus bringen könnten. Wir haben massenhaft …»
    «Schon gut, Janey. Hab die wichtigen Sachen schon unters Dach gebracht. Ich sach, es kann nur inner Church Street richtich Probleme geben. Dort können wir keine Erde hinschaffen, also gibt’s nur Sandsäcke, un Sandsäcke sin kein richtiger Schutz.»
    «Das stimmt», sagte Lol. «Unten an der Straße ist schon ein richtiger See. Wenn das Wasser noch zwei Meter steigt, ist es bei den ersten Fachwerkhäusern. So hoch hat es vielleicht überhaupt noch nie gestanden.»
    «Was ist mit deinem Haus, Lol?»
    Lol zuckte mit den Schultern.
    «Bist du bereit für dein Konzert heute Abend?»
    «Vermutlich ist überhaupt kein Publikum mehr übrig, so wie es aussieht.»
    «So leicht kommst du da nicht raus, Lol. Alle, die wichtig sind, kommen hin. Sie kommen doch auch, Gomer, oder?»
    «Wenn’s keinen Notfall gibt, klar.»
    «Oh, Gomer, wenn es einen Notfall gibt, könnte dann nicht ausnahmsweise mal jemand anders …? Ich meine, Sie arbeiten schließlich schon die ganze Zeit ziemlich schwer für einen Mann …», Jane unterbrach sich, weil Gomer sie scharf anblickte, «… der nicht dafür bezahlt wird.»
    Das war knapp gewesen. Beinahe hätte sie ihn alt genannt. Jane spürte, wie sie rot wurde, und sah schnell zu dem neuen Ufer, das Gomer, Lol und Eirion zusammengeschoben hatten, betrachtete den Erdhügel, seine Form, die unter dem regnerischen Himmel der geschwungenen Linie des Flusses folgte. Es sah nicht genauso aus wie die Dinedor-Schlange, aber …
    «Oh mein Gott!»
    Eirion stieß sich vom Bagger ab und sah Jane aus zusammengekniffenen Augen an.
    «Ich muss mit Coops reden.»
    «Jane, lass den armen Kerl in Ruhe Weihnachten feiern, okay?»
    «Es ist dermaßen … offensichtlich, Irene. Wir hatten es die

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