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Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Titel: Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Mittsommersonne, die über dem Cole Hill aufgeht, oder das Mondlicht, das die Dinedor-Schlange aufschimmern lässt.»
    Jemand rief
Bravo
und wurde mit Zischen zum Schweigen gebracht. Merrily lächelte.
    «Und das ist kein Heidentum im Sinne von Ungläubigkeit, sondern es ist Heidentum im ursprünglichen Sinn. Also im Sinn des Alten Glaubens der Bewohner ländlicher Gebiete. Es ist ein Verständnis dafür, dass Menschen, die hier vor Tausenden von Jahren lebten, Gott auf andere Weise wahrnahmen. Aber immer lässt es sich auf das Licht zurückführen. Und wir haben einen Vorteil, denn dank dessen, was vor zweitausend Jahren geschehen ist, wissen wir außerdem noch von den höheren Ebenen der Liebe.»
    Sie sah auf, weil sie gehört hatte, dass der Riegel der Flügeltüren angehoben worden war. Fünf Personen gingen Richtung Sakristei. Alles Frauen, bis auf Bliss. Darunter Jane, die Bliss in der Vorhalle erwartet hatte, und eine uniformierte Polizistin. Die dritte Frau war Leonora Stooke und die vierte … verdammt … ausgerechnet Annie Howe. Die Gletscherfrau.
    Sie blieben vor der Sakristei stehen und warteten.
    Sie hatten keinen Schlüssel.
    «Ich möchte, dass wir um dieses Licht und diese Liebe beten. Und dann … mit der Unterstützung unserer unverwüstlichen, heldenhaften Mrs. Huws, deren Haus, wie Sie wissen, heute überschwemmt wurde, werden wir einige Weihnachtslieder singen. Währenddessen muss ich kurz nach hinten.»
    Es war eine schwierige Situation. Sie durfte die Qual Leonora Stookes nicht noch verlängern, die darauf wartete, ihren ertrunkenen Mann identifizieren zu müssen.
    Merrily hielt das Gebet kurz. Anschließend, nach fünfzehn Sekunden Stille, nickte sie Edna zu.

    Die Sakristei wurde gelegentlich als Souvenirshop genutzt. Das war Onkel Teds Idee gewesen, um die Einnahmen der Kirche zu verbessern. Elliot Stookes Körper lag auf dem Tapeziertisch unter dem Buntglasfenster. Noch immer war die blaue Plastikplane über ihn gebreitet, sodass er aussah wie in einen glänzenden Kokon gehüllt. Es roch nach Feuchtigkeit.
    Annie Howe trug einen langen weißen Regenmantel. Sie nickte Merrily zur Begrüßung kurz zu.
    Leonora trug ihre türkisfarbene Gore-Tex-Jacke. Sie war sehr bleich und in ihrer Verzweiflung merkwürdig schön.
    «Ich kann das nicht. Ich kann das einfach nicht.» Sie sah Merrily an, das rote Haar zerzaust, mit glasigem Blick. «Können
Sie
das nicht machen? Ich will ihn nicht so in Erinnerung behalten.»
    «Mrs. Stooke», sagte Howe. «Ich weiß, wie schrecklich das ist, aber es geht wirklich nicht anders.»
    «Ich verstehe nicht, wie das passieren konnte.»
    Merrily sah Jane an der Tür stehen. Sie bedeutete ihr mit einem Blick, wieder in den Kirchenraum zu gehen. Sie konnte nicht glauben, dass Jane die Leiche sehen wollte. Aber Jane sah überhaupt nicht zu dem Tisch hinüber, und sie rührte sich nicht vom Fleck.
    Merrily sah Leonora nicken.
    Die Polizistin ging zu dem Tisch und hob die Plastikplane an. Leonora warf einen Blick auf das Gesicht des Toten und zuckte zurück, als hätte sie einen elektrischen Schlag bekommen. Dann schloss sie die Augen und nickte.
    Sie zitterte am ganzen Körper. Howe führte sie hinaus. Die Polizistin zog die Plastikplane wieder über Elliot Stookes Gesicht. Dann gingen sie alle in den Kirchenraum zurück, und Merrily zog die Sakristeitür hinter sich zu. Ein paar Leute sahen sich um, während sie
Ihr Hirten erwacht
sangen.
    Merrily folgte Bliss in die Vorhalle, in der Lol mit Eirion stand. Dort konnte Merrily endlich mit Leonora sprechen.
    «Sie werden heute Nacht vermutlich nicht nach Cole Barn zurückwollen. Möchten Sie bei Jane und mir bleiben?»
    «Ich übernachte im
Swan
. Und morgen fahre ich weg.»
    Merrily nickte.
    «Und er hätte nicht hierher gebracht werden sollen. Das ist eine vollkommen überflüssige Beleidigung, verdammt noch mal.» Sie sah Merrily wütend an. «Ich vermute, das war
Ihre
Idee.»
    Merrily schwieg, und Leonora wandte ihr den Rücken zu.
    «In diesem Dorf herrscht eine kranke Atmosphäre», sagte sie zu Annie Howe. «Das haben wir beide gespürt.»
    «Mrs. Stooke, wenn Sie mir etwas zu sagen haben, sollten wir vielleicht woandershin gehen.»
    «Ich habe überhaupt niemandem etwas zu sagen.» Leonoras Fäuste spannten das Leder ihrer Handschuhe an, bis es knarzte. «Mrs. Watkins hat uns heute Abend dazu eingeladen, ein paar Leute aus dem Dorf kennenzulernen, aber die haben uns ignoriert, und die anderen …, der ganze Mist,

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