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Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Titel: Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Kirche. Erklärt den Leuten, dass es mir leid tut und ich in zehn Minuten da bin, nachdem ich mit Bliss gesprochen habe.»
    «Mom, du musst diesen Gottesdienst nicht halten. Wir stecken mitten in einer Krise. Nicht mal die Kirche kann …»
    «Und genau deshalb muss ich ihn halten.»
    «Ich war aber noch nicht fertig», sagte Jane.
    Doch Merrily war schon auf dem Weg zur Tür, und hinter ihr begann das Telefon zu klingeln.

    Man sah nur noch den Geist des letzten Wortes.
Hexe.
    James Bull-Davies hatte sich ins Zeug gelegt. Der
Bulle
, wie ihn Lucy immer genannt hatte, weil sie dazu neigte, ihn mit seinen widerlichen Vorfahren in einen Topf zu werfen. Möglicherweise würde sie ihre Meinung jetzt ändern, nachdem sie gesehen hatte, wie er an ihrem Grabstein herumschrubbte.
    Inzwischen war Bull-Davies in der Kirche und sorgte dafür, dass niemand die Sakristei betrat. Jane legte die Hände auf die Rundung des Grabsteins. Das erschien ihr mittlerweile ganz natürlich, es verlieh ihr Stärke und einen klareren Blick auf die Welt. Jedenfalls theoretisch.
    «Ist deine Großmutter, was?»
    Sie sah leicht erschrocken auf.
    «Was machst
du
denn hier? Ich dachte, du bist über Weihnachten heimgefahren. Hab dich schon vor mir gesehen, wie du in Hereford durch die Kneipen ziehst.»
    «Die verdammte Brücke. Hätte früher losfahren müssen. Jetzt sitze ich hier in der Provinz fest.»
    «Du hättest doch mit einem von den Bussen fahren können.»
    «Ich sitze lieber in meiner eigenen Karre, Süße», sagte Gregory. «Abgesehen davon wohne ich nicht in Hereford. Dort ist nicht genug los für mich. Also hab ich gedacht, ich kann genauso gut gleich hierbleiben.»
    «Warst du bei Lols Konzert?»
    «Hast du mich dort nicht gesehen?»
    «Ich habe nicht so richtig viel mitbekommen.»
    «Es war gut», sagte Gregory.
    Die Nacht war nicht mehr so stockfinster, weil die Wolken abzogen, und Jane konnte Gregorys schlaksige Gestalt erkennen. Er wirkte beinahe verhungert. Er trug eine kurze Lederjacke und eine enge schwarze Hose, die aussah, als würde sie an seinen Beinen kleben.
    «Du bist ja ganz nass.»
    Total
durchnässt. Er schien sogar nach Feuchtigkeit zu riechen.
    «Wo ist dein Typ, Jane?»
    «Er hilft dabei … ein paar Leute von Caple End herzuholen.»
    «Bullen?»
    «Kann sein.»
    «Sie haben inzwischen sogar die Fußgängerbrücke geschlossen. Kein Mensch kommt mehr rüber, es sei denn, er legt einen Fußmarsch von zehn Meilen bis zur nächsten Brücke hin. Erzählen sich jedenfalls die Leute. Und wieso kommen die Bullen?»
    «Jemand ist ertrunken.»
    «Echt?»
    «Der Typ, der neben eurem Grabungsareal gewohnt hat. In Cole Barn.»
    «Kenn ich nicht.»
    «Bist du nie dort rübergegangen?»
    «Wozu denn?»
    «Keine Ahnung. Bei einem Spaziergang.»
    «Spaziergang»,
sagte Gregory. «Ihr Leute macht mich echt fertig.»
    «Welche Leute?»
    «Leute, die in so einem Drecksnest wie dem hier wohnen und auch noch …
Spaziergänge
machen.»
    «Hey, es ist nicht meine Schuld, dass du so nass geworden bist.»
    «Hab ich doch auch gar nicht behauptet.» Er wirkte ziemlich genervt. Beinahe wütend. «Blore hast du nicht zufällig gesehen, oder?»
    «Schon eine Weile nicht mehr.»
    «Er hat den Schlüssel zu meinem verdammten Wohnwagen. Hab ich ihm gegeben, als ich dachte, ich würde wegfahren.»
    «Wenn ich ihn sehe … schicke ich jemand zu ihm, der ihm sagt, dass du ihn suchst.»
    «Danke.»
    Jane sagte: «Gregory … du weißt doch noch, was du uns da erzählt hast … wie Blore mit seinen Studentinnen schläft und so.»
    «Und?»
    «Hat er da eine bevorzugt?»
    «Wann?»
    «In letzter Zeit.»
    «Quatsch. Der kann die Weiber doch überhaupt nicht mehr auseinanderhalten, wenn er besoffen ist.» Gregory nickte in Richtung der Leute, die in die Kirche gingen. «Was ist da los?»
    «Mitternachtsgottesdienst … ein bisschen verspätet. Sie warten auf Mom. Sie ist die Pfarrerin.»
    «Wird ja bestimmt ziemlich voll, in so einer Nacht.»
    «Ich glaube, die Leute haben ein bisschen … Angst. Diese Überschwemmung. Der Ertrunkene. Sie brauchen ein bisschen Beruhigung. Außerdem ist heute ja … Heiligabend. Du kannst ja auch in die Kirche kommen, wenn du willst.»
    «Was gibt’s dort?»
    «Na ja, es wird kein normaler Mitternachtsgottesdienst. Nach allem, was heute passiert ist, improvisiert sie vermutlich was.»
    «Ich weiß nicht. Ich war noch nie bei so was. Ich meine …», Gregory zuckte unbeholfen mit den Schultern, «… warum

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